Autotypie [2]

Autotypie [2]

Autotypie, die Herstellung von Druckformen nach Halbtonoriginalen (vgl. Pressendruckverfahren, photographische, Bd. 7, S. 217) mittels Raster hat wesentliche Ausgestaltung erfahren. Besondere Bedeutung haben hierbei die Drakopie (s.d.) und der Kopierraster, ferner die zu immer größerer Anwendung gelangenden Aetzmaschinen erreicht.

Bei Benutzung des von E. Albert in München erfundenen Kopierrasters entfällt die Verwendung eines Rasters bei der photographischen Aufnahme in der Kamera. Es werden vielmehr möglichst detailreiche Halbtonnegative hergestellt (deren Gewinnung weit weniger Schwierigkeiten bietet als die vorzüglich beschaffener Rasteraufnahmen, weil hier der Aufnahme- und Entwicklungsprozeß ein ungemein vielgestaltiger und verwickelter ist) und die Auflösung der Halbtöne in druckfähige Punkt- und Strichtöne erfolgt erst beim Kopieren des Halbtonnegativs auf die (später als Druckform dienende) Metallplatte. Die auf einer starken Glasscheibe aufgekittete Rasterplatte ist in einem Rahmen einmontiert, der horizontal und vertikal um eine Achse drehbar ist. In wagerechter Lage wird zunächst auf den Raster das Halbtonnegativ gelegt und darauf, Schicht an Schicht, die lichtempfindlich präparierte Metallplatte. Nach Schließen des mit starken Sendern die Platten zusammenpressenden Rahmens wird dieser senkrecht gestellt, und zwar 1 m von einer möglichst punktförmigen Lichtquelle (Bogenlampe) entfernt. Diese wird durch einen eigenartigen Mechanismus in geschlossenen, bestimmte Figuren beschreibenden Bahnen bewegt. Hierdurch, im Verein mit der Wirkung der Rasterplatte und den örtlich verschiedenen Helligkeits- und Dunkelwerten des Negativs, erfolgt eine vortreffliche Auflösung der Halbtöne durch Bildung äquivalenter kleiner Flächenelemente (»Punkte«) auf der Metallplatte. Denn – angenommen, die Lichtquelle wird in einer Kreisbahn geführt – jede Rasteröffnung läßt die Platte derart belichten, daß allmählich ein Kreis bestrahlt ist. Dessen Teile empfangen aber ungleich Licht. Und zwar nimmt das in konzentrischen Ringen vom Mittelpunkt ab, weil an der Peripherie viel weniger Belichtungen sich überdecken als z.B. in der Mitte, die fortgesetzter Bestrahlung ausgesetzt ist. Es entsteht also ein heller »Kern«, der von einem stets in der Helligkeit abnehmenden Saum umgeben ist. Wie weit in diesem eine Lichtwirkung auf die Schicht noch möglich ist, hängt von der örtlichen Transparenz des Halbtonnegativs ab. Daher müssen um so kleinere Punkte entstehen, je dunkler das Negativ (also je heller das Original) ist und umgekehrt – Aetzmaschinen stehen verschiedener Art in Verwendung. Bei dem Aetzstriegel von Albert wird in einem die Aetzflüssigkeit und, in diese tauchend, die Klischeeplatte enthaltenden Aluminiumbehälter ein »Striegel« sehr rasch hin und her bewegt. Hierbei schleudert er die Aetzflüssigkeit in Wellen gegen die zu ätzenden Formteile. – Bei den Aetzmaschinen von Levy, Axel Holmström u.a. wird die Aetzflüssigkeit, aus seinen Düsen kommend, in Gestalt eines Sprühregens auf die Platte geworfen. – In der Aetzmühle von Mark Smith schleudert ein rotierendes Schaufelrad die Säure gegen die Platten. – Die Multipleätzmaschine von Fred. J.M. Gerland vereinigt mehrere Tröge, in denen über die Platten mehrere breite Pinsel fortgesetzt hin und her bewegt werden. – Im Aetzwagen von Boyce besorgt ähnliches ein Wagen. Die Tauchätzmaschine von Bartholemew und Bussy besitzt eine durch einen Kurbelmechanismus angetriebene Vorrichtung, die wagerecht die Platte, mit dem Bilde nach unten, fortgesetzt in die Flüssigkeit taucht und rasch wieder heraushebt. – Die Benutzung geeigneter Aetzmaschinen gestattet eine ungleich raschere und zumeist bessere Aetzung von Klischees, als dies durch »Handätzung« möglich ist.


Literatur: Karl H. Broum, Die Autotypie und der Dreifarbendruck, Halle a. S. 1912.

A.W. Unger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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