Nitragin

Nitragin

Nitragin, ein von Nobbe und Hiltner, Tharandt, angegebenes Präparat, von der Aktiengesellschaft »Höchster Farbwerke«, früher Meister, Lucius und Brüning, in Höchst in den Handel gebracht, sollte der Gründüngung als Hilfsmittel dienen.

Gewisse Pflanzen (Leguminosen) können bei genügender Kali-Phosphatdüngung Stickstoffdüngung entbehren, weil sie imstande sind, den zu ihrer Ernährung notwendigen Stickstoff aus der atmosphärischen Luft zu entnehmen. Die Erklärung für diese Aufnahme von freiem Stickstoff durch die Pflanze gab Hellriegel Anfang der neunziger Jahre. Er wies nach, daß jene Pflanzen (Erbsen, Wicken, Lupinen, Esparsette u.s.w.) an den Wurzeln Knöllchen bilden, in welchen sich Bakterien befinden. Diese sind es, welche den Stickstoff aus der Atmosphäre[637] aufnehmen und in Salpetersäure umsetzen, welche nunmehr in Gestalt irgend eines ihrer Salze der Pflanze als Nahrung dient. Bei der Gründüngung nun pflanzt man derartige Stickstoffsammler, wie sie im Gegensatz zu den Stickstoffzehrern genannt werden, erntet sie aber nicht, sondern pflügt sie wieder unter und gibt damit dem Acker den für die nächsten zu bauenden Früchten notwendigen Stickstoff, welcher auf diese Weise der Atmosphäre entnommen worden ist. Hierbei hat man aber gefunden, daß die Leguminosen nicht auf allen Feldern ohne Stickstoffdüngung wachsen, und entdeckte sehr bald, daß diesen Feldern jene obenerwähnten Bakterien fehlten, und ferner, daß jede Leguminosenart such eine ihr eigentümliche Bakterienart beansprucht. In solchen Fällen schaffte man Ackererde von Feldern, auf welchen die betreffende Leguminosenart bereits gewachsen war, nach jenen Feldern, wo sie wachsen sollte, erzielte hiermit recht gute Resultate und nannte diese Methode Impfung des Ackers. Um nun das Dislozieren größerer Mengen Ackererde zu umgehen, züchteten Nobbe und Hiltner Reinkulturen jener Bakterienarten, welche nun von den Höchster Farbwerken im großen dargestellt werden und den Namen Nitragin erhalten haben. Der Inhalt eines kleinen Fläschchens soll für eine Fläche von 0,25 ha genügen, wird bei Verwendung mit ca. 0,75 l Wasser gemischt, womit dann das Saatgut übergossen und gut durchgearbeitet wird. Auch kann man 25 kg der Erde des betreffenden Ackers direkt mit dem mit einer entsprechend größeren Menge Wassers gemischten Nitragin befeuchten, welche dann auf dem Acker gleichmäßig verteilt werden müssen. Jahrelang durchgeführte Versuche haben in ungefähr der Hälfte derselben die gewünschten Resultate erzielt, in der andern Hälfte aber vollständig versagt. Gerlach-Bromberg erklärt das damit, daß in den allermeisten Fällen jene Bakterien überhaupt (also auch ohne Zuführung von Nitragin) vorhanden sind, aber die Bedingungen zu ihrer Entwicklung fehlen.

Weitz.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • nitragin — NITRAGÍN s.n. Îngrăşământ bacterian pentru culturile de plante leguminoase. – Din fr. nitragine. Trimis de cornel, 08.06.2004. Sursa: DEX 98  nitragín s. n. (sil. tra ) Trimis de siveco, 10.08.2004. Sursa: Dicţionar ortografic  NITRAGÍN m.… …   Dicționar Român

  • Nitragīn — Nitragīn, Bakterienreinkulturen, welche die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft im kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin herstellen läßt und den Landwirten zur Impfung der Hülsenfruchtsamen oder des für die betreffende Hülsenfrucht ungeeigneten… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • nitragin — …   Useful english dictionary

  • AgCelence — Saltar a navegación, búsqueda Contenido 1 Introducción 2 Productos 3 Historia y desarrollo 4 Efectos en los cultivos …   Wikipedia Español

  • Обогащающие растения — С давних пор было известно, что одни из культурных растений более требовательны относительно почвы, чем другие. Знали, равным образом, и то, что клевер, хотя и утомляет почву при посеве его несколько лет подряд на одном и том же поле, но зато он… …   Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона

  • Friedrich Nobbe — (* 20. Juni 1830 in Bremen; † 15. September 1922 in Tharandt bei Dresden) war ein deutscher Agrikulturchemiker, Botaniker und Saatgutforscher. Als Professor für biologische Naturwissenschaften wirkte er seit 1868 …   Deutsch Wikipedia

  • Lorenz Hiltner — (* 30. November 1862 in Neumarkt in der Oberpfalz; † 6. Juni 1923 in München) war ein deutscher Agrarwissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten Bodenbakteriologie, Saatgutforschung und Pflanzenschutz. Seit 1902 leitete er als Direktor die… …   Deutsch Wikipedia

  • Bodenmüdigkeit — (Pflanzenmüdigkeit, Pflanzenschwindsucht), Versagen eines Bodens für bestimmte Pflanzenarten infolge chemischer oder physikalischer Verhältnisse des Bodens, klimatischer Ungunst oder Auftreten pflanzlicher und tierischer Schädlinge. Wird der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Impfung [2] — Impfung des Bodens, s. Bodenmüdigkeit, Nitragin; I. der Wiesen, s. Wiese; I. in der Gärtnerei, s. Veredelung …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wurzelknöllchen — Wurzelknöllchen, an den Wurzeln verschiedener Blütenpflanzen auftretende, durch Pilze oder Bakterien hervorgerufene knollenartige und oft traubig zusammengedrängte Anschwellungen. Sie sind biologisch mit der Mycorrhiza verwandt und stellen an den …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”