- Schutzvorhang
Schutzvorhang dient in Theatern zum feuersicheren Abschluß zwischen Bühne und Zuschauerraum. Nachdem sich die aus Eisendraht gewebte Kurtine nicht bewährt hat, indem sie das Eindringen von Rauch in den Zuschauerraum nicht verhindern kann, schritt man zum Bau von Schutzvorhängen aus Trägerwellblech.
[836] Die Figur zeigt einen solchen in einer größeren Anzahl Theater eingeführten Vorhang aus der Fabrik von L. Bernhard & Co. in Berlin. Derselbe besteht aus einem oberen seiten Teil, der an der Unterkante mit einem -Eisen als Träger eines Sandverschlusses versehen ist, und einem beweglichen unteren Teil, dessen obere -Eisenbesäumung in die erwähnte Sanddichtung einfällt. Die seitlichen Führungen des Vorsprungs bestehen ebenfalls aus -Eisen. Der aufziehbare Teil ist durch zwei Gegengewichte so weit ausbalanciert, daß er leicht durch zwei Mann an der Winde in 1 Minute aufgezogen werden kann. Die Winde ist so eingerichtet, daß beim Niedergang des Vorhangs die Kurbel stehen bleibt und daß ein Zug an einem Auslösungshebel genügt, um den Vorhang in etwa 10 Sekunden gleichmäßig herabzulassen. Die an Drahtseilen aufgehängten Gewichte bewegen sich in 25 cm weiten Gußröhren; dieselben haben am Umfang eine Filz- und Bürstendichtung, so daß im Falle eines plötzlichen Seilbruchs ein Luftpuffer entsteht, indem sich ein seitliches Ventil durch raschen Luftaustritt schließt. Bei regelmäßigem Gang bleibt das Ventil jedoch etwas geöffnet und läßt die Luft frei ein- und ausströmen. Die Energie beim raschen Niederlassen wird außerdem dadurch paralysiert, daß die Gegengewichte zweiteilig hergestellt und die Teile durch eine Kette so miteinander verbunden sind, daß der untere Teil bis kurz vor dem Aufsetzen des Vorhangs auf das Podium im Führungsrohr liegen bleibt. Die Ketten dienen nebenbei noch zur Ausgleichung des Gewichts der Drahtseile und es wird durch die Kombination mit der Zentrifugalbremse an der Winde auch beim raschesten Niedergang ein sanftes Aufsetzen des Vorhangs sicher erreicht. Versagen des eisernen Schutzvorhangs, Störungen durch Bruch einer Aufzugskette, eines Aufzugsrades, Selbstauslösung einer Bremse, unvorsichtige Behandlung beim Aufziehen haben denselben teilweise in Mißkredit gebracht und die Herstellung von gegen Ueberdruck versteiften Asbestvorhängen hervorgerufen. Der erstere wird aber schon deshalb, weil er wie kein andrer dem Zuschauer die nötige Beruhigung gibt, stets den Vorrang behalten.
Literatur: [1] Gilardone, Franz, Handbuch des Theater-Lösch- und Rettungswesens, Hagenau i. Els. 1882. [2] Fölsch, Theaterbrände und die zur Verhütung erforderlichen Schutzmaßregeln, Hamburg 1882.
Weinbrenner.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.