Kopal [1]

Kopal [1]

Kopal, Kopalharz ist die Kollektivbezeichnung für verschiedene, im allgemeinen sehr harte, dem Bernstein im Aussehen nahestehende Harze; im englischen Handel führen sie den Namen Anime, womit bei uns nur die weichsten Sorten bezeichnet werden.

Nach ihrem Vorkommen unterscheidet man fünf Gruppen: I. Ostafrikanische Kopale, von Trachylobium Mossambicense Klotzsch stammend. – II. Westafrikanische Kopale, von Guibortia copallifera Ben. und von Copaifera Demeusii Harms und vielleicht auch Cynometra semiflora Harms. – III. Kauri-Kopal von Dammara australis Don. aus Neuseeland und Neukaledonien. – IV. Manilakopal von Dammara orientalis Lam. – V. Südamerikanische Kopale von Hymenaea Courbaril L., Hymenaea Olfersiana Hayne, Hymenaea guianensis Aubl., Hymenaea stilbocarpa Hayne [1]–[3]. Im Handel unterscheidet man die Kopale auch als harte und weiche Sorten. Uebergießt man ein größeres, wenigstens 500 g betragendes Muster mit Wasser von 75–80° und läßt man es einige Zeit mit dem Wasser in Berührung, so wird der weiche Kopal an der Oberfläche milchig trübe und elastisch, so daß man mit dem Finger einen Eindruck bewirken kann. Harte Kopale bleiben hierbei völlig unverändert [4]. Die Kopale der drei ersten Gruppen sind rezentfossile Harze, die aus den oberen Erdschichten ausgegraben werden; Manila- und südamerikanische Sorten werden von Rinde und Wurzel der betreffenden Bäume gesammelt.

Besonders wichtig für die Wertbeurteilung der Kopale ist die Bestimmung des Schmelzpunktes: Nach Bamberger und Riedl [1], S. 268, findet man den unteren Schmelzpunkt des feingepulverten Kopal im Anschütz-Schultzschen Apparat, den oberen durch vorsichtige Erhitzung im Metallbade; ersterer ist der wichtigere. Für Manila wurde der erstere bei 103°, für harten Angola bei 125, für Sansibar bei 139 und bei 158, für brasilianischen bei 77° gefunden.

I. Ostafrikanische Kopale. Zu diesen gehören der Kopal von Sansibar, von Mosambik, von Madagaskar, der Inhambane-Kopal von Mosambik und aus dem Nyassaland und der Lindikopal aus Deutschostafrika [8]. Sie werden an der Südküste Afrikas zwischen dem 5. und 15.° südlicher Breite und auf Madagaskar gegraben und gelangten früher auf ostindischen Schiffen nach Europa. Daher der Name ostindischer oder Bombay-Kopal. Da sie stets von einer Verwitterungskruste umhüllt sind, so müssen sie geschält (abgekratzt) oder (mit Soda- oder Pottaschenlauge) gewaschen werden. Die große Kopalwäscherei in Salem in Nordamerika gab zu der Bezeichnung Salem-Kopal Veranlassung [2]. Der durch seine ausgezeichneten Eigenschaften am meisten von allen Sorten geschätzte Sansibar-Kopal bildet Körner oder platte, bis 2 dm große Stücke, die vollkommen klar und rein, durchsichtig, weingelb, bernsteingelb bis braunrötlich, saß so hart wie Bernstein und an der Oberfläche mit dicht nebeneinander stehenden Wärzchen besetzt sind. Diese höchst charakteristische Fassettierung, über welche Wiesner, Berg und Flückiger [5] Aufklärung geben, wird als Gänsehaut bezeichnet. Nur diese Art ist vollständig geschmack- und geruchlos [6], Dieser Kopal löst sich nur teilweise in Aceton, Benzol, Eisessig, Chloroform, Petroläther, Toluol, Schwefelkohlenstoff, Aether und Amylalkohol, reichlich in Mischungen von Alkohol und Aether, Benzol oder Chloroform, vollständig in konzentrierter Schwefelsäure, heißer Salpetersäure und bei längerer Digestion in 96 prozentigem Alkohol. Als vorzügliche Lösungsmittel sind neuestens das Dichlorhydrin (C3H5Cl2OH) und das Epichlorhydrin erkannt worden [7]. In den Produkten der trockenen Destillation sind Milchsäure und ein Kohlenwasserstoff C7H12 enthalten. Das mit Aether und Kalilauge behandelte Rohharz ergibt ein Reinharz, dessen Löslichkeit viel größer ist; ferner wurden zwei Säuren, die Trachylolsäure (C56H88O8) und die Iso-Trachylolsäure, das α-Kopalresen (C41H68O4) und ein Bitterstoff daraus abgeschieden [3]. – Der Mosambik-Kopal ist meist rötlich, weniger klar, mit unregelmäßigen und gröberen Fassetten versehen; ähnlich verhält sich der Madagaskar-Kopal.

