- Mangelrad
Mangelrad, ein eigenartig gestaltetes Zahnrad, das eine im abwechselnden Sinne rotierende bezw. schwingende Bewegung vollzieht, die durch ein eingreifendes, in einem Sinne rotierendes Zahnrad erzeugt wird [1].
In Fig. 1 ist zur Erläuterung ein kreisförmig gestaltetes Mangelrad Φπ schematisch dar gestellt. Dieses Mangelrad mit der festen Achse Φ ist auf dem um Φ beschriebenen Kreise π[294] bis auf eine Lücke AΩ mit z.B. 29 Triebstöcken verzahnt, die, in die Radscheibe Φπ eingesetzt, aus derselben hervorragen. In dieses Mangelrad Φπ greift ein z.B. mit acht Zähnen versehenes Zahnrad Fp, dessen Achse F in einer Schlitzrundung gelagert ist und mit einem auf der Radscheibe Φπ befindlichen Ansatz αßγ in Berührung bleibt. Durch Drehung des Rades Fp im Sinne des Pfeiles s rotiert auch das Mangelrad im Sinne des Pfeiles σ, bis die Mitte des Triebstockes A in die Zentrale Φ F gelangt; von da an bleibt der Triebstock A in der entsprechenden Zahnlücke des Rades Fp, wird über die Zentrale hinweggeschoben, und gleichzeitig gleitet der hintere Teil der Achse F zwischen den zu A zentrischen zylindrischen Ansätzen ß, ß', die sich auf der Radscheibe Φπ befinden. Dadurch steigt die Achse F in dem Schlitze nach aufwärts, lagert sich in der oberen Schlitzrundung und bleibt mit dem Ansatz γ des Mangelrades Φπ in Berührung. Nach diesem Vorgang dreht sich dann das Mangelrad im entgegengesetzten Sinn. Dieselben Beziehungen der Bewegungen treten beim Eingriff des Triebstockes Ω auf und somit wird durch eine gleichsinnige Drehung des Rades Fp eine bald vorwärts, bald rückwärts gehende Drehung des Mangelrades Φπ bewirkt. Das Rad Φπ wird, weil es von altersher zur Bewegung des Kastens einer Mangel dient, Mangelrad genannt und wird auch als Wenderad bezeichnet, weil es die Umwendung in der Bewegung bewirkt. Dieses Mangelrad wird auch bei Spinnmaschinen angewendet [2]. Wird der Radius des Kreises π unendlich groß genommen, dann geht dieser Kreis in eine Gerade über und man erhält das in Fig. 2 dargestellte zahnstangenförmige Mangelrad, das sich in Prismenführung hin und her bewegt. Anstatt der geradlinigen Triebstockverzahnung AΩ kann auch eine innere Verzahnung dieses Langrades längs zweier beiderseits zu AΩ parallelen Strecken und längs zweier diese Strecken verbindenden Halbkreise verwendet werden [3].
Literatur: [1] Lanz und Bétancourt, Essai sur la composition des machines, Paris 1808, S. 37; Burmester, Lehrb. der Kinematik, Leipzig 1888, Bd. 1, S. 383. [2] Polytechn. Zentralbl. 1835, S. 991; Grothe, Streichgarnspinnerei, Berlin 1876, S. 605. [3] Salomon de Caus, Les raisons des forces mouvantes, 1615, Prob. 16; Weisbach, Abänderung der Bewegung, in Hülße, Allg. Maschinenencyklopädie, Leipzig 1841/44, Bd. 1, S. 55.
Burmester.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.