Mähmaschinen

Mähmaschinen

Mähmaschinen dienen zum Abschneiden der Halme oder der nicht allzu dicken Stengel der Nutzpflanzen. Man unterscheidet Grasmähmaschinen, welche die Halme oder Gräser nur abschneiden und eventuell aus der Spur der nächsten Fahrt bringen, Getreidemähmaschinen, welche die Halme in bestimmten Mengen geordnet ablegen, und Garbenbindmaschinen (Selbstbinder, Bindemäher), die gleichzeitig fertige, gebundene Garben bilden. Eine besondere Art der Mähmaschinen sind die Rasenschermaschinen (s.d.).

Die Grasmähmaschine (Fig. 1), zum Mähen von Gras, Klee und sonstigem Grünfutter, besteht aus dem Fahrgestell mit Triebwerk, das die Bewegung nach vorwärts auf eine Kurbel überträgt, und aus dem linksseitigen Schneidewerk (Vorderschneider; die sogenannten Hinterschneider, bei denen das Schneidewerk hinter den Fahrrädern angeordnet ist, fanden keine Verbreitung). Das Schneide- oder Messerwerk (Fig. 2) setzt sich zusammen aus dem Fingerbalken, einer mit geschlitzten Fingern versehenen Stahlschiene und dem Messer, das einen mit etwa 20 dreieckigen Messerplättchen versehenen Stahlstab darstellt. Verbindet man das Messer durch die Kurbelstange mit der Kurbel, so wird beim Fahren das Messer in dem Fingerbalken hin und her geschoben; die Messerchen erhalten ihre Führung in den Schlitzen der Finger und schneiden die in ihrem Bereich liegenden Halme ab, indem die Messerschneiden als scharfe, die Fingerkanten als stumpfe Teile einer Schere wirken. Durch das entweder von der Fahrradachse oder einem Zahnkranz des linken Rades aus angetriebene Zahnradgetriebe erhält die Kurbel auf eine Umdrehung der Fahrräder 20–22 Umdrehungen, und somit liefert die Sichel 40–44 Schnitte. Das Aus- und Einrücken des Getriebes erfolgt vom Kutschersitz aus durch einen Handhebel, der gleichzeitig auch mit einem Fußhebel verbunden sein kann; zum Heben und Senken des Schneideapparates dient der rechtzeitige lange Hebel, während der kürzere zum Senken der Fingerspitzen benutzt wird, um eine niedere Stoppel zu erhalten. Für den Transport wird der Fingerbalken senkrecht aufgestellt und festgehakt. Beim Mähen fährt man von außen anfangend rund um das Feld herum. Damit bei der zweiten u.s.w. Fahrt das linke Rad nicht über das geschnittene Gut hinweggeht, ist an der äußeren Seite des Messerwerks ein Spurreiniger angebracht, der das Gut nach innen zusammenschiebt. Die Räder müssen mit einer einseitig wirkenden Kupplung (Freilaufkupplung) ausgerüstet sein, damit beim Wenden an den Ecken das eine Rad gegen das andre zurückbleiben kann. Die Arbeitsbreite ist 1,2–1,4 m, die nötige Zugkraft beträgt 70–150 kg pro Meter, also sind zum Betrieb zwei mittlere Pferde nötig. Der Preis beträgt etwa 350 ℳ., die Leistung darf pro Tag mit 3,5 ha gerechnet werden.

