- Stanzen, Stanzmaschinen
Stanzen, Stanzmaschinen. Mit Stanzen bezeichnet man: 1. (unrichtigerweise, aber vielfach gebräuchlich) das Ausschneiden von Arbeitsstücken aus Platten von Blech, Karton u.s.w. mittels Schnittstempels und Matrize; hierüber s. Lochen, Schnitte; 2. das Bearbeiten von dünneren Blechen, Karton u.s.w. oder Blechgegenständen zwischen Stempeln (Oberstanze und Unterstanze, Patrize und Matrize) ohne wesentliche Veränderung der Blechdicke, so daß Erhöhungen auf der einen Blechseite Vertiefungen auf der andern entsprechen und umgekehrt; handelt es sich um Verzierungen u.s.w., so kann man das Verfahren auch als Hohlprägen (s. Prägen) bezeichnen.
Die Formänderung kann durch Schlag oder ruhig wirkenden Preßdruck geschehen. Im ersteren Fall dienen zum Stanzen die verschiedenen Arten von Hämmern und Fallwerken, insbesondere Riemen- und Seilhämmer, und Stangenfallhämmer. Die Matrize (Untergesenk) besteht in der Regel aus Stahl, die Patrize (Obergesenk) kann aus Stahl oder bei dünneren Blechen aus weichem Metall (Zinn, Blei u.s.w.) bestehen, wobei die Modellierung des Obergesenks in einfachster Weise durch Einschlagen (»Abschlagen«) des weichen Metalls in das Untergesenk stattfindet. Für dünnere Bleche kommt ferner Kautschuk in Betracht, der auch die Herstellung unterschnittener Formen gestattet. Weiterhin kann bei zylindrischen Arbeitsstücken Wasser in Verbindung mit einem mit geringem Spielraum in das Arbeitsstück passenden Stempel verwendet werden; da der Stempel mit großer Geschwindigkeit auf das Wasser auftrifft und dieses infolge des geringen Spielraums nur in geringem Maß austritt, so wird das Wasser unter hohen Druck gesetzt, so daß die Wandungen des Arbeitsstücks an die Matrize angepreßt werden. Im zweiten Fall verwendet man Pressen, und zwar Hebel-, Spindel-, Exzenter- und hydraulische Pressen, je nach der Größe des Drucks (s. Pressen). Das Obergesenk besteht hierbei aus hartem Material (Stahl u.s.w.); s.a. Prägen.
Zu den Stanzverfahren ist auch das Hubersche Preßverfahren zu rechnen. Es besteht im wesentlichen darin, daß nur eine Matrize benutzt wird und daß das Eindrücken des Blechs in diese Form dadurch geschieht, daß Matrize und Blech in einen mit Wasser gefüllten Zylinder gebracht werden, das unter sehr hohen Druck (bis zu 7000 Atmosphären) gebracht wird. Die zwischen Matrize und Blech erforderliche Abdichtung wird mittels Gummistreifen, Glaserkitt u.s.w. oder durch Einbringen von Matrize und Blech in Gummibeutel, die hierauf luftleer gepumpt werden, erzielt. Ueber die Konstruktion der Pressen und die Erzeugung des Wasserdrucks u.s.w. vgl. [3].
Literatur: [1] Smith-Kannegießer, Das Pressen und Prägen der Metalle, Leipzig 1903. [2] Woodworth, J.V., Punches, Dies and Tools, New York 1907. [3] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1901, S. 584; Sitzungsber. d. Ver. z. Bef. d. Gewerbefl. in Preußen, 1901, S. 169.
A. Widmaier.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.