- Durchbiegung [2]
Durchbiegung eines Fernrohrs, einer Achse oder eines größeren Vertikalkreises bezeichnet die Veränderung in der Form eines Fernrohrs oder eines Kreises, welche durch die Einwirkung der Schwere auf das Instrument hervorgebracht wird.
Bei kleinen und sehr stark gebauten Instrumenten ist dieselbe, meist ohne Belang, bei größeren jedoch muß unter Umständen auf diese Einwirkungen Rücksicht genommen werden. Bei einem Fernrohr kommt dieselbe dadurch zustande, daß das Objektivteil, besonders bei einem geraden Fernrohr, mehr oder weniger stark herabgebogen wird als das Okularteil, wodurch eine Veränderung in der Richtung der Absehenslinie im vertikalen Sinne entsteht. Durch gleichmäßige Verteilung der Last auf beide Enden des Fernrohrs läßt sich die Wirkung der Durchbiegung aufheben; bei Kreisen ist das aber nicht der Fall. Entsprechend der Wirkung der Schwere kommt das Moment der Biegung überhaupt nur bei Vertikalwinkeln in Betracht. (Nur wenn eine Durchbiegung der Achse vorhanden m, kann auch eine Wirkung auf Horizontalwinkelmessung entstehen.) Bei den neueren Instrumenten dieser Art ist entweder dadurch, daß man Okular und Objektiv miteinander vertauschen kann, oder dadurch, daß zweckentsprechende Aequilibrierungseinrichtungen angebracht werden, die Wirkung der Durchbiegung aufgehoben oder doch wenigstens auf ein Minimum herabgesetzt. Die Wirkung einer Durchbiegung auf die Visierlinie ist offenbar am größten, wenn die Absehenslinie horizontal gerichtet ist, und sie ist Null, wenn dieselbe nach dem Zenit zeigt. Im allgemeinen folgt der Betrag der Durchbiegung b dem Ausdrucke: b = b0 sin z, wo b0 die Durchbiegung im Horizont und z die Zenitdistanz bedeutet. Untersuchungen über die Durchbiegung der Instrumente und deren Einwirkungen auf die Messung sind vielfach angestellt worden, und zwar früher namentlich von Bessel, von Hansen u.a. Eine ausführliche Darstellung und ein Nachweis der einschlägigen Literatur findet sich außer in den Lehrbüchern der sphärischen Astronomie auch in Ambronn, Handbuch der astronomischen Instrumentenkunde, Bd. 1, S. 89 ff., und Bd. 2, S. 840. Im besonderen mag noch auf die Arbeit von J. Bauschinger: Ueber die Biegung von Meridianfernrohren, München 1888, hingewiesen werden.
Ambronn.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.