Sandgleise

Sandgleise

Sandgleise (Sandweichen), Gleisstrecken, deren Schienen etwa 5 cm hoch mit Sand bedeckt sind, um durchgegangene Eisenbahnfahrzeuge oder ganze Züge, deren Bremsen versagen, sicher und ohne daß sie Schaden nehmen, also unter stetiger Verminderung ihrer Fahrgeschwindigkeit, aufzufangen.

Eine Ueberschüttung mit Sand kann in solchen Gleisen angebracht werden, die ausschließlich zum Auffangen von Fahrzeugen angelegt sind und nicht dem gewöhnlichen Verkehr dienen, also in Rettungsgleisen (s.d.). Diese können bei Ueberschüttung mit Sand viel kürzer und doch gleich wirksam wie ohne solche angelegt werden. Köpcke (Dresden) hat eine Anordnung des Sandgleises erfunden (D.R.P. Nr. 65623), welche dessen Anwendung auch in Zugsgleisen gestattet. Das Köpckesche Sandgleis zweigt von dem Zugsgleis mit einer gewöhnlichen Weichenzungenvorrichtung ab, läuft mit dem Zugsgleis geschlungen parallel weiter und geht nach 200 bis 300 m Länge mittels einer zweiten Zungenvorrichtung wieder in dieses über. Hinter den Zungenvorrichtungen senken sich die Schienen des Sandgleises allmählich um etwa 5 cm und werden dann zwischen Einfassungen (hölzernen oder eisernen) gelegt, die auf die Höhe der Oberkanten der Schienen des Zugsgleises reichen und deren Zwischenraum mit Sand gefüllt ist; sie tauchen also allmählich in das Sandbett ein (Fig. 13). Sobald ein Zug auf das Sandgleis abgelenkt wird, kommt er infolge der sehr großen Bremswirkung des Sandbetts, auch bei hoher Anfangsgeschwindigkeit, ohne plötzlichen Stoß sehr bald zum Stillstand. Bei der Weiterfahrt ist der Sand auf den Schienen vor dem Zuge zu entfernen. Die vordere Zungenvorrichtung wird mit einem Haltsignal in Verbindung gebracht, so daß die Ablenkung unbedingt erfolgen muß, wenn der Zug das auf »Halt« gestellte Signal überfährt. Diese Einrichtung hat beispielsweise am Fußpunkte eines steilen Gefälles unmittelbar vor der Einfahrt von Görlitz in den Bahnhof Dresden-Neustadt wiederholt schwere Unglücksfälle verhütet.


Literatur: Köpcke, Civilingenieur 1893; Goering, Glasers Annalen 1896, Bd. 38; Deutsche Bauztg. 1902, S. 10.

H. Kübler.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sandgleise — (Sandweichen), von K. Köpcke (s. d.) angegebene Einrichtung zum gefahrlosen Aushalten von Eisenbahnzügen, die an dem ihnen Halt gebietenden Signalen vorbeigefahren, weil diese nicht beachtet oder weil die Bremsen nicht genügend rasch zur Wirkung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Prellbock — Prellbock, Absperrvorrichtung an einem stumpf endigenden Eisenbahngleis, in der Regel mit Puffern zur Aufnahme des Stoßes gegenfahrender Wagen versehen. An den Enden von Rangiergleisen werden oft nur Pfähle eingerammt, die vorn durch ein Querholz …   Lexikon der gesamten Technik

  • Eisenbahnweiche — Schematische Darstellung einer Weiche Ein Zug überfährt m …   Deutsch Wikipedia

  • Köpcke — Köpcke, Klaus, Ingenieur, geb. 28. Okt. 1831 in Borstel a. Elbe (Hannover), studierte am Polytechnikum in Hannover, stand 1853–68 im Dienst der Generaldirektion der Hannoverschen Staatsbahn und wurde 1869 in das technische Bureau des… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Sandweichen — Sandweichen, s. Sandgleise …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Entrollen — (Entlaufen) der Eisenbahnwagen kann in Stationen, die Gefälle enthalten oder an solche anschließen, durch unvorsichtiges Anfahren an freistehende Wagen oder durch Abflößen einzelner Wagen oder auch durch einen heftigen Windkloß verursacht werden; …   Lexikon der gesamten Technik

  • Rettungsgleise — (Sicherheitsgleise), meist kürzere, gewöhnlich stumpf endigende Seitengleise, welche von einem Gleis abzweigen und verhüten, daß Fahrzeuge oder ganze Züge aus diesem Gleis ohne besondere Erlaubnis auf ein andres zu schützendes Gleis oder eine zu… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Rettungswesen [2] — Rettungswesen auf Eisenbahnen, d.h. die zur ersten Hilfeleistung bei im Bahnbereich vorkommenden Verunglückungen und Erkrankungen von Bahnpersonal, Reifenden und andern Personen begehenden Einrichtungen, zu deren Vorhaltung in den meisten Staaten …   Lexikon der gesamten Technik

  • Weichen — Weichen, auch Ausweichungen oder Wechsel, die Vorrichtungen zum Uebergang einzelner Eisenbahnfahrzeuge und ganzer Züge von einem Bahngleis in ein andres abzweigendes ohne Unterbrechung der Bewegung (s.a. Gleisverbindungen, Bd. 4, S. 568). Jede… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fanggleis — Fanggleis, auch Ablenkungs oder Rettungsgleis (catch siding; voie de sûreté; binario di sicurezza) nennt man ein stumpf endigendes Gleis am Fuße einer Steilrampe zum Aufhalten entlaufener Wagen. Das F. ist durch eine Weiche mit dem Hauptgleis… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”