Salzsäure [2]

Salzsäure [2]

Salzsäure (Chlorwasserstoff, Hydrochlor), HCl, Mol.-Gew. 36,46.

Die als »Bombonnes« oder »Tourills« bezeichneten tönernen Woulffschen Flaschen, in welchen das von den Sulfatöfen kommende Salzsäuregas nach Durchstreichen des Vortürmchens (s. Bd. 6, S. 564, Fig. 2) von Wasser absorbiert wird, haben seit Jahren statt der bauchigen Gestalt (Fig. 1, Bd. 6, S. 564) eine sattelartige Gestalt erhalten (Cellarius-Tourills), deren Flüssigkeitsstutzen, je einer für den Wasserzulauf und -ablauf, an der Vorderwand (Stirnwand) dicht über den beiden langgestreckt rechteckigen Böden angeordnet sind, deren Gasstutzen sich auf dem Scheitel des Sattels befinden. Der Scheitel der unteren Sattelwölbung trägt von Vorderwand bis auf drei Viertel Länge eine die Flüssigkeit teilende und zum Umlaufen nötigende Leiste. Durch diese Gestaltung wurde die äußere, nun bis an die Gasstutzen in Wasser getauchte Kühlfläche und auch die Absorptionsfläche vergrößert. Die Verbindung dieser Längsseite an Längsseite liegenden Cellarius-Tourills vermitteln an den Gasstutzen abwechselnd Vorder- mit Vorderstutzen und Hinter- mit Hinterstutzen verbindende Krümmer; die Verbindung der durch die Kühlkastenwände hindurchgeführten Flüssigkeitsstutzen der verschiedenen Tourills vermitteln Glasröhren. – Zum Gebrauch ohne Wasserfüllung, lediglich zum Kühlen, wurde das Cellarius-Tourill auch derart ausgestaltet, daß es auf dem gewölbten Rücken liegt und die Gasstutzen sich auf der Diagonale befinden [1], [2]; ähnlich eine Abänderung von Uebel [2] [3]. Diese dient zum Vorkühlen der Salzsäuregase (Kondensationstourill). – Ganz neu ist das Theodor Meyersche wassergefüllte Absorptionsgefäß in Gestalt eines 140 cm langen eirunden Zylinders mit den Gasstutzen an den Enden; hierin wird ohne Zwischenwand ein Flüssigkeitskreislauf durch eine kurze und eine lange Glasröhre bewirkt, die übereinander, unten und in halber Höhe eingeführt werden. Dies bringt den Vorteil, daß durch Umtausch der Glasröhren stets Flüssigkeits-Gas-Gegenstrom einrichtbar ist [3]. – Meyer und die Deutschen Ton- und Steinzeugwerke konstruierten auch einen mit Wasserstaub arbeitenden Absorptionsapparat zur Entsäuerung der Restgase als Ersatz für den Rieselturm; den Durchfeuchtungszylindern folgen Gasfilter [3], [4].

In den Vereinigten Staaten wird chemisch reine Salzsäure bereits elektrolytisch gewonnen [5].


Literatur: Lunge, Handbuch der Sodaindustrie, 3. Aufl., 2. Bd., Braunschweig 1909. – [1] Cellarius, Zeitschr. f. angew. Chemie, Jahrg. 1908, Heft 3. – [2] Meyer, Zeitschr. f. angew. Chemie, Jahrg. 1908, Heft 21. – [3] Ders., ebend., Jahrg. 1913, Nr. 15, Aufsatzteil. – [4] Von Kéler, ebend., Jahrg. 1913, Nr. 31, Aufsatzteil. – [5] Reusch, Chemiker-Ztg., Jahrg. 1913, Nr. 34, S. 344.

Moye.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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