- Schornstein [2]
Schornstein. Durch entsprechende Größenbemessung des Ventilators hat man es in der Hand, beliebig große Rauchgasmengen zu bewältigen; erforderlichenfalls nimmt man zwei oder mehrere Ventilatoren, die in einen gemeinschaftlichen oder mehrere Ausblaseschlote ausblasen. Das direkte Verfahren hat infolge besonderer Ausbildung mehr Eingang gefunden wie das nachstehend beschriebene indirekte Verfahren, namentlich dadurch, daß man hierbei im sogenannten kombinierten Verfahren arbeiten kann. Bei dem kombinierten Verfahren wird der Ausblaseschlot so bemessen, daß seine natürliche Zugkraft etwa für die halbe Leistung der angeschlossenen Feuerungen, Oefen, Dampfkessel oder dergl. ausreicht; für die darüber hinausgehende Leistung bis zur Maximalgrenze wird dann der Ventilator als Zugzusatz in Betrieb gesetzt. Dieses Verfahren hat den Vorzug geringer Anschaffungs- und geringster Betriebskosten. Das indirekte Verfahren beruht darauf, daß mittels eines Ventilators normaler Bauart Luft von bestimmter Spannung durch eine düsenförmige Oeffnung in das ejektorartig gestaltete Ausblaserohr geblasen und dadurch ein Unterdruck in der jeweilig nötigen Höhe erzeugt wird. Die Abgase kommen hierbei im Gegensatz zu dem direkten und kombinierten Verfahren mit dem[689] Ventilator nicht in Berührung, wohl aber mit dem Abzugsschlot. Das indirekte Verfahren ist überall dort am Platze, wo es sich um Absaugung heißer, feuchter, staubiger, saurer, Hinkender oder dergl. Gase handelt, und wo keine Möglichkeit besteht, diese Gase durch geeignete Mittel indifferent für das direkte und kombinierte Verfahren zu machen. Die Ausblaseschlote des indirekten Verfahrens erhalten aus Preisgründen meistens eine geringe Höhe von ca. 20 m, so daß die Verbrennungsprodukte in dieser geringen Höhe in die Atmosphäre gelangen, während bei dem kombinierten und direkten Verfahren in der Regel höhere Ausblaseschlote genommen und deshalb Belästigungen eher vermieden werden.
Die Vorteile des künstlichen Zuges im Vergleich zum natürlichen Schornsteinzug sind im geringeren Wärmeverlust, d.i. im geringeren Kraftaufwand für die Zugerzeugung begründet. Der Schornstein bedarf zur natürlichen Zugerzeugung eines gewissen Kraftaufwandes, der ermittelt wird durch die Siegertsche Formel für die Berechnung des Wärme- oder des sogenannten Schornsteinverlustes: V = (0,66T t)/CO2. V = Schornstein- oder Wärmeverlust oder Kraftaufwand für die natürliche Zugerzeugung, T = Rauchgastemperatur am Schornsteinfuß, t = Lufttemperatur, CO2 = Kohlensäuregehalt in Volumprozenten der Rauchgase am Schornsteinfuß. Den veränderlichen Faktoren dieser Formel ist nun z. B. für die Rauchgastemperatur etwa bei 200° C. und für CO2 etwa bei 10% eine Grenze gesetzt, so daß eine mit natürlichem Schornsteinzug betriebene Kesselanlage selbst in diesem günstigsten Falle, der in Wirklichkeit kaum erreicht wird, mit einem Schornsteinverluste von etwa 12% arbeitet, d.h. 12% der stündlich, täglich, jährlich verfeuerten Kohlen müssen nur deshalb verfeuert werden, um den für die Verbrennung der ganzen Kohlenmenge erforderlichen natürlichen Zug zu erzeugen. Bei Anwendung des künstlichen Zuges kann man durch geeignete andere Hilfsmittel, namentlich durch den Einbau genügend großer Economiser-Heizflächen, die Rauchgastemperaturen auf etwa 100° C. vermindern und CO2 auf etwa 12% erhöhen. Infolgedessen sinkt nunmehr der Verlust auf etwa 41/2%. Zu diesen 41/2% kommt nun der motorische Kraftverbrauch für den künstlichen Zug hinzu, der bei kombiniertem Zug etwa 1/2%, bei direktem Zuge etwa 1% und bei indirektem Zuge etwa 21/2% der zu verbrennenden Kohlenmenge ausmacht. Der künstliche Zug bedeutet demnach im Vergleich zu dem natürlichen Zug eine Kohlenersparnis von etwa 7 bis 5%. Die immer mehr und mehr steigenden Ansprüche an die Kesselleistung bedingen auch eine höhere Zugstärke und dadurch für natürlichen Zug höhere Schornsteine. In der nachstehenden Tabelle ist die natürliche Zugstärke Z in Millimeter Wassersäule am Schornsteinfuß gemessen angegeben, die ein Schornstein von H m bei 760 mm Barometerstand erzeugt, wenn die Rauchgase am Schornsteinfuß T° C. haben.
Bei Anwendung des künstlichen Zuges soll die Zugstärke am vollgeöffneten Kesselschieber: 25 mm Wassersäule nicht übersteigen.
C. Gaab.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.