Rohrpostanlagen [2]

Rohrpostanlagen [2]

Rohrpostanlagen. – Die nebenstehende Figur zeigt einen aus Empfänger und Sender bestehenden Apparat für eine Hausrohrpost, die mit Saugluft betrieben wird. Der Empfänger besteht aus einem gebogenen, senkrecht auf und nieder gehenden Rohrstücke, das in einer offenen Rohrkurve endet, der die Büchsen entnommen werden. Das Fahrrohr ist durch eine sich nach außen öffnende Klappe geschlossen, die so balanciert ist, daß sie durch die lebendige Kraft der niederfahrenden Büchse geöffnet wird und sich nach deren Durchgang sofort selbsttätig schließt. Der Sender besteht aus einem einfachen Trichter, der mit einer Klappe verschlossen ist, damit keine fremden Gegenstände hineinfallen können. Er ist in der Figur hinter dem Empfänger sichtbar.

Bei solchen Apparaten für große Rohrpostanlagen mit geschlossenem Fahrkreise und kreisendem Luftstrome darf keine unmittelbare Verbindung der Luft im Fahrrohre mit der äußeren Luft eintreten. Das wie in der Figur gestaltete Fahrrohr des Empfängers mündet daher in eine Kammer, die ähnlich einer Schleusenkammer, am Eingange und am Ausgange durch von Hand oder elektrische Kraft zu bewegende Klappen geschlossen ist. Die obere Klappe wird geöffnet, um eine ankommende Büchse in die Kammer einzulassen. Sobald dies geschehen, wird sie wieder geschlossen und dann die untere Klappe geöffnet, um die Büchse herausfallen zu lassen. Die Büchsen werden hier, im Gegensatze zum Betriebe mit Luftwechsel, einzeln aufgegeben, doch ist über der Schleusenkammer ein Greiser angebracht, der bewirkt, daß die Büchsen, falls sie während der Fahrt einander eingeholt haben, nur einzeln in die Schleusenkammer fallen. Der Sender besteht auch aus einer solchen Kammer, deren obere Klappe geöffnet wird, um die abzusendende Büchse hinein zu tun. Sobald dies geschehen, wird sie wieder[643] geschlossen und die untere Klappe geöffnet, so daß die Büchse in das Rohr fällt und darin hinabgleitet, bis der Luftstrom sie erfaßt und fortführt.

In den letzten Jahren sind zwei größere Stationen der Berliner Stadtrohrpost mit Heißdampfmaschinen versehen worden. Die Station in der Magazinstraße hat drei Wasserrohrkessel von je 150 qm Heizfläche erhalten, die mit 12 Atm. Dampfdruck arbeiten. Der Ueberhitzer von 55,3 qm Heizfläche bringt den Dampf auf eine Temperatur von 330° C. Das Feuer wird durch einen Kettenrost gespeist. Der Hochdruckzylinder der beiden mit Kompressor- und Vakuumzylinder gekuppelten Verbunddampfmaschinen hat 410, der Niederdruckzylinder 750 und die Luftzylinder haben 760 mm Durchmesser. Der gemeinsame Hub ist 600 mm. Die Vakuummaschine saugt die verdünnte Luft von 0,5 Atm. aus dem Luftleitungsnetze, das den umliegenden Stadtteil mit Saugluft versorgt, unter Einschaltung von zwei Luftbehältern, von denen jeder 20 cbm faßt, und flößt sie durch zwei mit Wasserkühlung versehene Auspufftöpfe in einen der Kompressionsmaschine vorgelagerten Ansaugebehälter, aus dem diese ihre Frischluft saugt. Zur Ergänzung der Ansaugemenge dient ein mit der Außenluft verbundenes Ansaugerohr. Die durch den Kompressor verdichtete Luft verläßt den Zylinder mit einer Temperatur von 70° und einem Drucke von 2,1 Atm. absolut, wird in einem Röhrenkühler auf 28° abgekühlt und gelangt dann in den Druckluftbehälter und in das Luftzuführungsnetz.

Die Maschinenstation in der Turmstraße arbeitet mit zwei ähnlichen, im Obergeschosse aufgestellten Wasserrohrkesseln von je 61 qm Heizfläche mit Ueberhitzer und Kettenrost, einem Vorwärmer von 60 qm Heizfläche und einer Kohlentransportvorrichtung. Die zu ebener Erde aufgestellte, mit Kompressor- und Vakuumzylinder gekuppelte Tandemverbundmaschine hat einen Hochdruckzylinder von 460, davor einen Niederdruckzylinder von 950 mm Durchmesser. Vor diesem liegt die Vakuumpumpe mit 630 und davor der Kompressor mit 610 mm Zylinderdurchmesser. Der gemeinsame Hub beträgt 800 mm. Die Leistung der Dampfmaschine beträgt bei 80 Umlaufminuten 150 PS.

Näheres hierüber enthält der Artikel: »Neuere Rohrpost- und Rohrpostmaschinenanlagen« von H. Kasten in der Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing., Jahrg. 1912, S. 41 und 134, dem obige Angaben entnommen sind.

Th. Beck.

Rohrpostanlagen [2]

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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