II. Westafrikanische Kopale. Diese werden aus einer mergel-, sand- und lehmhaltigen Bodenschichte der westafrikanischen Küste von 8° nördlicher Breite bis 14° südlicher Breite ausgegraben und nach den Hauptbezirken Benguela, Angola, Kongo, Loango, Gabon, Kamerun, Benin, Akkra, Sierra Leone benannt [2]. Von Benguela kennt man zwei Sorten, weißen und gelben Kopal. Ersterer bildet kleine plattenförmige oder größere wulstig-knollige Stücke, durchscheinend, hellgelb, wenig und schwer löslich; der gelbe Benguela-Kopal bildet meist[628] größere Platten, hellgelb bis rötlichgelb, in Aether und absolutem Alkohol aufquellend. – Weißer Angola-Kopal, erbsen-, bohnen- bis faustgroße Knollen mit warziger Oberfläche, hellgelb, klar, durchsichtig, schwach balsamisch riechend, in Aether fast vollständig trübe sich lösend. Roter Angola-Kopal, größere unregelmäßige Stücke, mit warziger Oberfläche, rötlichgelb, in heißem Chloroform löslich. Kongo-Kopal, walnußgroße, unregelmäßige, mit wulstigen und warzigen Erhöhungen und dazwischen befindlichen spaltenförmigen Vertiefungen versehene gelbe Stücke, in kaltem Chloroform trübe löslich. Loango-Kopal, weiße und rote Sorten in Bruchstücken. Sierra Leone-Kopal, große, unregelmäßige, kugelige Stücke, hellgelb, durchscheinend, harzglänzend, überkrustet, in Chloroform gelatinierend. Kieselkopal von Sierra Leone, bohnen- bis walnußgroße, Kieselsteinen ähnlich sehende Stücke, gelb, rötlichgelb, mit weißem Ueberzug versehen, in Chloroform gelatinierend. Ausführliches darüber in [2] und besonders in [6]. Kamerun-Kopal, rundlich, knollenförmig, warzig, grünlich bis topasgelb, wertvoll.

III. Der Kauri-Kopal (Kauri-Gum), in Neukaledonien und Neuseeland im Boden vorkommend, wo Kauriwälder (von Dammara australis, auch Dammara ovata Moore) standen, bildet große, bis 50 kg schwere Knollen von bräunlicher, gelblicher bis selbst weißer Farbe. Die frische Bruchfläche hat einen Fettglanz und ist muschelig, Geruch und Geschmack angenehm gewürzhaft. Eine geringe, kreidig ausfeilende Sorte heißt Bush-Gum (Andés).

IV. Manila-Kopal, von den Sundainseln, Philippinen und Molukken kommend, besteht aus zusammengeflossenen, stalaktitischen Stücken, die nicht gegraben, sondern von den Bäumen abgenommen werden. Ueberkrustung fehlt, Farbe trübgelb, Geruch balsamisch, Geschmack bitter.

V. Die südamerikanischen Kopale flammen von noch jetzt lebenden Bäumen ab, sind viel weicher als die übrigen; die häufigste Sorte ist knollenförmig, bouteillengrün, weiß überkrustet, mit unangenehmem, leimartigem Geruch.

Die reinsten und härtesten Sorten dienen als Surrogate des Bernsteins, alle sind das Rohmaterial für die so außerordentlich wertvollen schleifbaren Kopallacke [4]; vgl. a. Kopallacke.


Literatur: [1] Wiesner, J., Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze und Balsame, Erlangen 1869, S. 145 ff. – [2] Ders., Rohstoffe u.s.w., 2. Aufl., Bd. 1, S. 264. – [3] Stephan, A., Ueber den Sansibar-Kopal, Inaug.-Diss., Bern 1896, daselbst auch Zusammenstellung der reichhaltigen Literatur; ein Auszug davon auch in Archiv der Pharmacie 1896, B. 234, Heft 7, S. 553. – [4] Weidingers Warenlexikon der chemischen Industrie und Pharmacie, 2. Aufl., herausg. von T.F. Hanausek, Leipzig 1897, S. 413. – [5] Flückiger, Zeitschr. der Pharmacie 1889, Bd. 24, S. 23. – [6] Bottler, M., Zeitschr. f. Nahrungsmitteluntersuchung, Hygiene und Warenkunde 1892, Nr. 1. – [7] Flemming in Chem. Ztg. 1895, Bd. 19, S. 1550. – [8] Tropenpflanzer 1897, Bd. 1, S. 45.

T.F. Hanausek.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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