- Galvanographie
Galvanographie, Verfahren, Platten von bildlichen Darstellungen in Tuschmanier ohne Aetzen, Radieren u.s.w. für den Druck auf der Kupferdruckpresse herzustellen.
Man bedient sich hierzu einer polierten versilberten Kupferplatte oder auch einer Silberplatte, auf der man die Zeichnung rechts, d.h. so, wie sie der Druck zeigen soll, mit einer ziemlich körperhaften Farbe aufträgt, wobei man die Lichter unberührt läßt, während man die andern Stellen je nach der Tiefe des Tons wiederholt mit dieser Farbe, nach Trocknen der vorhergehenden Schicht, übermalt. Ist dies hinreichend geschehen, so wird die Platte nach Graphitierung der Farbschicht in ein galvanisches Kupferbad gebracht, in dem sich die freien Metallstellen zuerst, nach und nach aber auch die übermalten Schichten mit dem Kupferniederschlag bedecken werden. Dieser muß, um den starken Druck der Kupferdruckpresse auszuhalten, eine ansehnliche Stärke erlangen, wird aber dann ein vollständiges Gegenbild des gemalten Originals zeigen. Der Druck erfolgt in derselben Weise wie der jeder andern gravierten oder geätzten Kupferplatte. Man kann auch, bevor man zur Uebermalung der Grundplatte schreitet, dieser mittels Roulette einen weicheren Ton geben, indem man zuerst eine polierte Kupferplatte[246] roulettiert, von ihr einen galvanoplastischen Niederschlag nimmt, ihn versilbert und mit lithographischer Kreide auf denselben zeichnet.
Die Galvanographie ist um 1840 durch v. Kobell in München erfunden worden, hat sodann aber durch Pretsch in Wien und London eine wesentliche Vervollkommnung erfahren, indem er zuerst mittels der Photographie das Bild auf die Originalplatte (s. Photogalvanographie) brachte und auf diesem die Uebermalungen vornahm. Der Engländer Duncan W. Dallas hat später das Pretschsche Verfahren aufgegriffen, mit Hilfe der Aetzung die Druckplatten vertiefend. Die Vervollkommnung der photomechanischen Verfahren hat indes die Galvanographie, zu deren Ausführung immer große Kunstübung erforderlich ist, in den Hintergrund gedrängt.
Das galvanographische Verfahren (Malerradierung) von H. Herkomer in London besteht, kurz gesagt, in folgendem: Auf einer versilberten Kupferplatte wird die Zeichnung mit einer der Druckerschwärze ähnlichen Farbe ausgeführt. Als Instrument hierzu kann man sich eines Pinsels, eines Wischers, eines spitzigen Hölzchens und selbst des Fingers bedienen. Die Farbe muß von solcher Beschaffenheit sein, daß sie während der Arbeit feucht bleibt, weil nach Ausführung der Zeichnung die ganze Platte mit einem speziellen leitenden Pulver von verschiedener Kornstärke eingestaubt wird. Hierbei bleiben die gröberen Körner an den dicksten Farbstellen (den Schatten), die feineren an den dünnen Stellen (den Lichtern und Halbtönen) hängen. Von dieser Platte wird nun auf galvanoplastischem Wege ein Abklatsch gemacht, der als Tiefdruckplatte dient (Eders Jahrbuch für Photographie, 1897, S. 479).
J.M. Eder.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.