Bürstenfabrikation

Bürstenfabrikation

Bürstenfabrikation, Herstellung der bekannten, aus einem festen Rücken aus Holz, Horn, Schildpatt, Elfenbein oder Knochen und aus Borsten, Federn, Haaren oder Pflanzenfasern begehenden Bürsten; vgl. a. Drahtbürsten.

Bürstenholz. Zum Rücken der Bürste nimmt man besonders Ahorn, Buche, Eiche, Erle und andre harte Hölzer. Die Hölzer müssen möglichst glatt und astfrei sein. Ferner ist es wichtig, daß sie sich leicht bohren lassen, ohne zu springen und aufzuplatzen. Nach der Fertigstellung auf den Holzbearbeitungsmaschinen werden die Hölzer lackiert, gebeizt (s. Beizen) und poliert. Zu besseren Bürsten nimmt man Palisander, Ebenholz, Mahagoni, schwarzen Walnußbaum u.a. Zu kleinen Bürsten bedient man sich häufig des Horns, Schildpatts, Elfenbeins und der Knochen oder auch des Celluloids. Das Material wird gereinigt, in Platten zerschnitten und darauf gebeizt, geschliffen und poliert. Die Horngegenstände werden nach längerem Liegen in einer aus gelöschtem Kalk, Mennige und Seifenlauge bestehenden Beize abgespült, abgetrocknet und mit Rüböl gebürstet. Statt des Schildpatts kommen meistens Imitationen in den Handel. Die Knochen werden aufgeschnitten, ausgekocht und entölt und darauf geschliffen und gebeizt. Dem Beizen geht eine Behandlung mit einer schwachen Salpetersäurelösung voraus. Die Beize für Knochen besteht aus Blau- oder Gelbholz- oder einer Cochenillelösung (Rot) oder aus einer Lösung von Eisenoxyd und Blauholz (Schwarz). Zum Bleichen von Horn, Knochen und Elfenbein dient Wasserstoffsuperoxyd.

Borstenbehandlung. Das beste Material sind Schweineborsten, von denen wiederum die weißen die bellen, gelbe und schwarze minderwertig sind. Die Borsten werden zunächst in Schwefelsäuredämpfen gebleicht oder in flüssige schwefelige Säure gelegt. Zu den weichen Bürsten werden Ziegenhaare verwendet. Ferner gebraucht man noch Pferdehaare, Dachshaare, Stroh und Pflanzenfasern zu den Bürsten. Die Borsten müssen vor dem Gebrauch sortiert werden, dem Sortieren folgt das Waschen mit Alaun und Kalkwasser oder Seife.

Fertigstellung. Zur Befestigung der Borsten oder Haare in den Bürstenhölzern, der das Bohren der Hölzer vorausgeht, gibt es sehr verschiedene Verfahren. Man unterscheidet Rauharbeit, eingezogene Arbeit oder gedrehte Arbeit. Bei der Rauharbeit werden die Borsten einfach in die nicht ganz durchgebohrten Löcher des Rückens eingekittet. Bei der eingezogenen Arbeit werden die Borsten mit Draht oder seltener Garn befestigt. Während für die Rauharbeit die Löcher nicht ganz durchgebohrt werden, müssen die Löcher bei der eingezogenen Arbeit durchgebohrt sein. Die Befestigung geschieht dadurch, daß der Draht durch ein Loch gezogen, um die Mitte eines Borstenbüschels herumgelegt und wieder durch dieselbe Oeffnung zurückgezogen wird. Bei den benachbarten Löchern wird dann ebenso verfahren. Man beginnt mit diesem Einziehen in den mittelsten Reihen und endigt am äußeren Rande. Die Drahtenden werden zum Schluß zusammengedreht oder im Holz befestigt. Damit der Draht nicht auf der Oberfläche des Bürstenrückens sichtbar ist, werden bessere Bürsten mit einem dünnen Holzblatt, dem Furnier, belegt. Man hilft sich auch dadurch, daß man die Löcher nur halb durchbohrt, Längsbohrungen durch jede Lochreihe im Rücken der Bürste legt und durch diese den Draht zieht; ein Deckblatt ist dann unnötig. Bei kleinen Bürsten macht man auch statt der Längsbohrungen Einschnitte auf dem Rücken und füllt diese nach der Befestigung der Borsten mit Siegellack oder Kitt aus. Nach Einziehen einer Reihe Borsten legt man diese auf einen aus Blei, Zinn oder Holz bestehenden Block und schneidet die Borsten mit einem Haumesser auf gleiche Länge ab. Nach Herstellung der zweiten Reihe wird ebenso verfahren. Bei der gedrehten Arbeit werden die Borsten mit der Mitte zwischen zwei spiralförmig aufgewickelte Drähte gelegt. Diese Bürsten dienen zum Reinigen von Gewehrläufen, Rohren u.a.

[388] Zur Herstellung von Bürsten sind vielfach besondere Maschinen konstruiert worden, z.B. die Maschine von Woodbury. Sie führt nacheinander folgende Arbeiten aus: Sie teilt die Borsten in gleiche Bündel, schiebt sie in die Löcher des Bürstenholzes, umwindet sie hierbei gleichzeitig mit einem Draht und schraubt sie mit diesem spiralförmig gewundenen Draht in das Loch ein. Ferner lind Hobelmaschinen zur Bearbeitung von Bürstenhölzern konstruiert worden [1]. Eine vielfache Bohrmaschine für Bürstenhölzer beschreibt das D.R.P. Nr. 97958 [2], eine andre Bohrmaschine für Bürstenhölzer das D.R.P. Nr. 141763 [3].


Literatur: [1] Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge 189798, S. 277. – [2] Ebend. 1897/98, S. 387. – [3] Ebend. 1902/03, S. 413; Zeitschrift für Bürsten-, Pinsel- und Kammfabrikation, Leipzig; Deutsche Bürstenmacher-Zeitung, Leipzig.

Dalchow.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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