Steinerhaltungsmittel [1]

Steinerhaltungsmittel [1]

Steinerhaltungsmittel. Sand- und Kalksteine zu Bauzwecken halten oft dem Einflusse der Witterung nicht stand, indem der Frost mechanisch zerstörend wirkt, und indem Wasser und Kohlensäure der Luft die weichen Kalkteile und die Bindemittel mancher Sandsteine lösen. Dazu treten noch die Wirkungen niederer Organismen, welche sich auf den Steinen ansiedeln. Um der Verwitterung vorzubeugen, sind mancherlei Verfahren [1] vorgeschlagen, doch kommen wohl nur die folgenden ernstlich in Betracht.

1. Ueberziehen mit Wasserglaslösung (Silikatisieren) für Kalksteine, auch für Marmor; man nehme Lösung 1 : 1000 [4]. Hierbei wandelt sich das Calciumkarbonat in Calciumsilikat um, das den Einwirkungen der Atmosphärilien widersteht. Zugleich wird Verschluß aller Poren bewirkt; aber eben dieser Verschluß veranlaßt häufig ein Abblättern der oberen Schicht.

2. Das von Hartmann und Hauers in Hannover hergestellte Testalin; für Sandsteine, auch für Zement, dagegen weniger für Kalksteine geeignet. Durch aufeinander folgende Tränkungen mit einer alkoholischen Lösung von Oelsäurekaliseife und mit einer Lösung von Tonerdeacetat bildet sich unlösliche ölsaure Tonerde, welche dem Wasser den Zutritt verwehrt [2].

3. Anwendung der Keßlerschen Fluate, das sogenannte Fluorieren oder Fluatieren, sowohl für Sand- wie auch für Kalksteine geeignet. Diente auch zum Schütze gefärbter ägyptischer Kalksteinbildwerke. Die Fluate sind wasserlösliche Salze der Kieselfluorwasserstoffsäure, und zwar finden besonders das Aluminium- und Magnesiumsalz Verwendung 3SiFl4, 2AlFl3 und SiFl4, MgFl2. Sie setzen sich mit dem Calciumkarbonat so um, daß Kieselsäure, Calciumfluorid und Tonerde bezw. Magnesiumfluorid neben entweichender Kohlensäure entstehen. Die im Steine verbleibenden Produkte sind unlöslich, schließen aber dabei die Poren nicht völlig,[285] so daß die im Innern des Steines befindliche Feuchtigkeit verdunsten und bei Frost nicht wie bei dem Wasserglasverfahren gegen eine undurchdringliche und dadurch zum Absplittern neigende Oberfläche wirken kann. Zugleich erhöht sich sowohl die Zug- wie auch die Druckfestigkeit der Steine bedeutend, und endlich bietet die Fluatierung auch einen Schutz gegen Mikroorganismen [2]. Für die Tränkung der Oberfläche von Sandsteinen, welche nicht kalkhaltig sind, soll nach Keßler zuerst ein Auftragen mit sogenanntem Avantfluat stattfinden. Avantfluat ist eine Wasserglaslösung, welche mit Aluminiumfluat als unlösliche Produkte 12NaFl, 2AlFl3 (Kryolith) und Kieselsäure bildet. Ueber die Anwendung, Zusammensetzung, Wirkung, Kosten u.s.w. der Fluate s. die eingehende Broschüre von H. Hauenschild [3].

4. Das Szerelmey ist ein neueres für Sandstein (Figuren am Berliner Zeughaus) bewährtes Tränkungsmittel. Es enthält Mineralöl nebst Ceresin oder Paraffin und wohl auch Leinöl.

5. Ueberziehen mit Zaponlack (zaponieren) für Gipsguß und andre in geschützten Räumen stehende Gegenstände. Man nehme 6 : 100 haltende Lösung [5].

Für Marmordenkmäler ist eine Lösung von weißgebleichtem Bienenwachs in Benzin das beste; alle 5 Jahre neu behandeln. Fluat und ferner Testalin wirken dafür ebenfalls gut. Versuchsweise wurde endlich Carnaubawachs verwendet. S.a. Altertümerkonservierung.

Es sei schließlich bemerkt, daß die Verwitterungsfähigkeit nicht allein von der Wasseraufsaugungsfähigkeit abhängt.


Literatur: [1] Deutsche Bauztg. 1894, S. 175. – [2] Ebend., S. 199. – [3] Hauenschild, H., Die Keßlerschen Fluate, Berlin 1895. – [4] Chem. Zeitschr., 2. Jahrg., 1903, S. 203. – [5] Zeitschr. f. Ethnologie, 1904, Heft 1, S. 163. – [6] Steinerhaltungsmittel, Bericht der Kgl. Sächs. Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler, Dresden 1907.

(Rathgen) Moye.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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