Granat

Granat

Granat, Mineral, kieselsaure Verbindung von Kalk-Magnesia, Mangan, Chrom, Eisenoxydul, Eisenoxyd und Tonerde, wobei die Oxydule und Oxyde einander gegenseitig vertreten können.

Alle Granaten kristallisieren regulär, und zwar zumeist in der Form des Rhombendodekaeders (Granatoeder). Sie sind nicht oder nur sehr wenig spaltbar, sehr spröde, stark glasglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig und werden durch Reiben elektrisch. Härte 6,5–7,5. Das spez. Gew. schwankt zwischen 3,4 und 4,3. Mit Ausnahme des Chromgranates sind alle nicht sehr schwer schmelzbar, die Schmelze ist spezifisch leichter als der ungeschmolzene Granat und wird von Säuren leicht angegriffen. Im ungeschmolzenen Zustand widerlichen die Granate den Säuren. Granate verwittern leicht und je nach der Zusammensetzung verschieden, teils zu Serpentin und Speckstein, teils zu Chlorit, Glimmer, eisenreiche zu Roteisenstein.

Vorwiegend nach chemischen Gesichtspunkten unterscheidet man folgende Abarten: 1. Almandin, edler Granat, Karfunkel, Eisentonerdegranat Fe3Al2Si3O12 (43,3% CaO, 20,6% Al2O3, 36,1% SiO2), blut-, kirsch- oder bräunlichrot. Härte 7,0–7,5, spez. Gew. 4,1–4,3. Findet sich im Glimmerschiefer und Gneis, dann in Eklogit; in Ceylon (Ceylonrubin), Hinterindien und Brasilien werden große, durchsichtige Almandine als Gerölle gefunden und nach Europa zur Verarbeitung als Schmucksteine (Ring-, Nadelsteine, seltener zu Gemmen) gebracht.[606] Vom Kapland kommen die rubinrot oder gelbbraun durchsichtigen Kaprubine, von denen große Steine bis zu 150 ℳ. Wert haben. Der Almandin wird en cabochon oder auch fassettiert geschliffen. Im Kerzenlicht erscheint er fast orangefarbig. Das Schleifen geschieht mit Schmirgel auf einer Bleischeibe und das Polieren mit Tripel und Vitriolöl auf Zinn. Ganz große Stücke werden auch zu kleinen Luxusgegenständen (Dosen) verarbeitet. Unbrauchbares Material wird geglüht, rasch abgelöscht, zu Pulver gestoßen und alsdann als Granatbort oder roter Schmirgel zum Schleifen gebraucht. Die Preise stehen sich für schöne Steine auf 5–20 ℳ. pro 1 g. – 2. Grossular, Kalktongranat Ca3Al2Si3O12 (37,2% CaO, 22,8% Al2O3, 40% SiO2), teils farblos, teils gelb und grün in verschiedenen Tönen (eigentlicher Grossular, Allochroit), smaragdgrün als Demantoid oder auch hyacinthrot als Hessonit (Kaneelstein). Härte 6,5–7,0, spez. Gew. 3,3–3,6. Die schöngefärbten (roten und smaragdgrünen) Steine werden wie Almandin zu Schmuckstein verschlissen. – 3. Melanit, Kalkeisengranat Ca3Fe2Si3O12 (33,1% CaO, 31,5% Fe2O3, 35,4% SiO2), zumeist schwarz, doch auch gelb, grün oder rot. Härte 7,0, spez. Gew. 3,8–4,1. Kommt in jungen vulkanischen Gesteinen vor. Ihm nahe steht der pechglänzende, gelbe bis braune Kolophonit (Pechgranat). – 4. Gemeiner Granat, mit Eisen, Kalk und Tonerde, besonders im Glimmerschiefer und Eklogit verbreitet; braun, grün. Härte 7,0, spez. Gew. 3,3–3,8. Wird, in größeren Mengen vorkommend, wie auch Kolophonit, als Zuschlag beim Schmelzen der Eisenerze verwendet. – 5. Pyrop, Magnesiatoneisenkalkgranat (15% MgO, 10% FeO, 5% CaO, 2,5% MnO, 4% CaO), von blut- oder ponceauroter (Vermeille) Farbe. Härte 7,5, spez. Gew. 3,7–3,78; schwer schmelzbar. Kommt meist in losen Körnern vor, in Serpentin, aber auch in Sand und lockerer Erde, besonders in Böhmen (Gitschin, Meronitz). Die angeschwemmten Pyropkörner werden meist zu Schmucksteinen verschlissen, wie Almandin. – 6. Uwarowit, Kalkchromgranat; smaragdgrün. Härte 7,5–8,0, spez. Gew. 3,42–3,5; selten.

Der Wert der Granaten als Edelstein wird durch Schönheit der Farbe, Reinheit und Größe bestimmt. In manchen Fällen erreicht er den Wert des Saphirs. Die Preise böhmischer Pyrope schwanken zwischen 20 und 200 ℳ. pro Kilogramm. Die dunkle Färbung der meisten Granate verlangt, daß der geschliffene Stein möglichst dünn ist, wenn die Färbung zur Geltung kommen soll.


Literatur: Bauer, Edelsteinkunde, Leipzig 1896; Blum, R., Taschenbuch der Edelsteinkunde, Leipzig 1887; Dölter, C., Edelsteinkunde, Leipzig 1893.

Leppla.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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