Kohlenstaubexplosionen

Kohlenstaubexplosionen

Kohlenstaubexplosionen. Der Kohlenstaub bildet in Steinkohlengruben eine zweifache Gefahr, einmal können durch Sprengschüsse Kohlenstaubexplosionen herbeigeführt werden, außerdem verbreitet Kohlenstaub die Flammen einer Schlagwetterexplosion auf weite Entfernungen durch die Grube und erzeugt dabei große Mengen unatembarer Wetter.

Seit etwa 1890 hat man angefangen, den Kohlenstaub durch Berieselung zu bekämpfen, indem man ihn aus eingebauten Wasserleitungen überall befeuchtete. Man stellte auch an geeigneten Stellen stark durchfeuchtete Zonen her, um die Flamme einer Schlagwetterexplosion zum Erlöschen zu bringen. Das Verfahren ist jedoch durch den Einbau der Wasserleitungen und die ständige Bedienung teuer, auch hat es den Nachteil, daß durch lebhaften Wetterwechsel ein schnelles Austrocknen der durchfeuchteten Räume namentlich an Ruhetagen eintritt. Ferner stehen tonige Gesteine, wenn sie befeuchtet werden, nicht so gut, als wenn sie trocken bleiben.[431] Endlich haben die durchfeuchteten Zonen, wenigstens bei stärkeren Explosionen, ihren Zweck nicht erfüllt, die Explosionsflamme schlug hindurch. – Vielfach sind andre Mittel zur Bekämpfung des Kohlenstaubes versucht worden. Auf Vorschlag Meißners wollte man die Kohle vor dem Schießen durch Druckwasser, das in gut verschlossene Bohrlöcher eingebracht wurde, durchtränken. Der auf den Rissen und Klüften vorhandene Kohlenstaub sollte durchfeuchtet und die Kohle zugleich gelockert werden. Die bis in die neueste Zeit fortgesetzten Versuche haben aber gezeigt, daß das Verfahren nicht allgemein anwendbar ist (gewisse Kohlen lassen sich nicht durchtränken), auch ist es zu teuer [1]. – Weiter hat man andre Berieselungsmittel versucht, solche, die den Staub erhärten (Wasserglas), Lösungen von hygroskopischen Salzen und ölige Lösungen, wie sie zum Besprengen verkehrsreicher Straßen verwendet werden. Man hoffte, daß der hohe Preis dadurch wieder ausgeglichen werden könnte, daß die Durchfeuchtung des bereits vorhandenen und. des sich frisch ablagernden Kohlenstaubes durch einmalige Berieselung auf längere Zeit gesichert wäre, das ist aber nicht der Fall [2]. Dann empfahl Kruskopf, Dortmund, einen Explosionslöscher. Mit Wasser gefüllte, muldenartige Gefäße sind in einem Türrahmen befestigt, der zur Seite geschlagen ist, um den Verkehr nicht zu stören (Fig. 1). Durch den Luftstoß einer Explosion wird der Türrahmen zugeschlagen, die Gefäße kippen um, das Wasser wird verschüttet und weithin verspritzt (Fig. 2), es bildet sich eine reichlich nasse Zone, durch welche die Explosionsflamme gelöscht wird.

In England und Frankreich will man den Kohlenstaub durch Gesteinstaub unschädlich machen, dabei in den Strecken wegen der Gefahr des Steinfalles das Berieseln vermeiden und die Löhne für die tägliche Bedienung sparen. Am geeignetsten erweist sich sein gemahlener Staub von weichem Kohlenschiefer. Die in Versuchsstrecken ausgeführten Versuche haben ergeben, daß eine Beimischung von Gesteinstaub die Entzündlichkeit des Kohlenstaubes herabsetzt und daß der Gesteinstaub die Ausbreitung von Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosionen verhindert [3]. – In England wird z.B. auf der Altoftsgrube das folgende Verfahren angewendet: In den Abbauen wird berieselt, da die Vermengung der Kohle mit dem Gesteinstaub ihren Wert herabsetzen würde. In den Strecken (und zwar hat man das Verfahren bereits auf 20 km Länge angewendet) wird der Kohlenstaub sorgfältig entfernt und dann Gesteinstaub gestreut; sollte sich mit der Zeit frischer Kohlenstaub ablagern, so wird frischer Gesteinstaub darüber gestreut. Gesundheitliche Schädigungen sind infolge des neuen Verfahrens bis jetzt nicht beobachtet worden. Trotzdem muß es Zweifelhaft erscheinen, ob in deutschen Gruben die Berieselung durch das Streuen von Gesteinstaub ersetzt werden wird.


Literatur: [1] Trippe, Ueber Stoßtränken und hydraulische Kohlensprengung in Steinkohlenflözen nach dem Verfahren des Geh. Oberbergrats Meißner; Bericht über den internationalen Kongreß zu Düsseldorf 1910; Berichte über Bergbau, S. 234. – [2] Forstmann, Untersuchungen über die Austrocknung der Grubenbaue und die Bekämpfung des Kohlenstaubes, Essener »Glückauf« 1910, S. 37 ff. – [3] Friedensburg, Die Bekämpfung der Kohlenstaubexplosionen durch Gesteinstaub und die Durchführung dieses Verfahrens im englischen Steinkohlenbergbau, Essener »Glückauf« 1913, S. 157.

Treptow.

Fig. 1 und 2.
Fig. 1 und 2.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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