Koch- und Heizapparate

Koch- und Heizapparate

Koch- und Heizapparate, elektrische. Die Verwendung des elektrischen Stromes zu Koch- und Heizzwecken hat in den letzten Jahren weiter zugenommen, einer allgemeineren Benutzung dieser gesündesten und bequemsten Heizungsart sind jedoch meist die hohen Strompreise hinderlich, da sie mehrfach teurer als Kohlenheizung ist [8]. Wo überschüssiger oder billiger Strom zur Verfügung steht, ist man auch zu größeren Anlagen übergegangen und beheizt auf elektrischem Wege größere Kochkessel, Küchenherde, Bügelvorrichtungen, Pressen und andere Maschinen [4]. Auch mit umfangreichen Raumheizungen, Dampfkesselheizungen sind erfolgreiche Versuche gemacht worden.

Eine Aenderung in der ursprünglichen Art der Wärmeerzeugung mittels stromdurchflossener Widerstände (Joulesche Wärme) ist nicht eingetreten, es hat lediglich eine vorteilhaftere Anordnung und Ausgestaltung von Einzelteilen stattgefunden. Früher wurde der Heizwiderstand meist in Draht- oder Bandform unter geeigneter Isolierung (Emaille, Glasperlen, Asbest, Mikanit, Ton) auf dem zu erwärmenden Gefäße unmittelbar angebracht, was bei Beschädigungen (Durchbrennen des Drahtes) eine nur von der Fabrik ausführbare teure Reparatur bedingte. Man ist deshalb dazu übergegangen, von den Kochgeschirren und Oefen unabhängige Heizelemente zu schaffen, die leicht auswechselbar sind und bequem an geeigneter Stelle in die Apparate und Vorrichtungen eingebaut werden können. Bei der Fabrik Prometheus in Frankfurt a.M. besteht das einzelne Heizelement aus einem Glimmerblatt von 0,1 mm Stärke, auf dem der wärmeerzeugende Widerstandsstoff in Form einer seinen Edelmetallschicht eingebrannt ist. Mit isolierenden Deckglimmerblättern und ungepreßten Schutzblechen hat das Element eine Größe von 150 × 32 × 2 mm. Die Befestigung der Heizplatten, deren Anzahl und Schaltung sich nach der gewünschten Heizwirkung und nach der Betriebsspannung richtet, erfolgt mittels Schrauben auf der Heizfläche. Für runde Kochgefäße werden die Heizelemente gebogen ausgeführt und um den unteren Teil des Gefäßes schellenförmig herumgelegt [4]. Die Belastung eines Elementes richtet sich nach dem Verwendungszweck und nach der gewünschten Wärmeabgabe. Sie geht von 250 Watt bei Wassergefäßen bis 50 Watt bei Einbau in geschlossenem Raum für hohe Temperatur. Solche Glimmerelemente vertragen bis zu 450° C. Für die Erzielung höherer Wärmegrade ist von Metallen nur Platin geeignet, des hohen Preises wegen jedoch ausgeschlossen; Halbleiter, wie z.B. Kohle, zeigten keine auf die Dauer befriedigende Ergebnisse, dagegen ist das neue Widerstandsmaterial Silundum der Prometheus-Gesellschaft ein Heizstoff von sehr[336] guten Eigenschaften. Sein Widerstand ist wesentlich größer als der von Kohle, es besitzt Porzellanhärte und verträgt Wärmegrade bis 1700° C; hergestellt wird es nach dem Verfahren von Bölling durch Glühen von Kohle in Siliciumdampf. Die Stäbe werden in Zickzackform zu Rotten in Eisenrahmen (gaskocherähnlichen Heizuntersätzen, Herden) zusammengebaut und übertragen ihre Wärme mittels Strahlung durch die durchbrochene Deckplatte hindurch; es kann also jedes beliebige Kochgefäß benutzt werden wie bei Kohlen- oder Gasherden [1], [4]. Ein ähnliches Material ist das nach dem Patent Egly von Siemens & Co. in Berlin-Lichtenberg hergestellte »Silit«; Ausführliches über damit ausgestattete Heizapparate s. in [3]. – Die Firma Hellberger, München, stellt Heizelemente für hohe Temperaturen (z.B. für Bügeleisen, Heizplatten) aus spiralig gewickeltem Widerstandsdraht her, der unter starkem hydraulischen Druck in eine gut wärmeleitende Steinmasse von besonderer Zusammensetzung eingebettet worden ist. – Die Züricher Werke für Metallisierung benutzen zur Herstellung von Heizkörpern das Schoopsche Metallspritzverfahren [10], indem sie je nach dem Verwendungszweck auf Platten oder Hohlzylinder aus Ton, Porzellan, Schamotte ein dünnes Metallband aus Konstantan oder aus einer Chromnickellegierung in Zickzack- oder in Spiralform aufspritzen, das als Heizwiderstand wirkt [9].

