- Brutapparate
Brutapparate zur künstlichen Ausbrütung von Geflügeleiern haben in den letzten zwei Jahrzehnten infolge der regierungsseitig in den meisten Kulturstaaten betriebenen Förderung der Nutzgeflügelzucht erhöhte Bedeutung und Verbreitung erlangt. Ueber die Entwicklungsgeschichte der künstlichen Brut verweisen wir auf [1] und heben hervor, daß das Haupterfordernis eines brauchbaren Apparates die Mitteilung der Brutwärme an die Eier von oben ist, weil dem in jeder Lage des Eies nach oben gerichteten Keimscheibchen bezw. Embryo die belebende Wärme in erster Linie zukommen soll; der untere Teil des Eies als Vorratsmagazin der Bildungs- und Ernährungsstoffe des Embryo ist kühler zu halten. Selbstverständlich ist die Temperaturbeständigkeit durch automatische Wärmeregulierung zu sichern.
Nach der Art der Wärmeübertragung auf die Eier scheiden sich die modernen Brutapparate in drei Systeme, deren gebräuchlichste Typen wir nachstehend vorführen.
1. Der Hearsons Brutapparat (Fig. 1) hat über den Eiern ein durch die Lampe T und das Heizrohr LLL erwärmtes Wasserbassin AA, das teils durch die von seinem Boden ausgehende Wärmestrahlung, teils durch die über den Eiern ruhende erwärmte Luftschicht auf die Bruteier einwirkt.
2. Der Warmluft-Inkubator nach Hillier (Fig. 2) erwärmt die Eier durch einen kontinuierlichen Luftstrom, der, in dem Heiztubus erwärmt, in den Apparat hinaufsteigt, durch immer neu nachdrängende warme Luft auf die Eier hinab und zwischen diese und durch den durchlöcherten Boden des Apparates hindurch nach außen getrieben wird. Das in der Mitte des Apparats sichtbare kleine Wasserbassin dient lediglich zur Dunstsättigung der einströmenden erhitzten Luft. Wesentlich treuer lehnt sich das.
[373] 3. System, der Baumeyer-Gruenhaldtsche Wasserbrüter, an den natürlichen Brütprozeß an, indem die Eier, wie bei der brütenden Henne, durch einen sanft auf ihnen ruhenden warmen Körper die Brutwärme mitgeteilt erhalten. In diesem Apparat (Fig. 3) wird das Wasserbassin abcd mittels Lampe, Trichter e und Heizrohr f erwärmt und die Wärme auf eine Anzahl schräg durch das Bassin gelegter Röhren übertragen, deren beiderseits aufsteigende Schenkel h Bogenknie tragen, deren je zwei sich gegenüberstehende durch je zwei Gummischläuche i verbunden sind, unter denen die Bruteier in Holzrinnen liegen. Infolge der schrägen Lagerung der Rohre im Bat On bewegt sich das in ihnen erwärmte Wasser ständig aufsteigend nach h rechts und strömt von da durch die Schläuche i nach h links, sinkt daselbst zu neuem Kreislauf hinab u.s.w.
Die angewandten Wärmeregulatoren werden teils durch die Expansion von Aetherdämpfen, Luft, teils durch Formveränderung aus verschiedenen Metallen zusammengesetzter Stäbe, teils auch durch den elektrischen Strom betätigt und wirken durch Ableiten der Wärmezufuhr im Falle der Ueberheizungsgefahr. Auch die Heizung mittels Elektrizität ist neuerdings für Brutapparate angewandt worden, empfiehlt sich indessen nur da, wo Starkstromanlage oder -anschluß zur Verfügung steht.
Literatur: [1] Grünhaldt, Die industrielle Geflügelzucht im Groß- und Kleinbetrieb, 5. Aufl., Leipzig 1903.
Gruenhaldt.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.