Gurjun

Gurjun

Gurjun, Gurjun-, Gardschanbalsam, Balsamum Gurjunae, Baume de Diptérocarpe, Wood oil, Garjantel, Holzöl, ist der aus dem Stamme von Dipterocarpus incanus Roxb., D. alatus Roxb., D. angustifolius Wight et Arn., D. turbinatus Gaertn. fil. und von andern Dipterocarpusarten in Ostindien (insbesondere in den Küstenländern der Straße von Malacca und in Birma) gewonnene Balsam [1].

Unter einer in den unteren Teil des Stammes geschlagenen Kerbe wird ein Feuer angezündet; der ausfließende Balsam wird in Bambusrohren gesammelt. Es soll aber auch das Feuer direkt in der in den Stamm gehauenen Höhlung angezündet werden [5], [6]. Anders ist dagegen die Gewinnungsweise in Kambodscha. Dort werden die Bäume angebohrt und der in dem Bohrloch (wie bei uns der Lärchenterpentin) sich ansammelnde Balsam mit einem Löffel hervorgeholt [2]. Jeder Baum gibt aus zwei bis drei Höhlungen 130–180 l Balsam (Roxburgh). Die mächtigen Kanäle der Stämme dieser Bäume sind oft über 2 cm weit und füllen sich bisweilen so stark mit Balsam, daß der Stamm mit heftigem Knall berstet [6]. Es wird eine helle und dunkle Sorte unterschieden (Cochinchina): die helle Sorte sondert sich beim Stehen in eine klare, bernsteingelbe obere und in eine graugrünliche, trübe untere Schicht, die dunkle Sorte in eine stark fluoreszierende obere und eine schwarzgrüne untere Partie [3]. Im allgemeinen ist der Balsam dickflüssig, dichroitisch, im reflektierten Lichte trübe, olivgrün, im durchfallenden rötlichbraun, in dünner Schicht durchsichtig, riecht wie Kopaivabalsam, schmeckt gewürzhaft scharf und bitter. Spez. Gew. 0,964. Löslich in Chloroform, Schwefelkohlenstoff, ätherischen Oelen, zum Teil in absolutem Alkohol, Aether, Aceton. Der in der Petrolätherlösung auftretende Bodensatz besteht aus amorphen Flocken und Kristallnadeln. Mit dem fünffachen Gewichte Wasser heftig geschüttelt, bildet der Balsam eine dicke, auch beim Erwärmen sich nicht klärende Emulsion; auf Zusatz von noch einmal so viel Wasser tritt keine Emulgierung mehr ein, der Balsam ballt sich im Gegenteil zusammen, die Flüssigkeit darüber schmeckt bitter und reagiert sauer [4], Durch Erhitzen wird der Balsam stark verändert. Bei 130° ist er sehr verdickt und bleibt so auch, nachdem er wieder erkaltet ist; bei 220° (im geschlossenen Rohre) wird er fast fest. In der Hauptsache besteht er aus ätherischem Oel (80–82%), ferner aus indifferenten amorphen Harzkörpern (sogenannten Resenen), beiläufig 16–18%, Harzsäuren und Bitterstoff. Die Bodensätze, die bisweilen im Gurjunbalsam sich bilden, enthalten kristallinische Ausscheidungen von Phenol- und Resencharakter [6]. Mit 6% Kalk und 12% Magnesia gibt Gurjun (wie der verwandte Kopaivabalsam) ein erhärtendes Gemenge.

Die von Saïgon, Singapore, Kalkutta, Moulmein und Akyab meist nach England gebrachte Ware wird medizinisch und technisch benutzt. Besonders bemerkenswert ist die Anwendung[682] des Balsams als Anstrichmasse, zu Lackfirnissen, Pauspapieren und zur Verfälschung ätherischer Oele [5], S. 237.


Literatur: [1] Hanbury in Pharmaceutic Journal and Transact., Bd. 15, S. 321. – [2] Rigal in Journ. de Pharmac. et Chim. 1884, Bd. 10, S. 251. – [3] Vogl, A., Kommentar u.s.w., II, 1892, S. 459. – [4] Flückiger, Pharmakognosie, Berlin 1891. – [5] Wiesner, Rohstoffe, 2. Aufl., Leipzig 1900, Bd. 1, S. 236. – [6] Tschirch und Weil, Ueber den Gurjunbalsam, Archiv d. Pharm. 1903, Bd. 241, 5. Heft, S. 372 ff.

T.F. Hanausek.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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