- Wind
Wind, die durch die Ungleichheiten der Luftdruckverteilung hervorgerufene, meist ursprünglich auf thermische Einwirkungen zurückzuführende Bewegung der atmosphärischen Luft, ein wichtiges meteorologisches und besonders auch klimatologisches Element.
Nach der Himmelsrichtung unterscheidet man in der Meteorologie die Winde nach 16 Richtungen oder nach acht Hauptrichtungen (N, NW, W u.s.w.) und Schätzt die Windstärken nach verschiedenen Stärke Skalen, besonders nach der Beaufortskala 012, wo 0 Windstille (C) und 12 Orkan bedeuten. Zur Registrierung der Winde nach Richtung und Geschwindigkeit dienen die Anemographen. Nach Köppen »Neuere Bestimmungen über das Verhältnis zwischen der Windgeschwindigkeit und Beauforts Stärkeskala«, aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, Bd. 21, 1898, Nr. 5, besteht die folgende Beziehung:
Während in dem Passatgebiet der Tropen im ganzen Jahr mehr oder weniger die gleiche Windrichtung besteht und in den Gebieten der Monsune zwei meist entgegengesetzte Windrichtungen mit größter Regelmäßigkeit im Laufe des Jahres einmal miteinander abwechseln, herrschen in den mittleren und hohen Breiten veränderliche Winde. Eine ausgeprägte tägliche Periode der Windrichtung zeigen die Land- und Seewinde der Küsten und die Tag- und Nachtwinde der Gebirge. Besonderer Natur sind die nicht periodischen, an gewisse besondere Wetterlagen gebundenen, am Fuß mancher Gebirge vorkommenden Fallwinde, die als Föhn warm, als Bora kalt auftreten, der Mistral des Rhonetals, der Schirokko Italiens, der Leveche Spaniens, die kalten Burane der russischen Steppen und Northers von Texas, die heißen Küstenwinde, der Samum, Harmathan u.a.
Infolge der Reibung der Luft an der Erdoberfläche nimmt einerseits die Geschwindigkeit der Luftbewegung mit der Erhebung über dem Erdboden in den unteren Schichten Schnell zu, und anderseits wächst auch der Sogenannte Ablenkungswinkel, der Winkel, um welchen die Richtung des Windes von der Normale zur Isolare (der Richtung der größten Druckänderung, der Richtung des Gradienten) abweicht, So daß die Bewegung höherer Schichten der Atmosphäre meist aus einer mehr rechts liegenden Richtung als die der darunter liegenden erfolgt. Die größten Windstärken an der Erdoberfläche kommen in den Zyklonen der heißen Zone, in den Taifunen der Chinesischen Meere, den Hurrikanen Westindiens und in den Tornados Nordamerikas vor. Die geringste jährliche Luftbewegung hat die Calmenzone. Im Bereiche der Zyklonen und Antizyklonen regeln sich die Richtung und Stärke des Windes nach dem Buys-Ballotschen oder Barischen Gesetz (s.d.).
Literatur: Reye, Die Wirbelstürme, Tornados und Wettersäulen, Hannover 1872: Supan, Statistik der unteren Luftströmungen, Leipzig 1881; Sprung, Lehrbuch der Meteorologie, Hamburg[927] 1885; Ferrel, A popular treatise on the winds, London 1890; Hann, Lehrbuch der Meteorologie, 2. Aufl., Leipzig 1906.
Großmann.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.