Chemitypie

Chemitypie

Chemitypie, von Piil erfundenes Zinkhochätzverfahren.

Eine feinpolierte Zinkplatte wird mit einem Aetzgrund aus Kolophonium, Asphalt und Wachs leicht und gleichmäßig überzogen; auf diesen wird die Zeichnung gepaust und sodann in denselben radiert, indes nur so weit, als zum Bloßlegen der Zinkplatte erforderlich ist. Das Aetzen geschieht entweder mit verdünnter Salpetersäure oder mit einer aus Regenwasser, Salpetersäure, Holzessig und Salmiak zusammengesetzten Aetzflüssigkeit; zum Ausfüllen der geätzten Zeichnung wird ein leichtflüssiges, aus 13 Teilen Blei, 16 Teilen Zinn und 7 Teilen Wismut zusammengesetztes Metall genommen, das man in dünne Stäbchen formt, mit denen die über einer Spiritusflamme erhitzte Zinkplatte überfahren wird, sie wiederholt in Lötwasser tauchend, um ein festes Einschmelzen des Metalles in die Zeichnung zu erzielen. Ist diese vollkommen und gleichmäßig gefüllt, so werden alle überschießenden Metallteile abgeschliffen oder abgeschabt, und es wird alsdann zum Aetzen geschritten, was in der gewöhnlichen Weise so lange fortgesetzt wird, bis die Platte das nötige Druckrelief erlangt hat und damit druckfertig geworden ist. Die Erwartung, daß die Chemitypie den Holzschnitt ersetzen werde, hat sich nicht erfüllt, da die Zeichnung schon wegen der überall gleichen Höhe der Linien – denn ein Ausflachen wie beim Holzschnitt ist unmöglich – beim Druck stets eine gewisse Härte zeigen muß in den sein auslaufenden Partien, überdies aber auch das Metall der Chemitypie weder die Druckfarbe so gut annimmt, noch so gut an das Papier abgibt wie der Holzschnitt. Zum Druck von Landkarten ist sie jedoch vielfach mit Nutzen verwendet worden, da das Verfahren billiger ist als Lithographie oder Kupferstich. Seit Vervollkommnung der Zinkographie (s.d.) wird die Chemitypie aber auch für die Kartenbestellung nur noch selten angewendet. – Mitunter bezeichnet man auch die gewöhnliche Zinkhochätzung (s.d.) als Chemitypie.

J.M. Eder.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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