Die Getreidemähmaschine (zum Schnitt des reifen Getreides sowie zum Ablegen desselben in zusammenhängenden Schwaden oder in Haufen verschiedener Größe) besteht aus zwei Hauptteilen: der Mähmaschine selbst und der Ablegvorrichtung. Die erstere ist fast übereinstimmend in ihrem Bau mit der Grasmähmaschine, doch ist meist nur ein einziges Fahrrad vorhanden, das Triebwerk weist eine weniger starke Uebersetzung auf, so daß die Messergeschwindigkeit kleiner wird, der Schneideapparat ist stärker und breiter, auch werden teilweise Sägmesserchen anstatt solcher mit scharfen Schneiden gewählt. Durch die Ablegvorrichtung muß das abgeschnittene[271] Getreide nach rückwärts und links seitlich geschafft werden, so daß es hinter die Fahrräder der Maschine zu liegen kommt, damit eine freie Bahn für die Pferde entsteht und diese nicht auf das geschnittene Getreide treten müssen. Man unterscheidet Getreidemähmaschinen mit Handablage und solche mit selbsttätiger Ablage. Die ersteren (Fig. 3) werden gewöhnlich aus den Grasmähmaschinen dadurch hergestellt, daß an den Messerbalken ein Lattenrost angehängt und auf das Gestell ein zweiter Sitz aufgeschraubt wird, auf dem der Arbeiter Platz nimmt, der die auf den Lattenrost fallenden Halme mittels eines Rechens nach rückwärts und hinter die Fahrräder der Maschine schafft, sobald sich so viel angesammelt hat, daß es eine Garbe gibt, wobei er mittels eines Fußhebels den Rost hinten nach abwärts kippt. Diese Maschinen eignen sich nur für den Kleinbetrieb und für Wirtschaften mit überwiegendem Grasbau. Bei den Getreidemähmaschinen mit selbsttätiger Ablage (Fig. 4) besteht die Ablegvorrichtung aus mehreren Rechen g, die sich langsam um eine senkrechte Welle drehen und dabei entweder die stehenden Halme gegen das Messerwerk m anlegen oder die geschnittenen Halme garbenweise über den Ablegtisch b seitlich hinter der Maschine ablegen. Zur Ausführung dieser Bewegung der Rechen dient eine Kurvenführung K, die durch eine (meist vom Führersitz aus verstellbare) Weiche in zwei Teile zerfällt. Je nach Einstellung dieser Weiche können die Rechen einzeln oder zu mehreren so geführt werden, daß sie die Halme nur gegen das Messerwerk anlegen und in einem gewissen Abstande über den Ablegtisch hinweggehen, oder so, daß sie die auf dem Tisch gesammelten Halme von letzterem herunterstreichen. Während des Leerhubes werden die Rechen so hoch gehoben, daß sie den auf dem Sitz befindlichen Arbeiter nicht treffen können. Um zu verhindern, daß die Halme in das Getriebe der Maschine kommen, ist das Brett e vorgesehen. Dieses sowie der oder die Aehrenheber f dienen auch noch dem Zweck, die überhängenden Aehren so anzuheben, daß sie nicht in den Bereich des Messerwerks gelangen können. Durch den Teiler d wird eine reinliche Scheidung der stehenbleibenden von den geschnittenen Halmen erzielt. Als Haupttrag- und Antriebsrad dient das Rad a. Während der Arbeit wird der Ablegtisch und das Messerwerk außerdem durch das Rad c gestützt. Zum Transport auf Wegen werden die Rechen und der Tisch hochgeklappt. Das Rad c wird dann abgenommen und auf eine am Maschinenrahmen befindliche Achse aufgedeckt. Eine gute Ablage ohne Zerstreuen einzelner Halme zwischen den Haufen erreicht man durch richtige Einstellung des Rechenkopfes wie der Rechen selbst sowie durch leichtes Neigen der Plattform, so daß die Finger mit der Spitze etwas gesenkt sind. Bei ebenen und steinfreien Flächen kann die durch einen Hebel und das an der äußeren Seite der Plattform befindliche Rad einzustellende Stoppelhöhe sehr gering (5–8 cm) gewählt werden; andernfalls und bei Getreide, das in der Arbeitsrichtung gelagert ist, wird die Stoppel wesentlich länger. Es läßt sich also nur ganz oder annähernd aufrechtstehendes oder gegen den Schneideapparat gelagertes Getreide tadellos mähen; in andern Fällen läßt entweder Stoppelhöhe oder Ablage zu wünschen übrig. Bei der Arbeit ist wichtig: gutes Schmieren, Verwendung von Pferdeschonern, nicht zu rasches Fahren mit ruhigen Pferden, Wechselgespann (Zugkraft 50–100 kg pro Meter Schnittbreite), scharfe Messer, gerade Fahrbahn, Arbeit mit voller Schnittbreite und Unterbrechung der Ablage[272] an den Ecken des Feldes. Die Tagesleistung schwankt bei Maschinen von 1,5 m Schnittbreite zwischen 3 und 5 ha, die Preise betragen 450–600 ℳ., während die Preise der Getreidemähmaschinen für Handablage zwischen 350 und 475 ℳ. sich bewegen. Die Mehrzahl der amerikanischen Maschinen zeichnet sich durch Handlichkeit, großen Spielraum in der Ablage, geringe Zugkraft und geringes Gewicht aus; letzteres wird erreicht durch ausgedehnte Verwendung von schmiedbarem Guß. Sie passen besonders gut zum Mähen nicht zu langen, aufrechten Getreides auf der Ebene und auf hügeligem Terrain. Die englischen Maschinen sind schwerer, stärker, zugleich einfacher gebaut und erfordern mehr Zugkraft. In Deutschland sucht man die Vorzüge beider Systeme zu verbinden.

