Kreideformation

Kreideformation

Kreideformation oder Kreide, auch kretazische Formation, bildet in der Geologie den Schluß der mesozoischen Erdschichten, überlagert die Juraschichten und wird von denen der Tertiärformation bedeckt.

Die außerhalb der Alpen in Nord- und Mitteleuropa meist flach gelagerten und wenig gestörten Schichten bestehen vorwiegend aus mergeligen, kalkigen und tonigen, auch sandigen und konglomeratischen Schichten, die alle zum weitaus größten Teil als Meeresabsätze, zum geringeren Teil als Brack- und Süßwasserablagerungen (Wealden) zustande kamen. Eruptive Vorgänge treten sehr zurück; in dieser Beziehung entspricht die Kreideformation einer Zeit der Ruhe. Dagegen haben weitgreifende Aenderungen in der Verteilung von Land und Wasser während der Kreidezeit stattgefunden, insbesondere starke Vergrößerung der Meeresbedeckung auf Kosten des Festlandes (Senkung desselben), so zu Anfang der Formation und in der Mitte (Uebergreifen [Transgression] des Wealden, des Cenomans). Wahrscheinlich sind in den Alpen und ihnen angereihten Faltengebirgen während der Kreide Hebungen und Rückzüge der See vor sich gegangen. Die Lebewesen dieser Formation zeigen unter den Meeresbewohnern eine abnehmende Entwicklung der Kopffüßer (Kephalopoden), insbesondere der Ammoniten und Belemniten, ein Aufsteigen mancher Zweischaler (Austern, Inokeramen, Rudisten) und Schnecken, einen Rückgang der Armfüßermuscheln (Brachiopoden); besonders artenreich sind ferner die Seeigel und Korallen. Unter den Landbewohnern zeichnen sich einzelne Riesensaurier und Riesenvögel aus. Im allgemeinen ist von ihnen beim Mangel an rein terrestrischen und Süßwasserbildungen nicht viel erhalten geblieben, ebensowenig von der Pflanzenwelt. Der Reichtum der Kreideschichten an Versteinerungen gestattete ihre eingehende Gliederung. Man unterscheidet:

A. Untere Kreideformation (subkretazische Formation).

1. Neokom, meist meerische Sandsteine, Mergel und Tone, stellenweise mit oolithischen Roteisenerzen (Salzgitter). Hierher gehört das Wealden oder die Deisterbildung in England und Nordwestdeutschland, eine Folge von Konglomeraten, Sandsteinen und bituminösen Tonen. Die hellgefärbten festen Sandsteine des Deisters (Obernkirchen bei Bückeburg) bilden ein weitverbreitetes Werk- und Hausteinmaterial für Hochbau und führen einige wertvolle, wenn auch wenig mächtige Steinkohlenflöze.

2. Galt oder Gault, sandige, tonige und mergelige Tiefseeablagerungen, zum Teil mit Phosphoritknollen.

B. Obere Kreideformation.

3. Cenoman, unterer Pläner. Als Pläner werden weiße, hellgraue bis hellgrüngraue, dünnschichtige, zum Teil sehr sandige Kalke und Mergel bezeichnet (in Hannover, Teutoburger Wald, Schießen). Außerdem besteht die Schichtenreihe noch aus Sandsteinen (Quadersandstein) und Konglomeraten.

4. Turon, oberer Pläner, außer eigentlichen Plänermergeln noch helle Sandsteine von fester Beschaffenheit und in dicken Bänken führend, den sogenannten Quader- oder Elbsandstein (Pirna in Sachsen, Heuscheuer und Löwenberg in Schießen). Hierher gehören auch die Tone von Bunzlau in Schießen, die zur Töpferei dienen und einige wenig mächtige Kohlenflöze führen. Ein wichtiges Schichtenglied, zumeist des Turons, aber auch des Cenomans, bildet an der Ostseeküste (Rügen, Mecklenburg, Pommern) die eigentliche weiße Schreibkreide, ein aus zahllosen kleinen Schälchen niederer Tiere (Bryozoen, Korallen, Foraminiferen u.s.w.) bestehender kalkiger Tiefseeschlamm, der zur Gewinnung von Schreib- und Schlemmkreide ausgebeutet wird. Andre technisch verwendete Kalke des Turons sind der dichte, dickbankige, rötlich gefärbte Untersberger Marmor in den Nordalpen, ferner manche Marmore Griechenlands.

