- Seidenfinish
Seidenfinish (Schreinerfinish) verleiht Baumwollgeweben gleichmäßigen seidenartigen Glanz dadurch, daß sehr sein gravierte, geheizte Stahlwalzen zahlreiche kleine, in verschiedenen Ebenen winklig zueinander liegende Flächen auf das Gewebe einpressen.
Die Walzen sind entweder sein gerillt (520 Rillen auf 1 mm [1]) oder haben Pyramidengravur (sogenannte Diamantgravur [2]) oder Spiralgravur [3] oder S-Gravur [4]. Mit dem Ausdruck Naßpreßfinish wird ein eigenartiger Effekt (Glanz) bei der Ausrüstung von Geweben bezeichnet, der durch die Behandlung der Gewebe in feuchtem Zustand unter hohem Druck und bei gleichzeitiger Einwirkung von Hitze erzeugt wird (Gebauer-Kalander [5]). Man hat dabei auch die Hitze so stark gesteigert, daß das Gewebe in einem Durchgang völlig getrocknet wird [6]. Dampf- und wasserechter Seidenglanz läßt sich auch dadurch erzeugen [7], daß ein mit gewöhnlichem Preßglanz (sogenanntem Speckglanz) versehenes Gewebe mit Muttern (z.B. seinen Linien oder Punkten) aus wasserfester Masse bedruckt und sodann gedämpft wird. Werden die Muster so sein gewählt, daß sie mit bloßem Auge nicht mehr einzeln unterschieden werden können, so erhält man einen gleichmäßigen Seidenglanz oder, bei topischem Aufdruck dieser seinen Linien u.s.w., damastartige Glanzwirkungen. Wasser- und seifenbeständiger Seidenglanz (sogenannter Radiumfinish) läßt sich auf baumwollenem Gewebe dadurch erhalten, daß es mit einem starken Hochglanz versehen, sodann zwecks möglichster Fixierung dieses Glanzes in gestrecktem Zustande einer hochgradigen Erhitzung ausgesetzt und schließlich von dem nicht fixierten Hochglanze befreit wird [8].
Literatur: [1] Blatt für Patent-, Muster- u. Zeichenwesen 1913, S. 39; D.R.P. Nr. 85368. [708] [2] D.R.P. Nr. 160961. [3] D.R.P. Nr. 167930. [4] D.R.P. Nr. 185835. [5] D.R.P. Nr. 244835; Leipziger Monatschr. s. Textilind. 1912, Spez.-Nr. 2, S. 68. [6] D.R.P. Nr. 235701. [7] D.R.P. Nr. 198480. [8] D.R.P. Nr. 220349 mit Zusatz Nr. 222188.
Ernst Müller.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.