- Moorstraßen
Moorstraßen erfordern bei ihrer Anlage eine besonders sorgfältige Untersuchung des Untergrundes und eine Beachtung der örtlichen Verhältnisse.
Ist das Moor nicht sehr tief, so kann nach Herstellung seitlicher, bis auf den festen Grund reichender Sanddämme die Moormasse abgegraben oder ausgebaggert und durch eine Sandschüttung ersetzt werden, oder es wird einfach nach Abhebung der Narbe so lange Sand eingeschüttet, bis mit diesem der feste Untergrund erreicht wird, die flüssigen Massen zur Seite gedrängt werden und der Damm nicht mehr sackt. Ist über dem flüssigen Moor eine genügend tragfähige Schicht vorhanden, so stellt man den Straßendamm aus möglichst leichtem Material, z.B. aus ausgetrockneter Moormasse oder aus Torf, und außerdem möglichst niedrig her, jedoch so, daß die aufsteigende Feuchtigkeit die versteinte Fahrbahn nicht feucht erhalten kann. Die Straßengräben werden dann in größerer Entfernung vom Straßenrande, unter Belassung breiterer Bankette, mit geringer Tiefe und flachen Böschungen so angelegt, daß die Moordecke dabei nicht durchstochen wird (Fig. 1). Vielfach hat man auch, um die Tragfähigkeit der Moordecke zu erhöhen, Faschinenlagen unter der Straße ausgebreitet, so daß der Damm gewissermassen schwimmend auf dem Moor gehalten wird. Bei Hochmooren ist nach den Erfahrungen von Schacht [1] der meist über dem Wasserspiegel der anliegenden Flüsse und Bäche liegende feste Untergrund zunächst zu entwässern. Gelangt man mit den Entwässerungsgräben bis in den festen Untergrund, so sackt der entwässerte Moorteil auf zwei Drittel zusammen und wird tragfähig, indem das flüssige Moor durch Entziehung von Wasser zunächst in eine speckige Masse und dann in Torf übergeht. Daher müssen bei Straßenanlagen auf solchen Hochmooren zunächst in Entfernungen von 1114 m von der Achse der anzulegenden Straße Längsgräben a (Fig. 2) und von 10 zu 10 m sie verbindende Kopfgräben b gezogen werden, welch letztere mit ihrem fast zu Torf gewordenen Aushube später wieder auszufüllen sind und dann auch ferner entwässernd wirken. Damit keine Risse und Spalten entstehen, muß sehr langsam vorgegangen werden. Von Jahr zu Jahr sind die Seitengräben zu verbreitern und staffelförmig mit etwa 1 m hohen senkrechten Wänden zu vertiefen, wie dies Fig. 2 zeigt, bis man im 4. bis 8. Jahr den festen Untergrund erreicht; erst dann wird die Straße anfangen, unnachgiebig zu werden.
Literatur: Zeitschr. des Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1885, S. 519; 1891, S. 749; ferner Handb. d. Ing.-Wiss., 1. Teil, Bd. 4, 4. Aufl., Leipzig 1907, S. 81; Handb. d. Baukunde, 3. Abt., 4. Heft, Berlin 1892, S. 158; Handb. für spez. Eisenbahntechnik, 4. Aufl., Bd. 1, Leipzig, S. 97; v. Kaven, Der Wegebau, 2. Aufl., Hannover 1870, S. 217.
L. v. Willmann.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.