- Gewebe
Gewebe (tissu, web) ist ein flächenförmiges Fadengebilde, bei welchem sich zwei Fadengruppen (Kette und Schuß) unter gegenseitiger gesetzmäßiger Schränkung derart kreuzen, daß die eine Fadengruppe (die Kette) nur längs durch das ganze Gebilde hindurchgeht, während die andre Fadengruppe (der Schuß) in der Querrichtung läuft (s. Weberei).
Für das Weben werden die Kettenfäden aus der Gewebeebene ausgelenkt, und in das so gebildete Fach wird der Schußfaden über die ganze Gewebebreite auf einmal eingetragen. Zur Kennzeichnung der verschiedenen Gewebearten diene folgende Zusammenstellung: Es können bei den Geweben ein oder mehrere Kettenfadensysteme vorhanden sein (Doppelgewebe [1], S. 649, Gaze [1], S. 559, Samt [1], S. 661, aufgeschweifte Muster [1], S. 643); auch ein oder mehrere Schußfadensysteme (Doppelgewebe, Manchester [1], S. 661, Schußflorteppiche [1], S. 775, broschierte Stoffe [1], S. 637). Die Kettenfäden können vollständig parallel durch das Stück hindurchlaufen, so daß das Gewebe immer von gleicher Breite ist, doch lassen sich auch Gewebe mit konvergierenden Kettenfäden herstellen, oder die Kettenfäden können ausgewellt sein, so daß die Gewebebreite sich ändert, oder die Kette kann, nach Kreisbogen gekrümmt, in dem Gewebe verlaufen (kreisförmige Gurte) [1], S. 817. Gobelins [1], S. 772, und broschierte Stoffe [1], S. 637, sind als Vereinigung von mehreren Geweben anzusehen. Die Schußfäden kreuzen in der Regel die Kette rechtwinklig, laufen also in der Regel geradlinig rechtwinklig zu den Gewebefahlleisten, doch sind auch Gewebe mit schräglaufenden Schußfäden ausgeführt worden [1], S. 480; der Schußfaden kann ferner durch ein wellenförmig gestaltetes Blatt in geschlängelter Form angeschlagen werden, wobei wieder die Tiefe der Wellen sich verändern kann [1], S. 539; endlich kann auch der Schußfaden für einzelne Eintragungen nicht über die ganze Breite gebunden sein (Gewebe mit verlorenen Schüssen [1], S. 808); zu alledem kann die Schußdichte veränderlich gemacht werden. Schlauchförmige Gewebe können entweder auf einem gewöhnlichen Webstuhl [1], S. 548, oder auf einem Rundstuhl [1], S. 716, hergestellt werden. Von dem Gewebe unterscheidet sich das Geflecht (s.d.) dadurch, daß nur ein Fadensystem zur Bildung nötig ist.
Literatur: [1] Müller, Ernst, Handbuch der Weberei, Leipzig 1896.
E. Müller-Dresden.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.