- Haue
Haue, 1. Geräte zum Lösen von Boden (vgl. Einspitze, Keilhaue, Keilhauenarbeit, Pickel), als Gerinnhaue auch von Zimmerleuten benutzt; 2. in der Müllerei hat die Mühlspindel eines Mahlganges einerseits den Ober- oder Läuferstein zu stützen, damit er von dem unteren (Boden-) stein in gewissem Abstande bleibt, anderseits ihre eigne Drehbewegung auf den Läuferstein zu übertragen. Zur Vermittlung beider Aufgaben dient die Haue.
In ihrer einfachsten Form setzt sie sich mit ihrem haubenförmigen Mittelteil auf das verjüngte obere Ende des Mühleisens, wobei Federn und Nuten a (Fig. 1) die relative Drehung hindern. Von diesem Mittelteile laufen zwei oder drei Arme (Flügel), das Steinauge überbrückend, in das Steinmaterial, wo ihre Enden eingelassen und durch Vergießen befestigt werden. Von dieser »festen Haue« unterscheidet sich die »Balancierhaue« dadurch, daß sie den rechten Winkel, den die Mahlfläche mit dem Mühleisen bilden soll, nicht durch eine Harre Verbindung sichert, sondern den Läuferstein frei gegen das Mühleisen balancieren läßt, so daß nur die Lage des Steinschwerpunktes und die Homogenität des Steines für die Lage der Mahlfläche zur Horizontalen maßgebend ist. Ein Beispiel zeigt Fig. 2, wobei die Konstruktion auf dem bekannten Prinzip des Universalgelenks beruht. Die auf das Mühleisen zu setzende Haube trägt zwei Zapfen, die in der Abbildung nach vorn und hinten gerichtet sind. Auf diesen ruht pendelnd eine Brücke, die an jedem Ende wieder einen Zapfen trägt, deren Längsachse rechtwinklig zu der der ersten Zapfen liegt. Diese Endzapfen tragen nun den Stein, und zwar mit Hilfe der eisernen Sattelstücke, die in der Figur mit abgebildet sind und die in den Stein eingelassen und durch Vergießen befestigt werden. Die Höhlung dieser Stücke ist nach oben hin zylindrisch begrenzt, so daß ein Pendeln des ganzen Steines stattfinden kann. Der über der Haue sichtbare Teller dient als Streuteller für die Zuführung des in das Steinauge eingeführten Mahlguts zur horizontalen Mahlbahn. Andre Hauen und Theorien der Ausbalancierung s. [1].
Literatur: [1] Kick, Fr., Die Mehlfabrikation, 3. Aufl., Leipzig 1894, S. 189191.
Arndt.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.