Bei den Garbenbindemaschinen (Selbstbindern, Bindemähern) wird das geschnittene Getreide durch einen einstellbaren Haspel a auf ein endloses Fördertuch aufgelegt und durch dieses dem Bindeapparat zugeführt. In letzterer Hinsicht unterscheidet man die Hoch- und Tiefbinder. Bei den ersteren (Fig. 5) werden die Halme durch das Tuch b den beiden Elevatortüchern c und d zugeführt, die es über das Antriebs- und Tragrad e hinweg auf den Bindetisch heben. Hier werden die Halme durch die Packer a (Fig. 6) gegen einen Bügel b gepackt, der mit dem Bindeapparat k (Fig. 5) in Verbindung steht. Sobald durch das stetige Zupacken von Getreide der Druck auf den Bügel entsprechend stark wird, biegt er sich zurück und bringt dadurch den Bindeapparat in Tätigkeit. Die fertig gebundene Garbe wird selbsttätig abgelegt, fällt zu Boden oder in einen Sammelkorb m, der vier Garben faßt; dieser kann dann durch einen Fußhebel entleert werden. Damit die Stoppelenden der Garben stets in einer Ebene liegen, werden die Halme auf dem Bindetisch durch einen schnell hin und her schwingenden Staucher s gerichtet. Das Einstellen des Tisches und des Messerwerks in die gewünschte Höhenlage (Stoppelhöhe, Transportstellung) erfolgt durch ein Zahnradgetriebe von der Kurbel o aus.[273] Die zu den andern Einstellungen notwendigen Hebel sind vom Führersitz leicht erreichbar. Bei den Tiefbindern (Fig. 7) fallen die aufsteigenden Elevatortücher c, d fort. Statt deren hebt ein mit Greifern versehener Zylinder c das Getreide nur 38 cm hoch auf eine Reihe flachliegender Arme a, die es von den Greifern des Zylinders abnehmen und sammeln. Ist die gewünschte Garbengröße erreicht, so geht der den Faden führende Nadelarm hoch, die Garbe wird umschlungen, gebunden und nach rückwärts abgelegt.

Bei beiderlei Selbstbindern ist der wichtigste, aber auch komplizierteste Teil der Bindeapparat. Die Abbildung des Bindetisches des Selbstbinders von Mc. Cormick (Fig. 6) zeigt, wie das Getreide durch die Packer a a gegen den Bügel b angedrückt wird, das Getreide legt sich auf die bei c festgeklemmte und über den Spanner d führende Bindeschnur, die von da zur Nadel e führt. Wird nun der Druck gegen b entsprechend groß, so rückt sich der Bindemechanismus ein, die Nadel tritt aus dem Schlitz des Bindetisches hervor, bewegt sich im Bogen, die Bindeschnur mitführend, über die schon nahezu geformte Garbe und legt die Schnur neben das vom Schnurhalter eingeklemmte Schnurende über den Bügel des Knüpfers. Dieser sitzt am unteren Ende einer senkrechten Welle, die ein konisches Rädchen trägt (Fig. 8) Sowie nun eine halbe Drehung erfolgt, ist die Stellung wie Fig. 9. Bei fortgesetzter Drehung wird der Kugelkopf T durch eine Führung niedergedrückt, dadurch hebt sich der Finger M und die beiden Schnüre treten zwischen die beiden Finger ein (Fig. 10). Schließen sich diese wieder (Fig. 11) und wird die Schlinge vom Knüpfer abgezogen, so ziehen sich die Schnurenden, welche bei MF leicht festgehalten werden, durch die Schlinge, und es entsteht ein Knoten oder eine Schlaufe (Fig. 12), bei der die abgeschnittenen Enden bei A liegen, während die Enden G zu der die Garbe umschlingenden Schnur gehören. Sowie der Knoten in dieser oder ähnlicher Weise fertig ist, wird selbsttätig die Schnur abgeschnitten und das andre Ende festgeklemmt, die Garbe wird abgeworfen, die Nadel zieht sich die Schnur legend zurück, die Packer treten wieder in Tätigkeit, und das Spiel beginnt von neuem. Im einzelnen kommen bei den verschiedenen Selbstbindern Abweichungen bezüglich der Konstruktion des Bindeapparats und der Wirkungsweise des Knüpfers insofern vor, als in Knoten oder Schlaufen gebunden wird. Das erstere ist der Schnurersparnis wegen vorzuziehen. Der Schnurvorrat befindet sich in Form einer Rolle in einem Blechzylinder; von hier aus geht die Schnur durch eine verstellbare Klammer auf Umwegen zur Nadel, und hat man es durch mehr oder weniger starkes Klemmen in der Hand, die Garben lose oder fest zu binden. Die Packer sollen so geformt sein, daß eine im Querschnitt runde und nicht ovale Garbe entsteht, da man etwas weniger Schnur braucht und die äußeren Halme weniger geknickt werden. Die Stelle, an der die Garbe gebunden wird, läßt sich beliebig wählen, da der ganze Bindetisch während der Arbeit durch einen Hebel verschoben werden kann. Die Größe der Garben läßt sich verändern durch Einstellen des Bügelst b (Fig. 6); wird er als langer Hebel eingeteilt, so genügt schon ein schwacher Druck für das Einrücken des Bindeapparats – es werden kleine Garben gebunden – und umgekehrt. Zum Betriebe sind nötig zwei oder drei Pferde, ein Mann und eventuell ein Junge, den man bei drei Pferden am heften auf das Sattelpferd setzt, damit der Führer seine ganze Aufmerksamkeit der Maschine zuwenden kann.

