Riemen [1]

Riemen [1]

Riemen zur Kraftübertragung sind teils Lederriemen, teils Textil- oder Kunstriemen (Haar-, Balata-, Gummi- und Baumwollriemen) oder auch Stahlbänder.

Lederriemen (s.d.) kommen in Breiten von 20–600 mm, aber auch bis 1200 mm zur Anwendung in einer Stärke von 3–8 mm, die steigend mit der Breite oder nach dem Scheibendurchmesser gewählt wird. Man läßt sie zweckmäßig auf der Fleischseite laufen, in Amerika auf der Haarseite. Doppelriemen von 10–15 mm Stärke sind mit den Fleischseiten zusammengeleimt und der Länge nach mehrfach genäht. Man kann statt dessen auch zwei einfache Riemen unverbunden aufeinander legen. Bei starken, stoßend arbeitenden Trieben schützt man den einfachen Riemen gegen Einreißen, indem man nur die Ränder auf je 1/5 der Breite doppelt.

Neue Riemen streckt man vorerst einen Tag lang unter Belastung mit etwa 20 kg auf 1 cm Breite; trotzdem längen sie sich in den ersten Betriebswochen und sind, wenn sie gleiten, nachzuspannen, worauf bei der Anordnung der Riemenverbindung (s.d.) Rücksicht zu nehmen ist. Riemen unter 100 mm Breite kann man vor dem Auflegen schließen und mit dem Riemenaufleger (s.d.) auf die umlaufende Scheibe bringen. Die Enden breiterer Riemen spannt man über den ruhenden Scheiben mit dem Riemenspanner (s.d.) zusammen, um sie zu verbinden. Gleitende Riemen sind auf der Laufseite mit Talg einzureiben, wonach sie zunächst noch mehr gleiten, bis sie den Talg aufgenommen haben. Kolophoniumpulver, das hin und wieder zur Vermehrung der Reibung im Notfall angewendet wird, macht das Leder spröde und brüchig. Monatlich sollen die Riemen mit Lederfett, Friktolin oder Riemenwachs eingerieben und halbjährlich in warmem Sodawasser gewaschen, getrocknet und mit warmem Talg eingefettet werden. Die Lebensdauer beträgt 10–20 Jahre, für geschränkte Riemen halb so viel.

Textilriemen haben, als mehrfache Gewebe von 5–10 mm Stärke, durchweg gleichmäßige Fertigkeit und Dehnbarkeit, so daß sie gerade und ruhig laufen. Zum Schutz gegen die Feuchtigkeit der Luft sind sie imprägniert, müssen aber noch mehr als Lederriemen vor Oel bewahrt werden und sind nicht so dauerhaft wie diese. Wenn sie in Riemengabeln oder an Führungsborden laufen, fransen die Ränder aus. Haartreibriemen bestehen aus dem im Frühjahr ausfallenden, langen, wolligen Flaumhaar von Kamelen oder dem Kämelhaar von Angoraziegen, das gesponnen und als Kettgarn in der Längsrichtung mit Schußgarnen von Hanf in der Richtung der Breite und auch zur Verbindung der mehrfachen Lagen in der Richtung der Dicke fest und dicht verwebt wird. Die rotbraun imprägnierten Kamelhaarriemen eignen sich besonders für Hauptantriebe. Die graubraunen Balatariemen enthalten ein in drei bis acht Lagen zusammengefaltetes Gewebe aus Hanf oder Baumwolle, eingebunden in Balatamasse; sie ersetzen Lederriemen in nassen Betrieben bei nicht über 30° steigender Temperatur. Gummiriemen, in gleicher Weise mit grauer Kautschukmasse hergestellt, empfehlen sich für feuchte Betriebe und besonders, wo Säuren oder andre Flüssigkeiten verdampfen und verspritzen; in trockenen Räumen wird der Gummi hart und rissig, in Gabelführungen reibt er sich bald ab. Baumwollriemen bestehen aus vier bis zehn und mehr Lagen Baumwolltuch, mit Fett imprägniert. Sie längen sich stark und eignen sich für Betriebe in feuchten und warmen Räumen sowie im Freien, wegen ihrer Billigkeit auch in den Fällen, wo durch schnellen Verschleiß öftere Erneuerung des Riemens geboten ist.

Die Preise für 1 m Länge und 1 m Breite betragen vergleichsweise je nach Güte und Stärke 4–8 ℳ. für Lederriemen (s.d.), 4–7 ℳ. für Kamelhaarriemen, 4–6 ℳ. für fünffache Balata- und Gummiriemen, 2,50–3 ℳ. für sechsfache Baumwolltuchriemen.

Das Stahlband der Eloesser-Kraftband-Gesellschaft in Berlin-Charlottenburg erhält nur 1/4–1/6 der Breite und 1/10 der Dicke von Lederriemen. Es überträgt beispielsweise (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1907, S. 1957) bei 100 mm Breite und 0,5 mm Stärke mit 600 bis 1400 kg/qcm Nutzspannung 300–700 kg bei etwa 30 m/sec Laufschnelle. Die Bandenden flößen stumpf zusammen und sind zwischen beiderseitigen Stahllaschen, von denen die innere nicht vorsteht, eng verschraubt. Die nicht oder bis 1% balligen Scheiben, auf deren Bahn eine Korkschicht aufgekittet wird, müssen genau rund laufen und sich gegeneinander parallel verschieben lassen zur richtigen Anspannung des Bandes, dem die Elastizität der Riemen mangelt. Zum Schutz bei Bandbruch wird eine dichte Umwehrung nötig sein.


Riemen [1]

[428] Lindner.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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