- Tekton [3]
Tekton. Als gangbarste Sorten der Tektondielen haben sich die Stärken von 2,5 und 3,5 cm erwiesen, die deshalb vorzugsweise hergestellt werden; andere Stärken lassen sich jedoch auf Bestellung ebenfalls anfertigen. Die 2,5-cm-Dielen werden im allgemeinen für Fußböden über Holzgebälk (mit Tektonaufstrich und Linoleumbelag), die 3,5-cm-Dielen für Wand- und Dachverschalungen sowie Torfüllungen verwendet. Die letzteren Dielen haben während des Krieges besonders Harke Aufnahme gefunden für Hallenbauten, Fabriken u.s.w., wofür sie sich wegen ihres geringen Gewichts von 2530 kg/qm, ihrer Flammensicherheit, Wärmeundurchlässigkeit sowie Raumbeständigkeit vorzüglich eignen. Da infolge der letztgenannten Eigenschaft ein Arbeiten der Fläche, wie es erfahrungsgemäß beim Holz stattfindet, ausgeschlossen ist, kann auch kein Reißen der aufgebrachten Dachhaut (Dachpappe, Ruberoid u.s.w.) eintreten; diese hält also viel länger als auf Holzunterlage. Bemerkenswert ist dabei das gute Haften der zum Aufkleben der Dachhaut verwendeten Klebemittel auf Tekton. Als Vorteil erscheint es auch, daß etwa in die Wandflächen oder Türfüllungen eingestoßene Löcher kein Auswechseln der Dielen erfordern, sondern durch einfaches Einstreichen von Tektonmasse leicht wieder gedichtet werden können.
Tektonhäuser werden jetzt durchweg als Fachwerkkonstruktionen mit beiderseitiger Tektonverschalung hergestellt. Durch entsprechende Anordnung ist es gelungen, die besonderen Eigenschaften des Tektons derart auszunutzen, daß nicht nur die Tektondielen, die selbst tragfähig sind, zur Verstärkung der Tragfähigkeit des Fachwerks und zum teilweisen Ersatz des letzteren mit herangezogen werden, sondern daß auch völlige rissefreie und daher gegen Zug von außen geschützte Wandflächen entstehen. Damit wird nicht nur eine bedeutende Ersparnis an Holz (bis zu 2/3 des bisherigen Bedarfs) erreicht, sondern auch die alte und berechtigte Klage, daß Fachwerkhäuser nicht zugsicher sind, aus der Welt geschafft. Derart ausgeführte Bauten dürften also, besonders in der jetzigen Zeit des Ersatzbaues, sowohl hinsichtlich der raschen Herstellung und Kosten als auch der Wohnlichkeit, ein wertvolles Glied in der Kette der zur Belebung des Kleinwohnungsbaues gemachten Vorschläge bilden. Näheres in den Veröffentlichungen der Tektonzentrale Karl Hengerer, Stuttgart.
H. Werner.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.