Gaskampfmittel

Gaskampfmittel

Gaskampfmittel, Gasgeschosse, Gasminen, Gaswurfbomben und Vorrichtungen zum Abblasen giftiger Gase.

Die giftige Wirkung, welche die Detonation der gebräuchlichen Sprenggeschosse in geschlossenen Räumen durch das hierbei entwickelte Kohlenoxydgas ausübte, ebenso Vorschläge für Gasgeschosse, die in Spanien und Frankreich schon in der Vorkriegszeit gemacht worden waren, regten im Weltkrieg die Verwendung von Gasgeschossen an. Zunächst beschränkte man sich auf Reizmittel, welche die Atmung und die Schleimhäute vorübergehend angriffen (Tränenreiz, Hustenreiz). Dagegen genügten als Schutzmittel präparierte Mullbinden, welche Mund und Nase abschlossen, sowie Schutzbrillen. Im Februar 1915 erklärte die französische Regierung, daß der Verwendung von erstickenden Gasen in Geschossen aus völkerrechtlichen Gründen nichts entgegenstehe. Man ging zur Verwendung von Giftstoffen (Chlor, Phosgen, Brom, Jod, Aceton u.a.) über, welche Lunge und Herz derart angreifen, daß schwere Schäden, häufig der Tod, die Folge sind. Als Abwehrmittel wurden Gasmasken gebräuchlich, welche Augen, Nase und Mund umschlossen, besondere Augengläser hatten und das Atmen nur durch einen Einsatz, der zwei oder drei die Giftstoffe bindende Filterschichten enthielt, ermöglichten. Ventil und Nasenklemmer (England) vervollständigten oft die Maske. Daneben wurden in schweren Fällen sogenannte »Selbstretter« – Sauerstoff- oder Oxylitapparate – angewendet. Da sich die Gase, die schwerer wie die Luft sein müssen, in geschlossenen Räumen, an tiefen Stellen und in Wäldern, besonders bei Windstille, mäßiger Temperatur und feuchter Luft lange Zeit halten, so waren hier besondere Schutzmaßnahmen notwendig. Das Abblasen geschah entweder aus Gasflaschen, welche in der vordersten Kampflinie eingebaut wurden, oder aus Gaswagen, aus denen ein Röhrensystem nach vorn gelegt wurde. Da bei Gegen- oder Schrägwind, ungünstigem Gelände und starkem feindlichen Feuer das Blasverfahren die eigene Truppe stark gefährdete und bei seiner[248] Abhängigkeit von der Witterung eine Verbindung mit einem Angriff nicht immer möglich war, so wandte man später nur noch das Gasschießen aus Geschützen, Minenwerfern oder besonderen Gaswerfern an. Doch auch hierbei mußte Rücksicht auf die Wetterlage genommen werden, deshalb erforderte die Vorbereitung solcher Schießen eine eingehende Wind- und Wetterbeobachtung (Frontwetterwarten). Die anfänglich verwendeten Gase – meist Chlorgas – waren durch ihre Farbe und Wolken von weitem erkennbar, später gelang es, sie durch besondere chemische Zusammensetzung unsichtbar zu machen.

F. Wille.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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