Denkmal

Denkmal

Denkmal ist ein bedeutsames Erinnerungszeichen an hervorragende Personen oder wichtige Begebenheiten.

[711] Das älteste Denkmal ist jenes, das über dem Grabe eines hervorragenden Mannes errichtet wurde, und die älteste Form dieses Grabmales der Tumulus, eine große Masse von Erde oder Steinen, zu einem Hügel über der Leiche oder Asche aufgehäuft (ein Mal). Andre Grabdenkmäler sind die Pyramiden in Aegypten, die Dagops in Indien, die Felsskulpturen in Perlten [3]; zu diesen gesellen sich die verschiedenartigsten Formen in Griechenland, die Mausoleen und andre Grabmonumente zu Rom sowie die der neueren Zeit. – Von alters her erhielten aber auch besonders hervorragende Männer und die Herrscher des Landes an andern Orten als den Gräbern Denkmäler, zumeist aus den porträttreuen Statuen der betreffenden Persönlichkeiten bestehend, die im Altertum am häufigsten in der Nähe der Tempel, später auf öffentlichen Plätzen errichtet wurden. In ähnlicher Weise werden besonders wichtige Begebenheiten durch monumentale Kunstwerke der Nachwelt in Erinnerung gebracht. So wurden z.B. bei den olympischen Spielen oder den choragischen Wettkämpfen den Siegern Dreifüße als Preis zuerkannt, die sie an einer bestimmten Straße in Athen (der Tripodenstraße) aufstellen konnten. Die Dreifüße standen entweder auf einer Säule oder in größeren baulichen Anlagen; so entstanden die choragischen Denkmäler, deren bedeutendstes das des Lysikrates ist. In weit hervorragenderer Weise aber sind die Siege der einzelnen Völker durch größere Denkmäler gefeiert worden. Aus dieser Veranlassung wurden schon im Altertum Tempel oder tempelartige Gebäude (Votivtempel) errichtet, z.B. das bekannte Nereidendenkmal von Xanthos, das zur Feier der Eroberung von Telmissos durch die Xanthier errichtet wurde. Aehnliche Anlagen finden sich aber auch in der christlichen Kunft; hier wurden nicht nur im Mittelalter, sondern auch in der neuesten Zeit kirchliche Gebäude (Votivkirchen) zur Erinnerung an Siege, Friedensschlüsse, Errettung aus harter Bedrängnis oder Verunglückung zahlreicher Personen u.s.w. hergestellt. Beispiel: Votivkirche in Wien [6] sowie das Sühnhaus daselbst, letzteres erbaut über der Stätte der abgebrannten komischen Oper u.s.w. Hervorragende Siege wurden auch nicht selten durch Säulen (Siegessäulen) gefeiert, ein Gebrauch, der sich bis in die neueste Zeit erhalten hat (z.B. Siegessäule in Berlin u.s.w.). Seesiege wurden durch Säulen mit Schiffsschnäbeln verziert (columna rostrata) charakterisiert (z.B. die Säule des Duilius in Rom, in neuester Zeit das Tegethoff-Denkmal in Wien). Desgleichen sind die antiken Triumphbögen in der Regel zur Erinnerung an bedeutende Siege und den durch dieselben gezogenen Triumphzug errichtet worden [2]. Eine ähnliche Bedeutung haben die Obelisken, die zuerst in Aegypten, später aber auch im Abendlande zum Andenken an wichtige Begebenheiten aufgestellt wurden. Im weiteren Sinne sind alle bedeutenden Bauwerke und Monumente als historische oder künstlerische Denkmäler eines Landes, einer Stadt oder einer bestimmten Kunstperiode aufzufassen [1], [4], [5], [7].


Literatur: [1] Lübke, W., und Lützow, C., Denkmäler der Kunst u.s.w., Stuttgart 1877/79. – [2] Kuhn, A., Die Denkmale des christlichen und des heidnischen Rom in Wort und Bild, Einsiedeln 1878. – [3] Stolze, F., Persepolis, Berlin 1882. – [4] Weerth, E., Kunstdenkmäler des christl. Mittelalters in den Rheinlanden, Leipzig 1880. – [5] Bauwerke, Die klassischen, des Mittelalters und der Renaissance in Deutschland, Frankfurt 1878/79. – [6] Thausing, M., Die Votivkirche in Wien, Wien 1879. – [7] v. Wussow, Die Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten der Gegenwart, Berlin 1884, 2 Bde.



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