- Flossenkieler
Flossenkieler, Segeljachten, die unter dem Baukiel eine Flosse besitzen. Der untere Teil der Flosse wird von dem Ballastkiel aus Blei oder Eisen gebildet (s. die Figur), während sich der Ballast bei älteren Jachten im Innern befand. Die tiefe Flosse bringt einen solchen Zuwachs an Lateralplan, daß das Totholz am Vorsteven und Hintersteven stark beschnitten werden kann. Im Zusammenhang hiermit werden die Steven weit ausladend als Ueberhänge ausgebildet, so daß sie ohne scharfen Knick in den Baukiel übergehen.
Die Vorzüge der Flossenkieler gegenüber den Jachten älterer Bauart (normale Bootsform) sind: 1. Große Manövrierfähigkeit, da der Lateralplan unter Wasser zwar tief, aber sehr kurz ist. 2. Erhöhung der Geschwindigkeit, da das kurze Unterwasserschiff eine kleine benetzte Oberfläche hat und somit geringen Reibungswiderstand gegen Fortbewegung in der Schiffsrichtung bietet, da ferner die Segelfläche wesentlich größer als bei den Jachten alter Bauart sein kann. Denn durch den Bleikiel wird der Gewichtsschwerpunkt der ganzen Jacht so tief gelegt, daß die Stabilität und zwar die Gewichtsstabilität außerordentlich wächst. Das große statische Stabilitätsmoment läßt wieder ein großes Winddruckmoment, mithin eine Vergrößerung der Segelfläche zu. Es fällt nicht schwer, einen Flossenkieler so zu bauen, daß er theoretisch unkenterbar ist. Das ist der Fall, sobald der Gewichtsschwerpunkt unter dem Auftriebsschwerpunkt liegt. Ein gekenterter Flossenkieler wird sich von selbst wieder aufrichten, falls ihn eine plötzliche Bö vorübergehend auf die Seite gelegt haben sollte.
Literatur: [1] Die Kunst des Segelns, Verlag Wedekind & Co., Berlin 1914. [2] Wustrau, Vom Kann zum Kleinen Kreuzer, Berlin 1917.
E. Waldmann.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.