Asbest

Asbest

Asbest werden in der Technik feinfaserige Abarten der Hornblende und des Serpentins genannt, die indes je nach ihrer Zugehörigkeit zu dem einen oder andern Mineral verschiedene Beschaffenheit besitzen.

1. Hornblendeasbest (Amianth, Bergflachs, Bergfleisch, Bergleder, Bergkork, Byssolith) steht dem Tremolit (s. Hornblende) mineralogisch und chemisch sehr nahe, Mg3CaSi4O12 (28,85% MgO, 13,35% CaO, 57,70% SiO2), kristallisiert monoklin in langen, dünnen Nadeln und Fäden. Weiß und gefärbt (grau, grünlich, bräunlich), glas- und seidenglänzend, durchsichtig; spröde (Byssolith) und elastisch (Amianth, Bergflachs); Härte 5,5–6, spez. Gew. 2,9–3; zeigt einen sehr hohen Grad von Feuerbeständigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Säuren [1]; schmilzt bei 1150° C. und gibt alsdann 5% in Lösung ab [3]. Vorkommen an zahlreichen Orten, aber technisch nur wichtig bei Sondrio (Oberitalien), Lendgastein. 2. Serpentinasbest (Chrysotil), dem Serpentin (s.d.) mineralogisch und chemisch entsprechend, H4Mg3Si2O9 (43,48% SiO2, 43,48% MgO, 13,04% H2O; statt MgO häufig FeO bis zu 13%); faserig; grün oder weiß, metallglänzend oder -schillernd, durchscheinend. Härte 3–4, spez. Gew. 2,3–2,8. Wird von Salzsäure, leichter aber von Schwefelsäure vollkommen zersetzt. Beim Erhitzen im Kolben gibt er Wasser ab, wird trüb, weiß, spröde. Schmilzt bei 1550° C. Schlechter Wärmeleiter in der Faser, ziemlich guter in aufgefasertem Zustand. Vorkommen als Faseraggregat gangförmig oder in Schnüren im Serpentin (die Faserung steht meist senkrecht zu den Begrenzungsflächen des Ganges oder der Schnur) bei Reichenstein i. Schi., Zöblitz i. Sachsen, Korsika, Oisans (Dauphiné), Newjansk (Gouv. Perm) u.s.w., vor allem aber bei Montreal (Kanada) als. Hauptmaterial für Gewebe und Gespinste [1]. – Die technisch wichtigen Eigenschaften des Asbests sind: 1. Sehr beständig bei hoher Temperatur, Verwendung zu Dichtungen, Theaterstoffen, Dekorationen, Asbestfarben, feuerfesten Superatorplatten, Asbestmörtel (Asbestic). 2. Unangreifbarkeit des Hornblendeasbests durch Säuren, Verwendung als Filtriermaterial, zu Schlammpreßtüchern in Zuckerfabriken. 3. Schlechtes Wärmeleitungsvermögen, benutzt bei Herstellung von Isoliermassen gegen Wärmestrahlung. 4. Geringes Elektrizitätsleitungsvermögen, Verwendung bei Umhüllungen von Leitungsdraht, als Bodenbelag für Dynamomaschinen, bei Handschuhen für Elektrotechniker. 5. Wasserdichtigkeit des Hornblendeasbests, wenn mit Paraffin durchtränkt, Benutzung zur Herstellung von Platten, die zur inneren Auskleidung von eisernen Gefäßen dienen. Die Tränkung des mit Zinkoxyd behandelten Asbests mit Chlorzink und palmitinsaurer Tonerde (Nagelsches Patent) gibt den gleichen Effekt und verbürgt noch Feuerbeständigkeit. – Der Asbest der Technik flammt zu 90% aus Serpentin der Provinz Quebec (Kanada). Kapasbest wird zu feuerbeständigen Seilen verarbeitet.


Literatur: [1] Luschin von Ebengreuth, Asbest, dessen Vorkommen und Verarbeitung in Oesterreich-Ungarn, Berg- u. Hüttenmänn. Jahrbuch u.s.w., Wien 1890, 38, S. 89. – [2] Venerand, Asbest und Feuerschutz, Wien, Peil, Leipzig 1886, S. 17; Asbest und Asbestfabrikate, deren Fabrikation und Verwendung in der Industrie, Polytechnisch. Zentralbl. 1890, Bd. 2, S. 164; Leonhardt, Der Asbest und seine Verwendung, Gesundheitsingen., Bd. 11, S. 546; v. Krecker-Drostmar, Asbest und Asbestfabrikate, Industrieblätter 1891, Nr. 18. – [3] van Bellen, Chem.-Ztg. 1900, Bd. 1, S. 392; Jones, R., Asbestus and Asbestic, London 1897; Kersting, P., Zur Charakteristik des Asbests verschiedener Provenienz, Chem. Industrie 1898, Bd. 21, S, 171.

Leppla.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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