5. Senon, meist Mergel, Sandstein und Kalke. Unter den Mergeln nimmt der bis 500 m mächtige sogenannte Emscher Mergel in Nordwestdeutschland als blaugraue, glaukonitführende, kalkigtonige Ablagerung eine besondere Stellung ein. In das Senon gehören die weitverbreiteten Feuersteinknollen Norddeutschlands. Von großer technischer Bedeutung sind die weißen,[685] dichten bis zelligen Faxekalken Dänemarks und die Vorkommen von Strontianit im Senon der Lippegegend (Hamm).


Literatur: Credner, H., Elemente der Geologie, 9. Aufl., Leipzig 1903; Kayser, E., Lehrbuch der geologischen Formationskunde, 2. Aufl., Stuttgart 1902.

Leppla.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kreideformation — I. Kreideformation II …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kreideformation — (Quadersandsteinformation, Grünsandformation, Glaukonitformation, cretazische oder cretazeïsche Formation; hierzu Tafel »Kreideformation I u. II«), die jüngste der Formationen in der mesozoischen Gruppe. Das der K. den Namen gebende Gestein,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kreideformation — (Quadergebirge), Gebirgsformation der secundären Periode, ist eine neptunische Bildung u. liegt zwischen der Juraformation u. dem Braunkohlengebirge; sie besteht, wie alle geschichteten Gesteine, aus kalkigen, sandigen u. thonigen Lagen. Nach… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kreideformation — Kreideformation, Kretazeische Formation, Gebirgsformation zwischen Tertiär und Jura, gebildet aus mannigfaltigen Gesteinen, bes. Sandsteinen (Quadersandstein, Grünsand), Kalksteinen (darunter die weiße Kreide), Mergel und Tonen; enthält die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kreideformation — Krei|de|for|ma|ti|on, die <o. Pl.> (Geol.): ↑ Kreide (3). * * * Krei|de|for|ma|ti|on, die <o. Pl.> (Geol.): ↑Kreide (3) …   Universal-Lexikon

  • Kreideformation — Krei|de|for|ma|ti|on, die; (Geologie) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Südenglische Kreideformation — ist der Sammelbegriff für mehrere Hügelzüge im Süden Englands, die aus Kreide bestehen. Dazu gehören Salisbury Plain, Chiltern Hills, North Downs und South Downs sowie die Isle of Wight. Die North Downs liegen in den Grafschaften Surrey und Kent …   Deutsch Wikipedia

  • Geologische Formation — Geschichtete Formationen und ihre wichtigsten Versteinerungen; gleichzeitige Eruptivformationen; technisch wichtige Mineralien. IV. Känozoische Gruppe. 3) Alluvium. Gegenwärtiger Meeresboden, Schlick, Sand; Korallenkalke, Riffe, Guanoinseln,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Фрич Антон Иоганн — (Anton Johann Fri č) чешский зоолог и палеонтолог; род. в 1832 г. в Праге и изучал там юридические науки, а затем медицину; в 1860 г. доктор медицины, с 1862 г. начал читать лекции при высшем техническом училище, а с 1863 г. при университете в… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Фрич, Антон-Иоганн — (Anton Johann Frič) чешский зоолог и палеонтолог; род. в 1832 г. в Праге и изучал там юридические науки, а затем медицину; в 1860 г. доктор медицины, с 1862 г. начал читать лекции при высшем техническом училище, а с 1863 г. при университете в… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”