Elastizitätsgrenze [2]

Elastizitätsgrenze [2]

Elastizitätsgrenze, ursprüngliche und natürliche. Die Unterscheidung rührt von Bauschinger her [1]. Kommt die Aenderung der Elastizitätsgrenze durch mechanische Behandlung und andre Einwirkungen in Betracht, so nannte Bauschinger ursprüngliche Elastizitätsgrenze diejenige im Anlieferungszustande des Materials. Auf Grund von Versuchen mit Schweißeisen und Bessemerstahl zog er folgende Schlüsse [1], S. 33, [2], S. 109:

1. Durch Belasten auf Zug oder Druck über die Elastizitätsgrenze hinaus wird die Elastizitätsgrenze für Druck bezw. Zug bedeutend erniedrigt, und um so mehr, je höher jene Belastungen über der betreffenden Elastizitätsgrenze liegen, und werfen schon verhältnismäßig geringe Ueberschreitungen der Elastizitätsgrenze für eine Belastungsart die Elastizitätsgrenze für die Beladung im entgegengesetzten Sinne bis auf Null herab. Wenn eine so erniedrigte Elastizitätsgrenze durch Belasten im gleichen Sinne wieder gehoben wurde und dann überschritten wird, so fällt sofort die Elastizitätsgrenze für die Beladung im entgegengesetzten Sinn wieder auf Null oder fast auf Null herab. Die Zeit ist bei diesen Vorgängen ohne oder doch nur von geringem Einfluß, d.h. die durch Zug oder Druck erniedrigte Elastizitätsgrenze für Druck oder Zug hebt sich, wenigstens im Verlaufe der nächsten 3–4 Tage, nicht wieder und im Verlauf der nächsten Wochen, wenn überhaupt, doch nur wenig (vgl. Elastische Nachwirkung). 2. Durch allmählich anwachsende, zwischen Zug und Druck wechselnde Spannungen kann die Elastizitätsgrenze für entgegengesetzte Beanspruchung erst dann erniedrigt werden, wenn jene Spannungen die ursprüngliche Elastizitätsgrenze überschreiten. 3. Wenn die Elastizitätsgrenze für Zug oder Druck durch vorausgegangene Beladung auf Druck bezw. auf Zug, die über der ursprünglichen Elastizitätsgrenze lag, erniedrigt worden ist, so kann sie durch allmählich anwachsende, zwischen Zug und Druck wechselnde Belastung wieder gehoben werden, aber nur bis zu einer Grenze, die beträchtlich unter der ursprünglichen Elastizitätsgrenze liegt.

Die in Satz 3 erwähnte Grenze nannte Bauschinger die natürliche Elastizitätsgrenze [1], S. 49. Er suchte dann darzutun, daß die letztere mit der Schwingungsfestigkeit des Materials (s. Arbeitsfestigkeit) übereinstimmt [1], S. 49, [2], S. 116.


Literatur: [1] Bauschinger, Mitteilungen u.s.w., Heft 13 (Ueber die Veränderung der Elastizitätsgrenze u.s.w.), München 1886. – [2] Weyrauch, Die Festigkeitseigenschaften und Methoden der Dimensionsberechnung u.s.w., Leipzig 1889. – [3] Martens, Handbuch der Materialienkunde für den Maschinenbau, I, Berlin 1898, S. 207. – [4] Tetmajer, Die angewandte Elastizitäts- und Festigkeitslehre, Leipzig und Wien 1904, S. 2.

Weyrauch.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elastizitätsgrenze [1] — Elastizitätsgrenze für Zug, Druck, Schub u.s.w. wurden früher diejenigen Beanspruchungen pro Flächeneinheit genannt, bei deren Ueberschreiten bleibende Formänderungen eintreten, während die Körper nach geringeren Beanspruchungen wieder… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Elastizitätsgrenze — Als Elastizitätsgrenze eines Materials oder Werkstoffes bezeichnet man die Größe der mechanischen Spannung, bei deren Überschreiten eine nicht reversible Dehnung oder Stauchung bzw. plastische Verformung auftritt. Im Spannungs Dehnungs Diagramm… …   Deutsch Wikipedia

  • Elastizitätsgrenze — Elas|ti|zi|täts|gren|ze 〈f. 19〉 die durch Zug, Druck od. Biegung hervorgerufene Spannung, bis zu der ein Werkstoff sich nur elastisch verformt, also keine bleibende Formänderung erfährt * * * Elastizitätsgrenze,   Werkstoffkunde: diejenige… …   Universal-Lexikon

  • Elastizitätsgrenze — tamprumo riba statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. elastic limit; limit of elasticity vok. Elastizitätsgrenze, f rus. предел упругости, m pranc. élasticité limite, f; limite d’élasticité, f; limite élastique, f …   Fizikos terminų žodynas

  • Elastizitätsgrenze — Elas|ti|zi|täts|gren|ze …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Elastizitätsgrenze — Spannung, bis zu der keine bleibenden Formänderungen auftreten …   Erläuterung wichtiger Begriffe des Bauwesens

  • Dauerversuche [1] — Dauerversuche bezwecken, das Verhalten der Materialien gegenüber mehr oder weniger lange anhaltender oder mehr oder weniger oft wiederholter Inanspruchnahme durch äußere mechanische oder chemische Einflüsse zu ermitteln. Im nachstehenden tollen… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Elastische Nachwirkung — Elastische Nachwirkung. Die durch ruhende Belastung oder andre statische Einwirkungen äußerer Kräfte erreichbare Gruppierungsänderung der Teilchen eines festen Körpers tritt im allgemeinen nicht sofort vollständig ein; man hat noch nach Tagen und …   Lexikon der gesamten Technik

  • Elastizität — (neulat., abzuleiten v. griech. elaúnein, »antreiben, in Bewegung setzen«; Schnellkraft, Federkraft) ist das Bestreben der festen Körper, nach erlittener Änderung ihrer Gestalt (Deformation) die ursprüngliche Form wieder anzunehmen. Im… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Festigkeit — Festigkeit, der Widerstand, den feste Körper der Zerstörung (Trennung oder Verschiebung ihrer Teile) durch äußere Kräfte (Belastungen) entgegensetzen (tropfbar flüssige und gasförmige Körper besitzen keine F.). Unter der Einwirkung äußerer Kräfte …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”