- Ballistisches Problem
Ballistisches Problem. Ballistik ist die Lehre von der Bewegung der Geschosse. Sie zerfällt in eine äußere und eine innere Ballistik. Das äußere ballistische Problem umfaßt die Bestimmung der Bewegung des Geschosses von dem Momente an, wo es das Rohr verläßt, das Problem der inneren Ballistik betrifft die Bewegung desselben im Rohre. Beiden gemeinsam ist die Bestimmung der Form der Geschosse.
Das Hauptproblem der äußeren Ballistik betrifft die Bestimmung der Flugbahn. Dabei spielt namentlich bei den modernen Geschoßgeschwindigkeiten der Luftwiderstand die ausschlaggebende Rolle. Ein Infanteriegeschoß von 620 m Anfangsgeschwindigkeit würde im luftleeren Raum eine größte Schußweite von 40 km bei 10 km Erhebung in der Mitte der parabolischen Flugbahn haben. Mit Luftwiderstand ergibt sich die größte Schußweite zu 4 km mit 0,5 km Erhebung. Die Schwierigkeit der Berücksichtigung des Luftwiderstandes liegt in der verwickelten Abhängigkeit desselben von der Geschwindigkeit, die in der Nähe der Schallgeschwindigkeit eine große Unregelmäßigkeit aufweist. Die Flugbahn des Schwerpunkts ist nicht mehr parabolisch, sondern besitzt eine vertikale Asymptote. Durch die Erddrehung wird die Horizontalprojektion[538] der Flugbahn im Sinne einer Rechtsabweichung auf der nördlichen Halbkugel geändert Beträchtlicher sind die entsprechenden Abweichungen infolge der Rotation der Geschosse und der konischen Pendelung, welche durch den mit der Drehachse nicht immer zusammenfallenden Luftwiderstand bewirkt wird.
Die innere Ballistik betrifft die Bewegung des Geschosses im Rohr, die Druckverhältnisse der Pulvergase und die Beanspruchung des Geschützrohres (s. Ballistik).
Literatur: Cranz, C., Kompendium der äußeren Ballistik, Leipzig 1896, sowie der Artikel »Ballistik« in der Encyklopädie d. mathem. Wissensch., Bd. 4, 2, Leipzig 1903.
(Schell) Finsterwalder.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.