Staubfiguren

Staubfiguren

Staubfiguren, elektrische (Lichtenbergsche Figuren). Bringt man den Knopf einer geladenen Leidener Flasche mit einer Platte aus Harz oder Schellack in Berührung, so findet rings um die Berührungsstelle eine Elektrisierung der Platte statt, welche durch aufgestreute Pulver, wie Semen Lycopodii oder Schwefelblumen, sichtbar gemacht werden kann, indem sich die Pulver an den elektrisch geladenen Teilen der Platte dauernd anhängen.

Diese Staubfiguren sind verschieden gestaltet, je nachdem die Flasche positiv oder negativ geladen war. Bei positiver Ladung entsteht eine Figur mit dendritisch verzweigten Strahlen, bei negativer Ladung ein runder Fleck. Faßt man eine Leidener Flasche abwechselnd an der äußeren Belegung und am Knopfe, so kann man auf der Platte positive und negative Schriftzeichen anbringen, indem man bald mit dem Knopfe, bald mit der äußeren Belegung schreibt. Diese Schriftzeichen werden noch nach längerer Zeit sichtbar, wenn man mittels eines Bestäubers ein Gemenge von Mennige und Schwefelblumen aufstreut; die rote Mennige hängt sich als elektropositiv an den negativen Stellen, der negative Schwefel an den positiven Schriftzügen an. Besonders schöne Figuren liefert ein Gemisch dreier Pulver: 1 Vol.-Proz. Karmin, 3 Vol.-Proz. Lycopodium, 5 Vol.-Proz. Schwefel [4]. Kundt erzeugte Staubfiguren auf Metallplatten, gegen die er eine Glimmentladung aus einer genäherten Spitze führte. Ueber die Erklärung s. [1], [2]. Eine Zusammenstellung der Versuche und der zur Erklärung aufgestellten Hypothesen gibt [3].


Literatur: [1] Frick-Lehmann, Physikal. Technik, 6. Aufl., S. 530, Braunschweig 1895. – [2] Lehmann, O., Molekularphysik, Leipzig 1888, Bd. 2, S. 252 ff. – [3] Overbeck, H., Ueber elektrische Figuren, Jahresber. d. Herzogl. Karls-Realgymnasiums, Bernburg 1894. – [4] Bürker, R., Ein Dreipulvergemisch für elektrische Staubfiguren, Zeitschr. für physikalischen und chemischen Unterricht 1900, S. 282.

Aug. Schmidt.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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