Bodenchemie [3]

Bodenchemie [3]

Bodenchemie, die Lehre von der Bodenzusammensetzung, von den im Boden verlaufenden Vorgängen und deren Bedeutung für die Pflanzenernährung. Infolgedessen haben wir unter Bodenchemie zu berücksichtigen: Die Entstehung des Bodens, soweit chemische Agentien dabei in Frage kommen, und die sich daran anschließende Bodeneinteilung, die chemische Bodenanalyse, die chemischen Eigenschaften und die Düngung des Bodens.

Für die Aufschließung des Bodens wird ziemlich allgemein starke Salzsäure verwendet. J. Hissink weist mit Recht darauf hin, daß diese Behandlung des Bodens mit heißer starker Salzsäure zweckdienlich ist für die Charakterisierung der Bodentypen, für die Menge und Zusammensetzung des aktiven Bodenteils, für die Verwitterungsvorgänge und für das im Boden vorhandene Nährstoffkapital. Es muß aber dahingestellt bleiben, welcher Teil des letzteren für die Pflanzenernährung in Frage kommt. Diese Frage, in welcher Weise das Düngungsbedürfnis des Bodens festgestellt werden kann, muß durch die Bodenanalyse zusammen mit pflanzenphysiologischen Untersuchungen, Düngungs- und Vegetationsversuchen und Pflanzenanalyse zu lösen versucht werden. So sehr auf diesen verschiedenen Wegen dem Ziele auch zugesteuert wird, so müssen wir doch bekennen, daß auch die neueren Versuche uns dem Endziele noch nicht näher gebracht haben. Hier bleibt auch heute noch der Düngungsversuch als aussichtsreichster Weg. Die mit der Pflanzenanalyse verknüpfte Hoffnung wird durch die Ergebnisse der Versuche von E. Haselhoff stark herabgemindert, da nach ihnen die von P. Wagner angegebenen Grenzwerte für den Phosphorsäure- und Kaligehalt der Pflanzen nicht immer eine zutreffende Grundlage für die Beurteilung des Düngebedürfnisses des Bodens geben. Auch die Begebungen von Ramann, durch die Untersuchung der Preßsäfte verschiedener Bodenarten den Löslichkeitsvorgängen im Boden auf die Spur zu kommen, lassen bis heute einen abschließenden Erfolg noch nicht erkennen; der Weg scheint aber nicht aussichtslos zu sein und wird uns vielleicht auch zu einer besseren Erkenntnis der Bodenkonstitution führen. Hier werden[98] auch die kolloidchemischen Bodenforschungen zu Ergebnissen führen, die unser Urteil über die Beschaffenheit und Zusammensetzung der Böden klären werden.

Die Natur der Humussäuren ist weiter umstritten; Br. Tache und seine Mitarbeiter bringen weitere Belege für die von ihnen angenommene Säurenatur der Humussäuren. Ehrenberg kommt zu dem Schluß, daß im Moostorf sicherlich Säuren enthalten sind, und daß die sogenannten Humuskolloide zum größten Teil aus einer Substanz bestehen, die sich elektrolytisch wie eine drei- oder vierbasische Säure verhält, die aber keine dementsprechend aufgebauten Salze bilden kann, woraus sich ihre besonderen Eigenschaften und vermutlich auch die Fähigkeit der Humussäuren erklärt, starke Säuren, wie Salzsäure und Schwefelsäure, in Freiheit zu setzen. G. Fischer konnte die Säurenatur des Hochmoorhumus durch die Messung der elektromotorischen Kraft feststellen.

Nach den heute vorliegenden Versuchen von Lemmermann, D. Meyer, E. Haselhoff u.a.m. darf angenommen werden, daß Löwes Lehre von dem Kalkfaktor der Pflanzen keine allgemeine Gültigkeit hat.

Die Bemühungen, die stickstoffbindende Kraft des Bodens durch Impfen mit sogenannten N-Kulturen so zu erhöhen, daß damit im praktischen Betriebe gerechnet werden kann, haben bisher zu keinem abschließenden Erfolge geführt. Damit fällt auch die Bedeutung des mit diesen N-Kulturen geimpften Nitraginkompostes für den praktischen Betrieb. Wir müssen auch heute noch daran festhalten, daß die Bindung des Luftstickstoffs in einer für den praktischen Betrieb bedeutsamen Menge nur durch die ursprünglichen Nitraginkulturen, deren Bakterien mit denjenigen der Leguminosenknöllchen identisch sind, erreicht werden kann.