Während das elektrische Kochen bei einem Preis von 10 bis 15 I KW./Stde. mit dem Kochen auf Gasherden konkurrieren kann, ist die Anwendung der elektrischen Raumheizung nur wirtschaftlich, wenn die Kilowattstunde weniger als 5 I kostet. Sie ist deshalb mein nur neben anderen Heizungsanlagen als Aushilfsheizung im Frühjahr und im Herbst in Verwendung. Elektrisch beheizte Oefen sind nur dann leicht und billig, wenn sie ihre Wärme durch Leitung unmittelbar auf die umgebende Luft übertragen, ohne sie aufzuspeichern. Werden sie als Wärmespeicher ausgebildet, durch Einbettung der Heizelemente in schlechte Wärmeleiter (Ton, Sand, Speckstein), so werden sie schwer und teuer. – Die Prometheus-Gesellschaft baut zur Herstellung leichter Oefen ihre oben beschriebenen Glimmerelemente zu Heizrahmen zusammen [4]. – Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, Berlin, stellt Heizrohre nach dem Patent Brockdorff-Witzenmann her. Aus schraubenförmig, unter Einlage eines isolierenden Asbestfadens aufgewundenem, profilierten Metallband ist ein Schlauch gebildet, den der Strom spiralig durchläuft. Die Wirkung ist insofern eine sehr günstige als der Heizkörper, der innen und außen von der Luft umspült wird, mit sehr großer Oberfläche bei geringer Temperatur arbeitet. Durch Parallel- und Hintereinanderschaltung mehrerer Schläuche können beliebig große Heizregister zusammengestellt werden [13]. – Daß auch große Heizanlagen unter günstigen Umständen, z.B. bei erheblichem Stromüberschuß außerhalb der Lichtzeit, wirtschaftlich arbeiten, beweist eine solche in einer Abteilung der Technischen Hochschule zu Dresden befindliche [12]. Weitere Beispiele hierfür bieten die Einrichtungen elektrischer Großküchen im Kabelwerk Gartenfelde der Siemens-Schuckert-Werke (für 300 Beamte), im Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyd in Bremen (für 500 Beamte) und im Verwaltungsgebäude der Siemens-Schuckert-Werke (für 3000 Personen in Gruppen von je 700–800). Ausführliche Angaben über die beiden ersten, unter Beigabe von Tabellenübersichten über die verarbeiteten Materialien und den Energieverbrauch s. in [5], über die dritte in [7]. – Eine elektrische Dampfkesselaushilfsheizung befindet sich im städtischen Elektrizitätswerk in Zürich [11]. – Ueber den Wirkungsgrad und über die Berechnung der Betriebskosten elektrischer Kochapparate s. [1], über Wirtschaftlichkeit und über praktische Erfahrungen s. [2], [14], [15],


Literatur: [1] Schule d. Elektrotechnikers, Leipzig 1915. – [2] Elektrotechn. Zeitschr. 1911, S. 708. – [3] Ebend. 1913, S. 263. – [4] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1913, S. 1092. – [5] Helios 1913, Nr. 30/31. – [6] Elektrotechn. Zeitschr. 1914, S. 426. – [7] Ebend. 1914, S. 1026. – [8] Ebend. 1915, S. 128. – [9] Ebend. 1915, S. 270. – [10] Ebend. 1915, S. 347. – [11] Ebend. 1916 S. 716. – [12] Ebend. 1917, S. 39. – [13] Ebend. 1917, S. 315. – [14] Ebend. 1918, S. 264. – [15] Ebend. 1919, S. 518.

Holzt.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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