Trotz des etwas komplizierten Baues und trotzdem tadellose Arbeit nur bei nicht lagerndem Getreide und ebenem, steinlosem Boden geliefert wird, haben sich die Selbstbinder von Amerika aus jetzt auch in Deutschland in größeren Betrieben mit gutem Erfolg sehr verbreitet. Der im Jahrbuch der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1891, S. 297–331, enthaltene Bericht über die Prüfung von Selbstbindern gibt wertvolle Anhaltspunkte für die Beurteilung derselben. Die Zugkraft schwankt beim Schnitt von Roggen und Weizen im Mittel zwischen 208 kg (Adriance) und 290 kg (Hornsby) oder pro Meter Schnittbreite zwischen 155 und 204 kg; daraus geht hervor, daß für den Betrieb der leichtzügigen Maschine zwei gute Pferde genügen, während für andre drei Pferde nötig sind. Bei einer Konkurrenz in Gröbzig 1894 ergab sich der mittlere[274] nötige Pferdezug pro Meter Schnittbreite mit 209 kg, der Verbrauch an Bindeschnur mit 5 kg pro Hektar. Als solche verwendet man am besten Manilahanf. Die tägliche Leistung schwankt zwischen 3 und 4 ha, und man wird bei genauer Rechnung finden, daß sich die Kosten des Mähens und Bindens mit einem guten Selbstbinder pro Hektar um 9–12 ℳ. billiger stellen als beim Mähen mit der gewöhnlichen Getreidemähmaschine und Aufbinden von Hand und noch billiger als bei vollständiger Handarbeit. Die Preise bewegen sich zwischen 900 und 1100 ℳ.

Handmähmaschinen sind nur als Rasenmähmaschinen in Gebrauch. Bei ihnen wird das Abschneiden des durch eine Walze angedrückten Grases durch eine um eine wagerechte Achse rotierende Messertrommel besorgt.

Bezugsquellen für Mähmaschinen: Walter A. Wood, Hoosick-Falls; Massey Harris, Toronto (Kanada); Osborne & Co., Auburn (New York); Deering Harvester Comp., Chicago; Piano Harvester Co., Chicago; Adriance, Platt & Co., Poughkeepsie (New York); Mc Cormick, Bradford (Kanada); ferner Chr. Wery, Zweibrücken; F. Zimmermann, Halle; Erzgebirgische Maschinenfabrik, Schlettau; Vereinigte Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen, vorm. Epple & Buchsbaum, Augsburg u.a.


Literatur: Nachtweh, Beiträge zur Kenntnis und Studium der Mähmaschinen, 1904.

Wrobel.

Fig. 1.
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Fig. 2.
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Fig. 3.
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Fig. 4.
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Fig. 5.
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Fig. 6.
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Fig. 7.
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Fig. 8., Fig. 8a., Fig. 9., Fig. 10., Fig. 11., Fig. 12.
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http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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