Als katalytisch wirkende Dünger, sogenannte Reizdünger, sind uns Stoffe (Schwefel, Mangan, Blei u.s.w.) empfohlen worden, die in kleinsten Mengen im pflanzlichen Organismus eine Sauerstoffübertragung auf organische Stoffe vermitteln können und hierdurch einen starken Anreiz auf das Pflanzenwachstum ausüben; sie sollen auch die Oxydation schädlicher Ausscheidungsstoffe der Pflanzen fördern und dadurch günstig wirken. Die bisherigen Versuche von Pfeiffer, E. Haselhoff u.a.m. bestätigen diese Behauptungen nicht.

Die Versuche von E. Haselhoff über die Zersetzung der bodenbildenden Gesteine durch den Einfluß der Witterung, des Pflanzenwachstums und der Düngung haben die früheren, in dem vorhergehenden Ergänzungsband angegebenen Resultate bestätigt.

Ueber die Ausführung der Bodenanalyse haben die Verhandlungen der internationalen Kommission bisher noch nicht zu allgemein anerkannten Vereinbarungen geführt. – Vgl. auch die Art. Abwässer und Rauchschäden.


Literatur: P. Ehrenberg, Die Bodenkolloide, Dresden 1918, – O. Nolte, Düngerund Düngen, Berlin 1918. – Fortschritte der Chemie, Physik und physikalischen Chemie, Berlin. – Internationale Mitteilungen für Bodenkunde, Wien. – Landw. Jahrbücher, Berlin. – Landw. Versuchsstation, ebend.

E. Haselhoff.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bodenchemie [1] — Bodenchemie, die Lehre von der Bodenzusammensetzung, von den im Boden verlaufenden Vorgängen und deren Bedeutung für die Pflanzenernährung. Infolgedessen haben wir unter Bodenchemie zu berücksichtigen: die Entstehung des Bodens, soweit chemische… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Bodenchemie [2] — Bodenchemie, die Lehre von der Bodenzusammensetzung, von den im Boden verlaufenden Vorgängen und deren Bedeutung für die Pflanzenernährung. Infolgedessen haben wir unter Bodenchemie zu berücksichtigen: Die Entstehung des Bodens, soweit chemische… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Jiří Balík — (* 30. November 1953 in Tábor) ist ein tschechischer Agrar Ingenieur, er ist seit 2010 Rektor der Tschechischen Agraruniversität Prag.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Studienaufenthalte und Lehraufträge …   Deutsch Wikipedia

  • Ferralsol — Gelblich rot gefärbter Ferralsol. Der Ferralsol ist eine Referenzbodengruppe der internationalen Bodenklassifikation WRB, der der klimatischen Region der immerfeuchten Tropen zugeordnet ist. Der Begriff ist ein Kunstwort, das sich aus den Wörtern …   Deutsch Wikipedia

  • Brunk Meyer — (* 26. Juni 1926 in Berlin; † 1. September 2005 in Göttingen) war ein deutscher Bodenkundler. Als Nachfolger von Fritz Scheffer lehrte er von 1967 bis 1997 am Institut für Bodenkunde der Georg August Universität Göttingen …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Mückenhausen — (* 17. Februar 1907 in Enzen/Kreis Euskirchen (Rheinland); † 6. Februar 2005 in Bonn) war ein deutscher Bodenkundler. Als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Bodenkunde an der Universität Bonn hat er sein zentrales… …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard Rauterberg — (* 26. Februar 1898 in Klein Wanzleben bei Magdeburg; † 16. November 1977 in Berlin) war ein deutscher Agrikulturchemiker. Rauterberg studierte seit 1919 Naturwissenschaften an der Universität Kiel und erwarb dort 1923 den Dr. phil. mit einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Frederiksgave — war eine landwirtschaftliche Versuchsplantage der dänischen Krone im Hinterland der westafrikanischen Goldküste (heutiges Ghana) in den letzten beiden Dezennien der hiesigen Präsenz der Dänen als Kolonialmacht. Inhaltsverzeichnis 1 Geographische… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Scheffer — (* 20. März 1899 in Haldorf, Schwalm Eder Kreis; † 1. Juli 1979 in Göttingen) war ein deutscher Bodenkundler. Durch beispielhafte Lehr und Forschungstätigkeit hat er über mehrere Jahrzehnte das bodenkundliche, agrikulturchemische und… …   Deutsch Wikipedia

  • Günter Krzysch — (* 24. Februar 1929 in Berlin; † 16. September 2000 ebenda) war ein deutscher Pflanzenbauwissenschaftler und Agrarmeteorologe. Er lehrte an der Technischen Universität Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörten Untersuchungen über das …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”