- Gnomon
Gnomon, eine Einrichtung, die schon bei den ältesten Kulturvölkern dazu benutzt wurde, die Höhe der Sonne und damit die Tageszeit besonders im Moment des Mittags (der Kulmination) zu bestimmen.
Zunächst bestanden diese Instrumente aus hohen Stäben, Säulen oder ähnlichen Einrichtungen, die durch den Schatten, den sie warfen, zur Bestimmung der Tageszeit benutzt wurden. Man zog um den Fußpunkt des Lotes von der Spitze des Gnomons auf die Erdoberfläche einige konzentrische Kreise und beobachtete dann, wann das Ende des Schattens diese Kreise erreichte. Entsprechend gelegene Schnittpunkte miteinander verbunden gaben dann durch die Orte der Sehnenmittelpunkte den Moment des wahren Mittags. Aus der Länge des Schattens zu dieser Zeit und der Höhe des Gnomons ergibt sich die anguläre Höhe der Sonne. Werden diese Längen zur Zeit ihres Maximums und ihres Minimums gemessen, so kann man einerseits mit Hilfe des daraus gebildeten Mittels die geographische Breite des Beobachtungsortes 1/2 (Hmax + Hmin) = 90 φ, anderseits die Schiefe der Ekliptik 1/2 Hmax Hmin = ω, wenn ω diese Schiefe bedeutet, bestimmen. Da das Ende des Schattens schlecht begrenzt erscheint, hat man später an die Stelle der Spitze der Säule oder dergl. eine Scheibe mit kleiner runder Oeffnung gesetzt, durch die hindurch dann die Sonnenstrahlen scheinen und ein kleines Sonnenbildchen erzeugt wird. Dergleichen Einrichtungen sind, abgesehen von den alten indischen und ägyptischen Gnomonen, auch in späterer Zeit wieder hergestellt worden. Bekannt ist der von Augustus in Rom aufgestellte Gnomon (ein alter ägyptischer Obelisk), dann der von Toscanelli im Dom von Florenz eingerichtete; auch im Dom zu Mailand ist eine Einrichtung der letztbeschriebenen Art angebracht. Die Genauigkeit der Angaben wächst natürlich mit der Höhe des Gnomons über der Fläche, auf der das Schattenende beobachtet wird, so daß bei 2030 m Höhe schon auf 12 Sekunden der Moment des wahren Mittags sich angeben läßt. Im übrigen ist hierzu das unter Sonnenuhren Beigebrachte zu vergleichen; ebenso ist dort auf die Literatur hingewiesen.
Ambronn.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.