- Heliograph
Heliograph nennt man einen besonders zur optischen Telegraphie ausgebildeten und dementsprechend gebauten Heliotropen (s.d.), mit dem man in einfacher Weise verabredete Zeichen oder auch das Morsealphabet, dargestellt durch längere und kurze Lichtgabe, übermitteln kann.
Diese Heliographen, von denen die nebenstehende Figur eine in den deutschen Kolonien, besonders Südwestafrika, sehr gebräuchliche Form darstellt, bestehen aus einem Hauptspiegel a, welcher sowohl um eine horizontale (b) als auch um die Vertikalachse bei c im Kopf des Stativs drehbar ist. Dadurch kann wie bei den einfachen Heliotropen die Fläche des Spiegels so gestellt werden, daß das von ihr reflektierte Sonnenlicht nach einem Punkt, nach dem hin die Zeichen gegeben werden sollen, gerichtet wird und in dieser Richtung beim Fortschreiten der Sonne während ihrer scheinbaren täglichen Bewegung erhalten werden kann. Dazu dienen die Klemmen und Feinbewegungsschrauben bei d und f. Um die Richtung nach dem Signalpunkt zu finden, kann in die Achsenlager b b ein um eine gleiche Achse wie der Spiegel selbst drehbares Fernrohr, Krimstecher u. dergl. eingelegt werden. Bei h wird ein Arm mit einer Spitze oder einer sonstigen Marke eingedeckt, welche dann mittels des Fernrohres so gestellt werden kann, daß sie sich genau in der Richtung nach dem anzuvisierenden Punkt befindet. Ist der Spiegel wieder eingesetzt und das reflektierte Sonnenlicht ebenfalls auf das unverrückt stehengebliebene Zeichen eingestellt, so wird dasselbe auch von dem anvisierten Punkt aus gesehen werden müssen. Steht die Sonne zur Zeit des Depeschenwechsels ungünstig (z.B. im Rücken des Signalisierenden), so kann durch einen zweiten Hilfsspiegel k, der bei h in den Arm g eingesetzt wird, mittels indirekter Beleuchtung des Hauptspiegels signalisiert werden. Um die Zeichen bequem geben zu können, was bei gewöhnlichen Heliotropen auch wohl durch Abblendung geschehen kann, ist der Spiegel a mit einer tasterähnlichen Einrichtung t versehen, wodurch durch ein einfaches Niederdrücken des Knopfes der Spiegel um seine Horizontalachse um einige Grad gedreht werden kann; eine Sender bewirkt sofort das Zurückgehen in die Signallage. Dadurch wird das Strahlenbündel, welches etwas über 1/2° Oeffnung hat, vom Empfangsort genügend abgelenkt und nicht mehr wahrnehmbar.
Diese Art des Telegraphierens hat sich in neuerer Zeit in Gegenden mit anhaltendem Sonnenschein, z.B. in Südwestafrika während des Eingeborenenaufstandes, vorzüglich bewährt. Mittels Sonnenlichtes und Beobachtung der Signale durch ein Fernrohr ist die Reichweite 150 bis 200 km, bei Nacht und mittels künstlichen Lichtes 60 bis 100 km. Solange nicht die radiotelegraphischen Einrichtungen genügend ausgebaut sind, ist die Heliotelegraphie von großer Bedeutung.
Die nötigen Apparate werden von vielen feinmechanischen Werkstätten gebaut, besonders von R. Fueß in Berlin-Steglitz und s. Sartorius in Göttingen.
L. Ambronn.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.