- Selbstschlußventile
Selbstschlußventile heißen im engeren Sinne Rohrbruchventile.
Sie sollen eine unter Druck stehende Dampf- oder Wasserleitung selbsttätig abschließen, wenn die Rohre oder die angeschlossenen Gefäße, wie Kessel, Schieberkasten, Kocher, aufreißen. Zur Betätigung dient meist die infolge der Ausströmung übermäßig gesteigerte Geschwindigkeit durch ihren dynamischen Druck auf einen vor der Durchgangsöffnung stehenden Abschlußkörper oder die plötzliche Abnahme der Spannung gegenüber dem normalen Druck hinter einem leichtgehenden Kolben. Nach dem Grenzwert der höchsten Betriebsgeschwindigkeit ist die Empfindlichkeit in jedem Falle einzustellen.
Das Ventil (Fig. 1) von Schäffer & Budenberg in Buckau-Magdeburg sichert nach beiden Richtungen, so daß es sowohl die Dampfleitung vom Kessel wie den Kessel von der Hauptleitung absperren kann. Zur Regelung der Empfindlichkeit stellt man die Scheibe mit dem[79] daran hängenden Durchlaßbogen in den Seitenführungen so tief, daß die Kugel bei der größten zulässigen Strömung mitgenommen und an die Ausgangsmündung gedrückt wird, und dann etwas höher. Preis 0,81,2 ℳ. auf 1 mm Rohrweite. In dem Ventil (Fig. 2) von Hübner & Mayer in Wien steigt der untere schwere Abschlußkegel bei übermäßiger Strömung senkrecht auf, um so leichter, je höher er durch einen Anschlag an dem außen sitzenden Handrad eingestellt ist, und fällt, nachdem das darübersitzende Handventil geschlossen ist, wieder ab. In der Abbildung steckt der obere Ventilteller lose an der Spindel, so daß er bei Rückströmung selbsttätig absperrt. Preis 24 ℳ. auf 1 mm Weite. Auch wenn statt des gezeichneten Eckventils ein Durchgangsventil gleicher Bauart ausgeführt wird, hebt die Strömung den unteren Abschlußkegel wie in Fig. 3 den Teller. Dieses Ventil, von Franz Seiffert & Co. in Berlin, ist in seiner Empfindlichkeit abhängig von der Form der Wände, der Höhenlage des Tellers und der beliebig einstellbaren Anspannung der Feder. Diese liegt außerhalb des Dampfraumes, ohne daß eine Stopfbüchse die Beweglichkeit beeinträchtigt, indem ein aufgeschliffener Bund der Spindel die Durchgangsöffnung abdichtet. Das im Oberteil einzubauende Absperrventil darf, auch wenn es nur wenig geöffnet ist, den Abschluß von unten nicht hindern. Durch Verschiebung der unterhalb der Spindel hängenden Schwinge nach rechts oder links kann man auch durch einen Drahtzug aus beliebiger Entfernung das Ventil schnell abschließen. Die Bauart (Fig. 4) vom Alexanderwerk in Remscheid-Vieringhausen vereinigt das Selbstschluß- und Absperrventil in einem Gehäuse ohne Seitendruck auf den Teller (vgl. Durchgangsventile, Fig. 10 und 11). Hat man, wie gezeichnet, das Handrad mit der Federhülse bis zum Anschlag an der Grundbüchse hinaufgeschraubt, so wird die Spindel an der Doppelmutter von den Federn zunächst gelüstet, so daß ein gewisser Druckausgleich in der Leitung stattfindet, worauf die Spindel mit dem Teller weiter aufsteigt. Bei einem Rohrbruch setzt sich aber der Teller wieder auf, teils durch die Abströmung angesaugt, teils durch den Ueberdruck des Dampfpolsters und der Feder über dem losen Blechring als Kolben niedergedrückt; das Hilfsventil bleibt offen, bis die Spindel am Handrad niedergeschraubt wird. Das Ventil (Fig. 5) von Hübner & Mayer eignet sich für Wasserleitungen [2], Hier wirkt eine federbelastete Membran auf Abschluß der Drosselklappe, wenn die Kammer unter der Membran unmittelbar oder durch eine in weiterer Entfernung an das Rohr angeschlossene Hilfsleitung vom normalen Druck entlastet wird.
Literatur: [1] Köhler, G.W., Rohrbruchventile, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1908, S. 414 ff.; Ders., Forschungsarbeiten, Heft 34 (Dissertation mit Darstellung, Kritik und Versuchsangaben über vielerlei Bauarten). [2] Lueger, Die Wasserversorgung der Städte, Leipzig 1908.
Lindner.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.