Steinmetzzeichen

Steinmetzzeichen

Steinmetzzeichen, ein schon im Altertum, besonders aber auf den Werkstücken der Bauten des Mittelalters angebrachtes Zeichen des bearbeitenden Steinhauers; es scheint wesentlich der Lohnberechnung wegen, aber auch als Inschrift eingeführt worden zu sein.

Das geometrische Zeichen wurde dem Steinmetzen von der Bauhütte verstehen; auch die Meister hatten ihre eignen Zeichen, die an hervorragenden Orten des Baues angebracht wurden. In neuerer Zeit hat sich die Aufmerksamkeit auf diese Zeichen gerichtet, und es ist in der Tat gelungen, dadurch die Namen vieler bisher unbekannter Baumeister festzustellen. Diese Steinmetzzeichen wurden als Ehrenzeichen angesehen; bei ihrer Verleihung fand ein Gottesdienst und darauf ein kleines Festmahl statt. Wer etwas Entehrendes tat, verlor das Zeichen; wer sein Zeichen an einem Stein anbrachte, bevor er berichtigt war, mußte Strafe zahlen. Später konnte man, wie Mothes [1] berichtet, aus der Art des Zeichens den Grad des Arbeiters erkennen; wurde ein Lehrling Wandergeselle, so bekam er ein aus rechtwinkligen Linien zusammengesetztes Zeichen (Fig. 1); wurde er ein richtiger Geselle, so wurden die Linien schiefwinklig zusammengestellt (Fig. 2); die Meister bekamen Kreissegmente (Fig. 3), während die Werkmeister Vollkreise führen durften (Fig. 4); im übrigen herrschten in den verschiedenen Bauhütten andre Gebräuche, so daß eine allgemeine Unterscheidung in der oben angeführten Weise bezweifelt werden muß [1], Auch in den ältesten historischen Zeiten, namentlich in Griechenland und Rom, wurden ähnliche Zeichen auf die Werkstücke gesetzt, desgleichen finden sie sich auf Steinen aus der Renaissanceperiode; sie scheinen namentlich in der Zopfzeit viel gebraucht worden zu sein ([2]–[4]).


Literatur: [1] Mothes, O., Illustr. Baulexikon, Leipzig und Berlin 1884, Bd. 4, S. 265. – [2] Rziha, Studien über Steinmetzzeichen, Wien 1883. – [3] Neuwirth, Die Satzungen des Regensburger Steinmetzentages, Wien 1888. – [4] Ders., Die Wochenrechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues, Prag 1896. – [5] Schönermark und Stüber, Hochbaulexikon, Berlin 1903, S. 795 ff.

Weinbrenner.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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