- Knallquecksilber
Knallquecksilber (Mercuridfulminat, Howards Knallpulver) ist das Quecksilbersalz einer der Cyansäure isomeren Säure, der Knallsäure, deren Sauerstoff an den Stickstoff gebunden ist: C N OH oder C = N OH.
Das Knallquecksilber zählt zu den energischsten Explosiv- oder Sprengstoffen. Es besitzt die Zusammensetzung Hg(CNO)2, ist 1799 von Howard entdeckt worden und kristallisiert in seideglänzenden weißen Nadeln, die in heißem Wasser ziemlich löslich sind, durch Erhitzen, durch Stoß und Schlag sowie durch konzentrierte Schwefelsäure äußerst heftig explodieren und daher in trockenem Zustand sehr vorsichtig zu behandeln sind. Dagegen läßt es sich, mit 30% Wasser vermischt, bequem handhaben und z.B. auf einer Marmortafel mit einem Holzpistill fein reiben. Von seinen chemischen Umsetzungen interessiert hier nur die Einwirkung von konzentrierter Salzsäure, durch die unter Kohlensäureentwicklung Hydroxylaminchlorhydrat gebildet wird, ein Verfahren, das sich zur Darstellung von Hydroxylamin eignet. Dargestellt wird das Knallquecksilber durch Einwirkung von Quecksilber und Salpetersäure auf Alkohol. Von den verschiedenen Verfahren sei das von de Bruyn modifizierte Beckmannsche [2] beschrieben, das ein völlig gefahrloses Arbeiten gestattet. 50 g Quecksilber werden bei gewöhnlicher Temperatur in 600 g Salpetersäure von 1,4 spez. Gew. gelöst und die entstandene grüne, etwa 30° warme Lösung unter fortwährendem Schütteln zu 550 g Alkohol gefügt, der in einem 5 l fassenden Kolben ebenfalls auf etwa 30° erwärmt ist. Die Mischung der beiden Flüssigkeiten ist wasserhell. Falls die Reaktion nicht von selbst eintritt, wird bis zum Beginn einer Gasentwicklung auf dem Wasserbad erwärmt und dann der mit einem weiten Glasrohr als Luftkühler versehene Kolben ins Freie gestellt. Die Reaktion geht ziemlich stürmisch fort, und das entstandene Knallquecksilber setzt sich am Boden ab; es wird abfiltriert und ausgewaschen und ist dann zu weiterer Verwendung fertig. Es dient bekanntlich zum Füllen der Zündhütchen (vgl. Initialzündungen), und zwar ist 1 kg Quecksilber, in Knallquecksilber umgewandelt, zur Füllung von 40000 Zündhütchen hinreichend. Bei Jagdflinten reicht diese Menge für 57600 Zündhütchen hin.
Literatur: [1] Fischer, Ferd., Handbuch der ehem. Technologie, Leipzig 1893, S. 555. [2] Berichte der Deutschen ehem. Gesellschaft, Bd. 19, S. 993. [3] Bujard, Leitfaden der Pyrotechnik, Stuttgart 1899.
Bujard.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.