- Kreisteilung
Kreisteilung. Von neueren Untersuchungen über die bei guten Kreisteilungen noch vorhandenen Fehler muß auf die besonders sorgfältige Arbeit über die Teilungen des Kieler Meridiankreises hingewiesen werden [1]. Die Bestimmung der Durchmesserkorrektionen der Kreise (nicht die Teilungsfehler für einzelne Striche) ist durch Vergleichung der beiden Kreise des Instruments miteinander (von denen der Eine von 4' zu 4' und der andere von 10' zu 10' geteilt ist) einerseits und durch direkte Untersuchung des 4-Minutenkreises für sich durchgeführt. Es wird dadurch ein durch eingehende theoretische Untersuchungen begründetes neues Vergleichsverfahren bedingt. Wenn auch hier wegen der Einzelheiten auf die Originalabhandlung verwiesen werden muß, so mögen doch noch einige Angaben bezüglich der erlangten Genauigkeit gemacht werden, um die gegenwärtig bei den besten Kreisteilungen erreichbare Genauigkeit erkennen zu lassen. Die Kreise haben 90 cm Durchmesser, mittels der Mikroskope kann bei den Ablesungen ein mittlerer Fehler von etwa 0,2'' eingehalten werden, der einer linearen Strecke von ca. 0,00045 mm entspricht. Den Verlauf der Verbesserungen, die an das Mittel der Ablesungen aus zwei diametralen Mikroskopen anzubringen ist, zeigt das Diagramm, in welches auch die Daten für die durch Kopie auf der gleichen (Repsoldschen) Teilmaschine hergestellten Kreise des Straßburger und des Wien-Ottakringer Instruments eingefügt sind. Diese Werte sind erhalten aus den Untersuchungen der Kreise in ihrer vertikalen Gebrauchslage am Instrument selbst, wobei auch die Biegung der Kreise eine gewisse Rolle spielt, zu deren Berücksichtigung aber besonders in Kiel eigene Messungen ausgeführt worden sind. Eine Darstellung des neuen Kieler Meridiankreises findet sich im Art. Meridiankreis. Eine andere Arbeit über Kreisteilungen, die von G. Förster im Kgl. Preuß. Geodätischen Institut ausgeführt worden ist [2], bietet technisch mancherlei Anregung, da sie sich auch mit den Grundursachen für die den Kreisteilungen noch anhaftenden Fehlern eingehend beschäftigt und auf Mittel zur Verbesserung der automatischen Teilungsverfahren hinweist. Die Untersuchungen beziehen sich auf einen in der Fennelschen Werkstätte in Cassel geteilten Kreis, der zwei voneinander unabhängige Teilungen trägt. Diese sind von Ausgangspunkten an begonnen, die um 180° 3' 45'' voneinander abstehen. So konnten die Abstände je zweier Teilstriche miteinander verglichen werden, was besonders zur Ermittlung sogenannter zufälliger Teilungsfehler führte. Wenn auch hier bezüglich der Einzelheiten auf die Originalarbeit verwiesen werden muß, so mag doch das technisch wichtige Resultat, welches sich auf die mutmaßlichen Fehlerquellen bezieht und einen Hinweis bietet für die zur weiteren Verbesserung einzuschlagenden Wege, noch angeführt werden. Der Verfasser gibt als solche an: 1. Unsichere Führung der Vertikalachse der Teilmaschine. 2. Unsichere Führung des Reißerwerkes mit Stichel. 3. Unsichere Klemmung des Kreises in den Pausen zwischen den aufeinanderfolgenden Strichzügen. 4. Vorübergehendes Vorhandensein von Staubteilchen auf der Bewegungsschraube und in der Einkerbung des[360] Mutterkreises. Die letztere Fehlerquelle wird besonders für aufeinanderfolgende Teilungsfehler nahezu gleicher Art mit kurzperiodischem Verlauf verantwortlich gemacht. Der Verfasser hat für mittelgroße, automatisch geteilte Kreise den mittleren Fehler für den Ort eines Teilstriches zu etwa 0,5 Bogensekunden ermittelt, was für einen 25-cm-Kreis nahe 0,0003 mm entspricht. Literatur: [1] P. Harzer, Astronom. Beob. auf der Sternwarte der Kgl. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Untersuchungen über die Kreise des Repsoldschen Meridiankreises, Heft 2, Leipzig 1912. [2] G. Förster, Kreisteilungsuntersuchungen; Veröffentlichungen d. Preuß. Geodät. Instituts, Neue Folge Nr. 74, Berlin 1917.
L. Ambronn.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.