Pinasse

Pinasse

Pinasse, ein größeres zum Rudern oder Dampfen (Dampfpinasse) eingerichtetes Schiffsboot; s. Bootsbau.

Pinatypie, von L. Didier in Xertigny (Frankreich) erfundenes, von E. König in Höchst a.M. praktisch vervollkommnetes photographisches Verfahren zur Herstellung monochromer und farbiger Kopien auf Glas oder Papier; und zwar wird hierbei nach einem Negativ wieder ein Negativ, nach einem Positiv wieder ein Positiv erhalten.

Die Pinatypie wird in verschiedener Weise ausgeübt. Zur Erzeugung seitenverkehrter Duplikatnegative (z.B. für den Lichtdruck, s.d.) wird eine sorgfältig gereinigte Glasplatte mit verdünnter Kaliwasserglaslösung abgerieben, mit 4 prozentiger Gelatinelösung übergossen, getrocknet, durch Baden in 2 prozentiger Ammoniumbichromatlösung sensibilisiert und nach dem Trocknen unter dem Originalnegativ mit Hilfe eines Photometers (z.B. des Vogelschen, der den Fortschritt der Lichtwirkung dadurch vergleichsweise erkennen läßt, daß ein Papierstreifen mit lichtempfindlicher Schicht unter gradweise dickeren Papierlagen exponiert wird) kopiert. Hierauf wird die Platte zur Entfernung des unverändert gebliebenen redlichen Chromfalzes gut gewässert. Bringt man nun die Platte in ein wässeriges Farbstoffbad (z.B. in eine Lösung von Platinschwarz M der Höchster Farbwerke), so wird infolge des verschiedenen Verhaltens von belichteter und unbelichteter Chromatgelatine gegen wässerige Farbstofflösungen abermals ein Negativ erhalten. Die unter den undurchsichtigen Stellen des Originalnegativs vor der Einwirkung des Lichtes verschont gebliebenen Schichtteile nehmen nämlich die Farbstofflösung auf, während entsprechend der geringeren oder stärkeren Lichtwirkung an den verschieden transparenten Stellen des Originalnegativs die Leimschicht mehr oder weniger gegerbt wurde (vgl. Chromatphotographie) und dementsprechend sich geringer oder gar nicht anfärben läßt. Benutzt man daher ein Diapositiv zum Kopieren, so ist das Resultat wieder ein Positiv. Das Verfahren besitzt den großen Vorzug, daß man sehr leicht den Charakter der Duplikatnegative oder der Duplikatdiapositive (z.B. für Projektionszwecke, vgl. Projektionsapparate) durch stärkeres oder schwächeres Kopieren, längeres oder kürzeres Einwirkenlassen des Farbstoffbades beliebig gestalten kann; ferner, daß die so erzeugten Negative oder Diapositive kein bemerkbares Korn aufweisen.

Die Pinatypie wird aber auch zur Herstellung von Dreifarbenbildern benutzt. Hierbei werden nach den in üblicher Weise durch photographische Farbenauslösung (s. Dreifarbenphotographie) hergestellten Teilnegativen Diapositive angefertigt und diese auf den besonders präparierten, mit festhaftender Gelatineschicht versehenen Glasplatten, die mit Bichromat sensibilisiert werden, kopiert. Diese Kopien dienen, nachdem sie ausgewaschen worden sind, gleichsam als Druckplatten. Es wird nämlich zunächst die Blauplatte in der Farbstofflösung (man benutzt die besonderen Pinatypiefarbstoffe von Meister, Lucius & Brüning in Höchst a. M.) angefärbt, durch Abspülen vom Farbstoffüberschusse befreit und mit einem Stück geweichten Pinatypiepapiers unter leichter Pressung einige Zeit hindurch in Kontakt gebracht. Hierbei diffundiert der Farbstoff aus der Plattenschicht in die des aufgepreßten Papiers. In der gleichen Weise wird dann das rote und schließlich das gelbe Teilbild in genauem Passen aufgebracht.


Literatur: König, E., Die Farbenphotographie, 2. Aufl., Berlin 1906; Hübl, Artur Freiherr v., Lechners Mitteilungen, Wien 1905, S. 311; Eder, J.M., Rezepte und Tabellen für Photographie und Reproduktionstechnik, 7. Aufl., Halle a. S., 1908.

A.W. Unger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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