Dreifarbendruck, Dreifarbenphotographie

Dreifarbendruck, Dreifarbenphotographie

Dreifarbendruck, Dreifarbenphotographie. Durch Mischung von drei Hauptfarben (z.B. Rot, Gelb und Blau = Brewsters Farbensystem 1831, oder Rot, Grün, Violett = Youngsches Farbensystem 1807) lassen sich alle Farbennuancen mischen; diese Methode der Farbenmischung bezeichnet man als Dreifarbensystem und, wenn es sich um Drucke handelt, als Dreifarbendruck.

Man unterscheidet zwei Arten von Farbensynthesen, wie zuerst Helmholtz klarlegte: 1. die Farbensynthese durch Addition, bei der die Farbstrahlen erst im Auge des Beobachters[103] gemischt werden (hierher gehört das Photochromoskop u.s.w.), 2. die Farbensynthese durch Subtraktion, bei der die farbigen Schichten übereinander gelegt werden, so daß die Farbe der unten liegenden Schicht die obere passieren muß; hierbei werden Farbstrahlen der unteren Schicht aufgehalten (subtrahiert). Hierher gehören: der Dreifarbendruck im engeren Sinne des Wortes sowie die Dreifarbendiapositive von Lumière u.s.w. (s. unten).

Als Grundfarben für die additive Farbenmischung nimmt man am meisten Orangerot, Grün und Blauviolett. Maxwell in London demonstrierte 1861 zuerst auf diese Weise die Dreifarbenprojektion durch Uebereinanderprojizieren von drei farbigen Diapositiven mittels eines dreifachen Skioptikons auf eine weiße Wand; eine bedeutende Vervollkommnung erfuhr diese Methode durch Ives 1888, dann durch Vidal in Paris 1892, Miethe in Berlin 1903 u.a. Einen Apparat, in dem drei farbige Bilder mit Hilfe von drei Spiegeln vereinigt und direkt beobachtet werden konnten, konstruierte Bezold 1885. Diese Methode erhielt einen neuen Anstoß durch die erfolgreiche Bemühung des Amerikaners Frederik Ives, der mit vervollkommneter photographischer Methode die Dreifarbendiapositive herstellte und in seinem Photochromoskop zur Anschauung brachte. Hierauf folgten mehrere Verbesserungen durch Ives selbst, Zink, Nachet u.a. Die Apparate zu Farbensynthesen mittels farbiger Transparentbilder nennt man Chromoskop (s.d.).

Der Dreifarbendruck mittels Pigmentfarben (subtraktive Farbensynthese) bedient sich der Grundfarben Rot, Gelb und Blau (meistens Krapprot, Chromgelb und Berlinerblau). Die ersten Versuche dieser Art machte der Kupferstecher Le Blon (geb. 1667 in Frankfurt a. M.). Er versuchte mit Erfolg zuerst farbige Kupferstiche mit Newtons sieben Grundfarben zu drucken und kam zur Erkenntnis, daß man die Farbenzahl auf drei herabmindern kann. Der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts aufblühende lithographische Farbendruck zog die Aufmerksamkeit abermals auf die Vereinfachung der Farbenmischung. H. Weishaupt druckte 1835 zuerst Dreifarbenlithographien (Christuskopf nach Hamling). 1861 wies Maxwell auf die Möglichkeit der photographischen Farbenauslese durch Vorschalten gefärbter Gläser vor der photographischen Kamera hin, um Teilnegative zu erhalten, die den drei Grundfarben entsprechen. 1865 wurde dieselbe Idee von dem englischen Hofmaler Collen und Freiherrn v. Ransonnet in Wien aufgenommen, welcher letztere Dreifarbenlithographien herstellte und als Korrektur der nicht ganz gelungenen grauen Töne eine Grauplatte als vierte Platte anwendete (Vierfarbendruck). Der große Fortschritt, den die Entdeckung H.W. Vogels 1873 durch Einführung der farbenempfindlichen Platten bedeutete, brachte den photographischen Dreifarbendruck rasch zur praktischen Ausführung, und Ducos du Hauron erzielte hiermit 1875 die ersten günstigen Resultate im photographischen Dreifarbendruck. Man photographiert hinter violetten, grünen und orangefarbenen Lichtfiltern, stellt nach den so erhaltenen Negativen photomechanisch Druckklischees her und druckt sie in den entsprechenden komplementären Farben (Gelb, Rot, Blau), so daß die Drucke im genauen Passen zum Uebereinanderdruck kommen.

Werden die Druckklischees für Dreifarbendruck mittels Autotypie hergestellt, so spricht man von Dreifarbenautotypie. Dieses Verfahren wird besonders zur Illustration von Büchern, Zeitschriften u.s.w. benutzt und hat für die Wiedergabe von farbigen Gemälden und Naturobjekten große Bedeutung gewonnen. Auch mittels Lithographie und Lichtdruck lassen sich Dreifarbendrucke herstellen. Für kleine Auflagen oder Einzelbilder kann man Dreifarbendrucke auch mittels des Pigmentverfahrens oder photographischen Gummidrucks herstellen.

Fertigt man transparente Kopien (Diapositive) nach dem Dreifarbenprozeß an, so erhält man besonders lebhaft gefärbte Bilder. Dazu können Pigmentdiapositive dienen, oder man erzeugt farblose photographische Chromatgelatinebilder (s. Chromatphotographie), die man hinterher mit passend gewählten Teerfarbstoffen imprägniert und so blaue, rote und gelbe Teilbilder in Form von dünnen Blättern erhält, die in genauem Passen übereinander befestigt werden. Derartige Dreifarbenphotographien wurden in verschiedenen Variationen von Selle, Lumière u.a. hergestellt und eignen sich auch zur Berichtigung im Chromoskop, erfordern jedoch bei ihrer Herstellung eine andre Einzelbehandlung, als wenn sie für Dreifarbendruck dienen sollen. In neuerer Zeit gelang es auch, Naturobjekte (Landschaften mit Menschen und Tieren im Vordergrunde) auf sogenannten panchromatischen Platten hinter den Dreifarbenfiltern zu photographieren.


Literatur: Eder, Ausführl. Handbuch der Photogr., 5. Aufl., 1903, Bd. 3, S. 693, und Bd. 1, 1905, S. 426 ff.; Hübl, Die Dreifarbenphotographie, 2. Aufl., Halle a. S. 1902; König, E., Die Farbenphotographie, Berlin 1904; Miethe, Dreifarbenphotographie, Halle a. S. 1904.

J.M. Eder.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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