Akanthus

Akanthus

Akanthus (Bärenklaue), ist eine in südlichen Gegenden wild wachsende Staude, von der zwei Arten unterschieden werden: Acanthus mollis mit breiten, stumpfen Blattspitzen und Acanthus spinosus mit spitzen, in Dornen auslaufenden Blattenden. – Griechenland hat dieses Blatt in die Kunst eingeführt, das in vielen Stilarten eine hervorragende Rolle spielt.

Die strengste Stilisierung erfuhr das Blatt an dem Antenkapitäl von Eleusis (Fig. 1). Während die Rippen der einzelnen Blätter in der Natur sich in der Mittelrippe vereinigen, laufen in der griechischen Stilisierung die Rippen stumpf auf die oberste Abgrenzung des Säulenschaftes. Außerdem ist das Blatt streng symmetrisch gebildet; die oberste Blattspitze überneigt sich ein wenig, sonst ruht kein Blatteil auf dem andern, die Zacken der Umrißlinien sind klein und stumpf und stehen zueinander in einem fast rechten Winkel. Außerdem bilden die einzelnen Blätter in ihrer Vereinigung Oesen, die in ihrer Verlängerung denselben Verlauf nehmen, wie die einzelnen Blattrippen. Eine weit freiere und elegantere Form zeigt das Akanthusblatt des Lysikrates-Monuments in Athen. – Bei der römischen Stilisierung des Akanthusblattes lassen sich drei Abarten unterscheiden: a) der olivenblattartige Akanthus: die einzelnen Blattspitzen verlängern sich und nehmen eine Gestalt an, die dem Olivenblatte ähnlich ist. Die Hauptrippen werden durch tiefe Einschnitte charakterisiert, die einzelnen Blattzacken haben keine Mittelrippe, sind vielmehr löffelförmig ausgehöhlt; zugleich sind Teile der oberen Blätter durch die unteren verdeckt; b) das kleingezackte Akanthusblatt: im allgemeinen dem olivenblattartigen ähnlich, nur erscheint jedes Blatt durch mehrere Zacken geteilt, wodurch es sich zierlicher und eleganter gestaltet; namentlich in der römischen Spätzeit, dient dem in der Renaissancezeit üblichen als Vorbild; c) der krautblattartige Akanthus (Fig. 2) gehört der Frühzeit römischer Kunst an und findet sich charakteristisch am Vestatempel zu Tivoli. – Der altchristlich-byzantinische Akanthus zeigt wieder ein scharfgeschnittenes und zuweilen recht spitziges Blatt. – Das romanische Akanthusblatt ist im allgemeinen als eine Nachbildung des byzantinischen aufzufassen, insbesondere in der ersten Zeit. – Die gotische Stilisierung lehnt sich an die abgerundete Form der romanischen Spätzeit an und erscheint späterhin eigenartig und streng stilisiert. – Der Akanthus der Renaissancezeit (Fig. 3) leitet sich von dem kleingezackten römischen Akanthus ab.


Literatur: Schubert-Soldern, Stilisieren der Pflanzen, Zürich und Leipzig 1887. – Const. Uhde, Gewerbehalle, Jahrg. 1871, Nr. 6 u. 7.


Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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