Böschung [1]

Böschung [1]

Böschung. Mit Böschung bezeichnet man ganz allgemein jeden an der Erdoberfläche vorkommenden geneigten Flächenteil.

Wird eine ebene Böschung B1B2B3B4 (Fig. 1) durch eine lotrechte Ebene geschnitten, so erhält man einen Profilschnitt (acc') der Böschung; der Winkel π, den die Schnittlinie ac mit der Horizontalen ac' bildet, ist der Neigungswinkel der Linie ac (Profilwinkel). Wird die lotrechte Schnittebene gedreht (z.B. um das durch a gehende Lot), so ändert sich dementsprechend der Winkel π. Fällt die Schnittlinie ac in die Richtung der Horizontalen B1B2, so wird π = 0°, von hier aus wächst π, bis er in der zur Horizontalen rechtwinklig stehenden Richtung ab und ab' sein Maximum α erreicht; dieser Winkel α sowie die Schnittlinie ab und ihre Projektion ab' sind charakteristisch für die Böschung. Der Winkel α ist der Neigungswinkel der Böschung oder der »Böschungswinkel«, die geneigte Linie ab ist die kürzeste Verbindungslinie zwischen den Horizontalen B1B2 und B3B4; sie gibt die Richtung des stärksten Falles an (Fall-Linie). Ihre Projektion a b' ist für den Höhenunterschied h ein Maßstab für die Stärke des Fallens der Böschung, sie ist ein »Böschungsmaßstab« nach der Beziehung tg α = h : l. Der Quotient h : l ist das Böschungsverhältnis, auch kurzweg Böschung (Dossierung) oder Anlage genannt; wird h : l = 1 : 1, 1 : 1,5, 1 : 2, 1 : 3 u.s.w., so hat man »einfache, anderthalbfache, zweifache, dreifache Böschung oder Anlage«. (Die konventionellen Bezeichnungen wechseln im Sprachgebrauch, z.B. n-füßige Böschung u.s.w.) Der Quotient l : h = i ist die zu der Einheit des Höhenunterschiedes h gehörende horizontale Länge (in Fig. 1 ab' wenn h = 1); man nennt sie das »Intervall« der Böschung. Dasselbe entspricht demnach dem Böschungsmaßstab. Fig. 2 zeigt die Konstruktion eines Böschungsmaßstabes; daraus können die horizontalen Projektionen für einen bestimmten Höhenunterschied h und einen bestimmten Böschungswinkel φ ohne weiteres entnommen werden. Fig. 3 gibt eine für den praktischen Gebrauch bequeme Anordnung des Böschungsmaßstabes für den Kartenmaßstab 1 : 10000 und den Höhenunterschied h = 10 m. Ergibt sich für einen Geländeteil das Böschungsverhältnis für alle Oberflächenelemente konstant, so hat man eine ebene Böschung; nimmt der Quotient h : l von unten nach oben ab oder das Intervall l : h zu, so hat man eine konvexe Böschung, im umgekehrten Fall eine konkave (vgl. Fig. 4). Aus den Böschungsquotienten für alle einzelnen[136] Böschungsflächenteilchen erhält man die »mittlere Böschung« einer topographischen Fläche, und zwar als Quotient des Areals der Fläche in das Produkt aus der Länge der Höhenkurven und dem Höhenabstand h derselben [1], [2], S. 47. Die Festlegung der Böschungsschnittlinie in kollerten Plänen s. Plan, kotierter.


Literatur: [1] Penck, Morphologie der Erdoberfläche, Stuttgart 1894. – [2] Finsterwalder, Ueber den mittleren Böschungswinkel, München 1890.

Reinhertz.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Böschung [2] — Böschung. Jeder Erdart entspricht ein gewisser Böschungs , Reibungs oder Ruhewinkel gegen die Wagerechte, unter dem dieselbe aufgeschüttet bezw. abgestochen werden kann, ohne abzurutschen. Mittelwerte des Reibungswinkels für einige Erdarten sind …   Lexikon der gesamten Technik

  • Boschung — ist der Familienname folgender Personen: Dietrich Boschung (* 1956), Schweizer Klassischer Archäologe Urs Boschung (* 1946), Schweizer Arzt, Historiker und Professor für Medizingeschichte an der Universität Bern Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Böschung — »Abdachung«: Das Fachwort der Festungsbaukunst, das zuerst im 16. Jh. auftritt, bezeichnete ursprünglich die mit dicht und niedrig gehaltenem Strauchwerk befestigten Abhänge mittelalterlicher Festungswälle, die selbst Kanonenschüsse aushalten… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Böschung — Böschung, 1) die schräge Abdachung einer von Natur über die Ebene erhabenen od. aufgeschütteten Erdmasse, od. auch eines Grabens, deren Neigung durch die größere od. geringere Festigkeit der Erde bestimmt wird. Davon Böschungswinkel, d.i. der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Böschung — Böschung, die seitliche Begrenzungsebene eines Dammes, eines in natürlich gelagerten Bodenschichten ausgeführten Einschnittes, oder einer Mauer. Der Winkel, den diese Ebene mit der Horizontalen einschließt, heißt Böschungswinkel, die Länge des… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Böschung — nennt man die Abdachung, womit man die Erdwände, Dämme, versieht, theils zur Befestigung von diesen, theils zur Verhütung des Wegfallens von Erde. Der Winkel, welchen die Abdachung mit der Ebene macht, heißt der B.swinkel u. ist verschieden je… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Böschung — ↑Dossierung …   Das große Fremdwörterbuch

  • Böschung — Sf künstlich hergestellter, gleichmäßiger Abhang erw. fach. (16. Jh.) Stammwort. Ursprünglich ein Ausdruck des Deich und Festungsbaus. Die vorauszusetzende Grundlage böschen einen Deich oder Wallabhang mit Reisigbündeln ausfüttern ist erst später …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Böschung — Dammböschung mit eingebauten Bermen Eine Böschung ist ein natürlicher oder künstlicher Geländeknick oder sprung. Natürliche Böschungen entstehen durch geomorphologische Vorgänge (zum Beispiel Erosion, Bodenhebung, Sedimentation) und werden… …   Deutsch Wikipedia

  • Böschung — die Böschung, en (Aufbaustufe) abfallender, natürlicher oder künstlicher Abhang an Straßen, Bahndämmen oder Ufern Synonym: Abböschung Beispiele: Er ist die Böschung hinuntergerollt. Die Böschung ist völlig von Bäumen bewachsen …   Extremes Deutsch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”