- Kacheln
Kacheln bestehen in der Regel aus einer quadratischen oder rechteckigen Platte, auf deren hinterer Seite ein rundum laufender Rand angebracht ist (s. die Figur). Die Platte kann auf der Oberfläche völlig eben oder mit mehr oder weniger großen Vertiefungen versehen, sie kann einfarbig oder bunt bemalt sein. Außer diesen rechteckig geformten Kacheln werden noch Eckkacheln nötig, welche, im rechten Winkel gebogen, einerseits die Breite einer ganzen und anderseits die Breite einer halben Kachel besitzen; ferner sind noch Gesimskacheln für die Abschluß- und Fußgesimse oder sonstige Zwischenglieder der Kachelöfen und Kamine erforderlich, welche Formkacheln durchweg von Hand geformt werden.
Die Größe der glatten Kacheln ist nicht überall die gleiche, die gewöhnlichen Kacheln messen z.B. in Berlin 21 × 24 cm, während die sogenannten altdeutschen Kacheln vielfach eine Größe von 21 × 21 cm haben. Die Herstellung der Kacheln geschah früher fast ausschließlich von Hand; neuerdings werden sowohl die glatten als auch die gemusterten Kacheln einschließlich der Eckkacheln vielfach maschinell geformt. Bei Handanfertigung wird der zugerichtete Ton in entsprechenden Stücken abgeschnitten und dann durch Klopfen auf einem ebenen Tische zu einem etwa 1 cm starken Tonblatt ausgebreitet, welches der Größe der Kachel entsprechend beschnitten wird; hierauf wird ein schmales Tonband auf der Rückseite der Kachel auf das Tonblatt hochkantig aufgesetzt und durch Andrücken ordnungsmäßig mit dem Tonblatte befestigt. Soweit die Kacheln reliefartig verziert sind, werden dieselben in Gipsformen abgeformt. In größeren Kachelfabriken bedient man sich auch zur Herstellung der Kacheln der Maschinen, welche den Ton in vorgesetzte oder untergeschobene Formen hineinpressen, aus denen dann die fertigen Kacheln leicht herausgenommen werden. Ist die Kachel so weit hergestellt, so wird dieselbe getrocknet und hierauf gebrannt; nach dem Brennen werden die geschrühten Kacheln mit der Glasurmasse begossen und, wenn diese aufgetrocknet ist, ein zweitesmal gebrannt. Die glatten, weißen Kacheln werden vor dem Begießen vielfach erst abgeschliffen, um eine glattere Oberfläche zu erhalten. Die weiße Farbe ist schwerer rein zu erhalten als die bunte. Werden die Kacheln farbig bemalt, so hat man bei dem Aufbrennen der Farben darauf zu sehen, daß diejenigen Farben, welche die größte Hitze zum Aufbrennen erfordern, zuerst und diejenigen Farben, welche weniger Hitze brauchen, zuletzt aufgebrannt werden, da sonst die leicht schmelzenden Farben durch den späteren schärferen Brand wieder zerstört würden; soweit die Kacheln mit Golddekoration versehen werden, ist letztere zuletzt anzubringen. Vgl. Kunstgewerbe, Tonwaren.
Literatur: Schumacher, W., Die keramischen Tonfabrikate, Weimar 1884; Brömse, Fr., Die Ofen- und Glasurfabrikation, Weimar 1896.
Dümmler.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.