- Ohr [1]
Ohr. Das Organ für die Wahrnehmung der Schallwellen scheint bei nieder- und hochorganisierten Wesen immer zugleich Organ für die Beurteilung der Körperlage, Gleichgewichtsorgan zu sein.
In seiner einfachsten Bildung ist es eine kleine, mit Flüssigkeit erfüllte Blase, in deren Wandung ein Nerv endet; häufig ist das Innere der Blase mit Haaren bedeckt und enthält ein oder mehrere mineralische Körner, die Otolithen (Hörsteine). Am Ohr der Säugetiere und des Menschen wie auch einiger andern Wirbeltiere sind drei Teile zu unterscheiden: Das äußere Ohr mit dem Gehörgang endet nach innen mit dem Trommelfell. Jenseits dieses folgt das mittlere Ohr, die Paukenhöhle, die mittels der eustachischen Röhre mit der Mundhöhle kommuniziert. In diesem mittleren Ohr sind die sich berührenden Gehörknöchelchen, Hammer, Amboß, Steigbügel, welche die Schallschwingungen vom Trommelfell zum sogenannten ovalen Fenster leiten, durch welches, sowie durch das darunter befindliche runde Fenster, das im übrigen von Knochenmasse eingeschlossene innere Ohr begrenzt ist. Dieses, das Labyrinth, teilt sich in die Schnecke die halbzirkelförmigen Kanäle und den Vorhof, die von einer Flüssigkeit, der Perilymphe, erfüllt sind. Der Gehörnerv, aus dem hinteren Teil des Gehirns entspringend, endet an der Innenwand des Labyrinths unter seiner Zerteilung in den mit Haaren besetzten Hörzellen, zwischen welchen kleine Kristallkörper, der Ohrsand, verteilt sind, suspendiert in der gallertigen Flüssigkeit. Die Endigungen des Gehörnervs in der Schnecke bilden das Cortische Organ, in welchem Tausende von Nervenfasern [1] jede auf einen besonderen Ton abgestimmt zu sein scheinen, so daß die Unterscheidung der Töne durch eine Art Resonanz zustande kommt. Weiteres über die Anatomie und Physiologie des Ohrs s. bei [1], [2] und [3],
Literatur: [1] Helmholtz, G. v., Die Lehre von den Tonempfindungen, 4. Aufl., Braunschweig 1877. [2] Ewald, Das Endorgan des Nervus octavus, Wiesbaden 1892. [3] Wundt, Grundzüge der physiologischen Psychologie, 4. Aufl., Leipzig 1893.
Aug. Schmidt.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.