- Dampfertypen
Dampfertypen. Die Benutzung der Dampfkraft zur Fortbewegung der Schiffe hat im Laufe der Zeit, den verschiedenen Zwecken entsprechend, die mannigfachsten Typen von Dampfern geschaffen, die teilweise nach der Art des treibenden Motors, teilweise nach dem Hauptverwendungszweck benannt worden sind.
Je nach dem Motor unterscheidet man Schraubendampfer, Raddampfer und Turbinendampfer, nach der Konstruktion des Schiffes für Fluß- oder Seeschiffahrt Fluß- und Seedampfer. Zu ersteren gehören im besonderen die Hinterrad- oder Heckraddampfer, die mit einem Schaufelrad am Heck versehen sind, um enge Flußläufe, Schleusen u.s.w. passieren zu können. Die Seedampfer gliedern sich in Frachtdampfer oder Transportdampfer, die für die Beförderung von Gütern bestimmt sind; in gemischte Fracht- und Passagierdampfer, die im besonderen für Massengüter, Passagiere und Auswanderer eingerichtet sind, in Schnelldampfer mit großer Geschwindigkeit für den Passagierverkehr, sowie die verschiedenen Postdampfer für große und kleine Fahrt. Für Sport und Vergnügungszwecke gibt es Dampf Jachten und mannigfache Luftfahrzeuge mit Maschinenbetrieb. Für den Hafendienst dienen die Lotsendampfer, Eisbrecher, Schleppdampfer (Bugsierdampfer) und Fährdampfer. Die Bergungsdampfer sind dazu bestimmt, Rettungsdienste zu verrichten bei gestrandeten bezw. havarierten Schiffen; zu gleichem Zweck dienen die Pumpendampfer. Fischdampfer sind sogenannte Dampfquatzen, d.h. Dampfer, deren Laderaum zur Aufnahme lebender Seefische eingerichtet ist. Die Spezialisierung und Gliederung der Dampferflotten in besondere Schiffstypen verdankt ihre Entstehung dem stetig sich steigernden Massentransport von Rohmaterialien und Einheitswaren wie Kohle, Erze, Petroleum, Holz, Getreide, Baumwolle, Fleisch, lebendes Vieh u. dergl., sowie der gewaltigen Zunahme des Personenverkehrs für die transatlantischen Fahrten [2]. Dem Massentransport dienen die Erzdampfer mit zahlreichen breiten Luken, die Petroleumtankdampfer mit zahlreichen Tanks zur Aufnahme des Petroleums bezw. Oels, die Kohlen- und Getreidedampfer mit Einrichtungen, um das Ueberschießen der Ladung zu vermeiden, die Dampfer für Vieh- und Fleischtransport mit Einrichtungen zum Aufstellen des Viehes und Kühlräumen für die Konservierung des frischen Fleisches. Der neueste Frachtdampfer für Erze, Augustus B. Wolvin, für die nordamerikanischen Binnenseen, besitzt bei einer Schiffslänge von 170 m im ganzen 33 Ladeluken von 2,7 m Länge und 10 m Breite [3], Für den Personenverkehr allein eingerichtet sind die modernen transatlantischen Schnelldampfer mit Geschwindigkeiten bis zu 24 Seemeilen pro Stunde über den Ozean, während die kombinierten Fracht- und Passagierdampfer mit Geschwindigkeiten bis zu 17 Seemeilen wegen ihrer Größe vom Reifenden Publikum stetig mehr bevorzugt werden [4]. Ein modernes Verkehrsmittel sind die Seeschlepper, die als Schleppzüge mit 23 Seeleichtern die Ostsee befahren und in Amerika einen Güterverkehr zwischen den Häfen der Union vermitteln. Vgl. die Tabelle S. 550 und [1].
Literatur: [1] Schwarz, T. und Halle, E.V., Die Schiffsbauindustrie in Deutschland und im Auslande, Berlin 1902. [2] Nauticus, Der Einfluß des Schiffbaus auf die Wirtschaftlichkeit der Schiffahrtsbetriebe, Berlin 1902. [3] Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1904, S. 1052. [4] Nauticus, Der transatlantische Schnelldampferbetrieb und seine voraussichtliche Weiterentwicklung.
T. Schwarz.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.